Samstag, 25. Oktober 2025

Der bunte Zauberbogen am Himmel

Ihr Lieben! Zunächst möchte ich Danke sagen dafür, dass so viele hier waren, um meine Geschichte 'Eine wundersame Freundschaft' zu lesen. - Wisst Ihr, das Schreiben macht mir 'wieder' sehr viel Freude und eigentlich sollte das Motivation genug sein, um weiterzumachen, doch ich bin ehrlich: das Salz in der Suppe ist für mich, wenn ich anderen damit eine Freude bereiten kann, wenn ich ihnen einen schönen oder vielleicht sogar berührenden Moment mit meiner Geschichte schenken darf. In diesen Zeiten ist das, wie ich finde, soooo wertvoll. 

DANKE, dass DU da bist! 💞


Es war ein ganz gewöhnlicher Nachmittag, als Mia mit ihrem kleinen Sohn Leo Hand in Hand durch den Park spazierte. Die beiden lachten, zählten die Enten auf dem Teich und freuten sich über das bunte Laub, das überall zu sehen war.

Wie aus dem Nichts hörten sie in der Ferne ein Grummeln und aus einer dicken Wolke fielen erste Tropfen.

„Oh nein, Mama, es fängt an zu regnen!“, rief Leo, als die ersten Tropfen auf seine Nase fielen. Schnell zog Mia ihrem Sohn die Kapuze über den Kopf und sah sich suchend um. „Komm schnell, dort vorne ist ein Pavillon, da können wir uns unterstellen“, sagte sie und lief mit Leo an der Hand dorthin.

Unter dem schützenden Dach hörten sie das Prasseln des Regens. Leo schaute neugierig nach draußen. „Wann hört der Regen wieder auf?“, wollte er wissen. Seine Mutter lächelte: „Ich denke, dieses Gewitter zieht rasch vorbei. Warte nur ab!“

Nach wenigen Minuten wurde der Regen weniger und ein Sonnenstrahl brach durch die Wolken. „Schau mal, Leo!“, rief Mia begeistert, als sie einen Regenbogen am Himmel entdeckte.

Leos Augen wurden ganz groß. „Wow, Mama, wie kommt der da hin?“

Mia hockte sich zu Leo und erklärte: „Ein Regenbogen entsteht, wenn die Sonne nach dem Regen auf die kleinen Wassertropfen scheint. Man könnte auch sagen:  Wenn die Sonne die Tropfen küsst, entsteht wie durch Zauberhand ein leuchtender Bogen am Himmel – fast so, als hätte ein Maler ihn dort mit seinem Pinsel hingezaubert.“

Beide schauten eine Weile schweigend in den Himmel, als Mia fortfuhr: „Weißt du, Leo, in einem sehr alten Buch gibt es eine Geschichte über Noah und die große Flut. Die Menschen und alle Tiere waren damals in einer Arche, das war ein gaaaanz großes Schiff. Sie waren dort, weil es soooo viel geregnet hatte, dass alles unter Wasser stand. Und dann erschien irgendwann ein Regenbogen am Himmel, was den Menschen sagen sollte, dass Gott sie auch in der größten Not niemals im Stich lassen wird. Gott, den man auch den Schöpfer nennt, weil er die Welt erschaffen hat, hat uns Menschen also versprochen, dass nie wieder eine so große Flut über die ganze Erde kommen wird, wie es damals war. Der Regenbogen ist also wie ein bunter Gruß von Gott, der uns sagt: ‚Ich bin immer für euch da und passe auf euch auf. Ihr könnt euch sicher fühlen, auch wenn es manchmal stürmt oder gewittert in eurem Leben.‘ Und jedes Mal, wenn wir einen Regenbogen sehen, dürfen wir uns daran erinnern, dass wir nie allein sind.“

Leo schaute immer noch zum Regenbogen. Dann neigte er stark den Kopf und meinte: „Schau mal so, wie ich, Mama. Dann siehst es aus, als wenn der Himmel lächelt.“

Mia tat es ihrem Sohn gleich und schmunzelte. „Du hast recht, der Regenbogen zaubert ein Lächeln an den Himmel.“

Doch Leo hatte noch mehr Fragen: „Warum hat der Regenbogen so viele Farben, Mama?“, 

„Schau Leo, jede Farbe hat ihre Bedeutung. Das Rot steht für die Liebe und dafür, dass sie das größte Himmelsgeschenk ist. – Orange steht für Freude. – Das Gelb ist wie der Sonnenschein, hell und freundlich. – Grün sagt man, schenkt Hoffnung. So wie im Frühling, wenn die Natur wieder erwacht und alles wieder grün wird. – Blau ist der Himmel über uns. Er steht für die Freiheit und das Gefühl, das alles möglich ist. – Ja und Violett ist eine ganz besondere Farbe. Sie zeigt den Menschen, wie geheimnisvoll die Welt ist und sie erinnert uns daran, dass es mehr gibt, als wir mit unseren Augen sehen können.“

Inzwischen wurden die Farben des Regenbogens immer blasser, was Leo ein wenig traurig machte. Gerne hätte er den bunten Zauberbogen am Himmel noch eine Weile beobachtet.

„Weißt du, mein Schatz! Du wirst noch viele Regenbögen in deinem Leben sehen und vielleicht wirst du dich dann an unseren gemeinsamen Moment und diesen Tag zurückerinnern und wer weiß, vielleicht kannst du dann sogar wahrnehmen, wie zauberhafte kleine Engel, die in ein sanftes Licht gehüllt sind und deren Flügel im Sonnenlicht schimmern, über die Regenbogenbrücke zu uns Menschen kommen", malte Mia aus, "und vielleicht wird der Regenbogen mit jedem Schritt, den sie tun, ein wenig heller strahlen. Und dann siehst du vielleicht, dass jeder Engel ein kleines lichtvolles Päckchen in seinen Händen trägt, in denen sie Liebe, Hoffnung und Freundlichkeit zu uns Menschen bringen."

Und so erzählt jeder Regenbogen seine ganz eigene Geschichte und füllt die Herzen der Menschen mit Farbe, Licht und Fantasie.


(c) Martina Pfannenschmidt

Dienstag, 21. Oktober 2025

Eine wundersame Freundschaft

Was ist denn hier los? - Alles voller Staub und Spinnweben! Da muss ich zuerst einmal durchfegen und lüften. 😉 Nach fast drei Jahren wird das höchste Zeit!

Hallo, Ihr Lieben! Ist noch jemand an Bord von meinen früheren Lesern oder habt ihr meinen Blog längst aus eurer Leseliste gestrichen? - Ich könnte es gut verstehen; es war ja wirklich lange sehr still hier. - Aber alles hat seine Zeit und alles hat seinen Sinn. - Seit die Tage wieder kühler werden und man sich allgemein mehr zurückzieht, kam plötzlich der Wunsch in mir auf, wieder Geschichten zu schreiben. Heute stelle ich nun eine erste Geschichte nach langer Zeit für euch in meinen Blog und würde mich riesig freuen, wenn der eine oder die andere noch da ist.

Und nun wünsche ich allen, die (wieder) zu mir gefunden haben, viel Freude beim Lesen!


Im tiefen Wald, hoch oben in einer mächtigen Eiche, wohnte das Eichhörnchen Sir Francis. Mit seinen wachen, bernsteinfarbenen Augen blickte er aus seinem Kobel und entdeckte in der Ferne seinen besten Freund, den Dachs Bartholomäus, den er liebevoll Barty nannte. Elegant stellte Sir Francis seinen buschigen roten Schweif auf, sprang von Ast zu Ast und landete schließlich schwungvoll auf dem weichen, grünen Moos, das die Wurzeln der Eiche ummantelte.

„Hallo, mein Freund!“, rief Sir Francis ihm zu, „du bist heute aber sehr gemächlich unterwegs.“
„Du sagst es, du sagst es! Dieses nasskalte Wetter ist nichts mehr für meine alten Knochen. Und du, mein Freund, kannst es dir erlauben, hier herumzustehen? Musst du nicht Eicheln und Nüsse für den Winter sammeln?“
„Weißt du, in meinem Alter vergesse ich sowieso, wo ich sie vergrabe. Da verlasse ich mich doch besser auf meine gute Nase und schaue, ob ich die Nüsse eines Kameraden stibitzen kann“, scherzte das Eichhörnchen.

Der Dachs schmunzelte. „Dein Humor ist wirklich legendär! Darf ich dich auf einen Tee in meine bescheidene Hütte einladen? Mir wären ein wenig Gesellschaft und Unterhaltung sehr recht.“

Bald darauf saßen die beiden ungleichen Freunde in der gemütlichen Behausung des Dachses. Ihr Eingang befand sich direkt an den Wurzeln der Eiche, in deren Höhe sich das Zuhause des Eichkaters befand. Wie so oft, wenn sie beisammensaßen, erzählten sie sich Geschichten aus ihrer Jugend.

„Erinnerst du dich noch an den Tag, als wir uns das erste Mal trafen?“, fragte der Eichkater.
„Natürlich, erinnere ich mich. Ich war gerade dabei, den Boden nach saftigen Wurzeln zu durchstöbern, als du mich angesprochen hast. ‚Guten Tag, werter Herr‘, sagtest du, was ich ausgesprochen eingebildet fand.“
„Und du hast sehr brummig geantwortet, dass dein Name Bartholomäus sei“, lachte Sir Francis.

Doch schon bald hatten sie entdeckt, wie viel sie gemeinsam hatten: die Liebe zu gutem Essen, das Buddeln nach Nüssen und Trüffeln und die Freude an Abenteuern.

Eines Tages hatten sie beschlossen, die geheimnisvolle Quelle zu suchen, von der die weise Eule ihnen erzählt hatte. Mutig hatten sie sich auf den Weg gemacht. Doch schon bald hatte sich ihnen ein reißender Bach in den Weg gestellt. Das Wasser hatte wild gerauscht, und die Steine waren glitschig gewesen. Während Sir Francis flink von Stein zu Stein gehüpft war, hatte Barty mit seinen kurzen Beinen echte Mühe gehabt. Dann war er abgerutscht und im kalten Wasser gelandet. Im letzten Moment hatte der Dachs nach dem buschigen Schwanz des Eichhörnchens gegriffen, so dass sie es zwar klatschnass aber lebend bis ans andere Ufer geschafft hatten.

Doch kaum hatten sie den Bach hinter sich gelassen, war ein heftiger Sturm aufgezogen, der nicht nur die Blätter umhergewirbelt, sondern auch den Schweif des Eichhörnchens zerzaust hatte.

„Weißt du noch“, scherzte der Dachs, „dass er aussah wie ein explodierter Besen?“

„Ich erinnere mich und auch daran, dass du dich mit deinem Fell in einer Dornenranke verfangen hattest. Nur mit Mühe konnte ich dich damals befreien.“

Erschöpft von all den Abenteuern hatten sie schließlich die geheimnisvolle Quelle erreicht. Sie hatte versteckt in einer kleinen Lichtung, umgeben von moosbedeckten Steinen und hinreißenden Farnen gelegen. Das Wasser war so klar gewesen, dass man bis auf den Grund hatte sehen können, wo bunte Kieselsteine funkelten. Über der Quelle hatte sich ein wunderschöner Regenbogen gespannt und kleine Lichter hatten auf der Wasseroberfläche getanzt. Auch jetzt, in der Erinnerung, spürten sie noch, wie friedlich und gleichzeitig magisch dieser Ort gewesen war.

Sie erinnerten sich daran, wie sie gemeinsam auf das glasklare Wasser geblickt hatten, von dem die Eule gesagt hatte, dass es Wünsche erfülle.

Doch dann hatten sie nicht nur ihr Spiegelbild im Wasser gesehen, sondern auch erkannt, dass sie alles hatten, was sie brauchten, denn ihre Freundschaft war das größte Geschenk.

Nach ihrer Rückkehr hatte sich diese Geschichte schnell unter den Tieren des Waldes verbreitet. Sie zeigte allen, dass selbst ein Dachs und ein Eichhörnchen, so unterschiedlich sie auch sein mochten, die besten Freunde sein können, wenn sie einander vertrauen und helfen.

Und so ist das Fazit dieser Geschichte: Wahre Freundschaft bedeutet, gemeinsam durch Stürme zu gehen, einander zu helfen und zu erkennen, dass das größte Glück oft schon an unserer Seite ist.


(c) Martina Pfannenschmidt

Mittwoch, 30. November 2022

Fußspuren

 

Diese Reizwörter galt es, in einer Geschichte unterzubringen:

Igel, Illustrierte, ideal, intelligent, ignorieren

Regina und Lore haben diesmal leider nicht mitschreiben können, doch ihr wisst, dass ihr in ihren Blogs reichlich 'Lesefutter' findet.


Heute ist ein besonders grauer und trüber Tag. Dennoch gehe ich zum Fenster, um in den Garten zu schauen. Aber nicht, um den Novemberblues anzustimmen, sondern um die Tiere zu beobachten, die sich dort tummeln.

Als Erstes fällt mein Blick dabei auf das Vogelhäuschen, wo sich die Spatzen auf der Buchenhecke daneben in Reih und Glied aufstellen und geduldig warten, bis sie an der Reihe sind. – Sie scheinen ganz genau zu wissen, dass genügend Futter für alle da ist.

Ja und einige von ihnen trotzen der Witterung und nutzen die massive Vogeltränke, um zu baden. Klar, denke ich und muss schmunzeln, heute ist ja auch Samstag: Badetag.

Und schon huscht ein kleiner Igel hinter der Hecke hervor und nimmt zielsicher Fahrt auf Richtung Laubhaufen, den ich extra für ihn vorbereitet habe. Das ist wirklich ein idealer Ort, um es sich dort im Winter so gemütlich wie möglich zu machen.

Tiere sind schon tolle Wesen. So unterschiedlich in ihrer Art. – Aber das sind wir Menschen ja auch.

Wenn ich ein Tier wäre, würde ich gewiss auch einen Winterschlaf halten. Obwohl! Eigentlich wäre das schon schade, die kalte Jahreszeit komplett zu verschlafen. Sie birgt doch auch so manch schöne Momente.

Während ich so ins Weite schaue, frage ich mich, ob Tiere eigentlich auch Freude erfahren können und ob sie ihr Leben als lebenswert empfinden und es in vollen Zügen genießen können?

Und wie ist das eigentlich bei uns Menschen? Leben wir wirklich in der Freude? Wenn wir ehrlich sind, bleibt die doch sehr oft auf der Strecke, bei all dem, was wir so um die Ohren haben und Leben nennen: Arbeiten gehen, die Steuererklärung machen, Rechnungen bezahlen, obwohl das Geld mehr als knapp ist. Da ist die Last des Lebens oft größer, als die Freude.

Ich komme gedanklich noch einmal zurück zu den Tieren. Die meisten von ihnen sind sehr treue Wesen. Was ja nicht unbedingt auf alle Menschen zutrifft. Und wer freut sich schon so auf uns, wie unser Hund, wenn wir wieder nach Hause kommen.

Wer einen Hund hat, der weiß, wie loyal diese Tiere sind. Ihnen ist es schnurzpiepegal, ob unsere Handtasche von Gucci und unsere Schuhe von Christian Louboutin sind. Sie lieben uns, wenn wir morgens verschlafen ins Bad schlurfen und auch, wenn wir unfrisiert und im Bademantel mit ihnen nach draußen gehen. Und all seine Liebe und Treue schenkt uns ein Hund sein ganzes Leben lang und als einzige Gegenleistung erwartet er neben dem Futter ein bisschen Gegenliebe.

Gut, dass sich der Igel schon unter dem Laubhaufen versteckt hat, denke ich gerade. In diesem Moment schleicht nämlich die Katze meines Nachbarn durch den Garten. Ob man nun ein Katzenfan ist, oder nicht, diese Tiere sind für viele Menschen äußerst wertvolle Lebensbegleiter, auf die sie nicht verzichten möchten, weil sie so verspielt und verschmust sind.

Die Nachbarkatze ist jetzt allerdings auf Beute aus. Sie ist dabei voll konzentriert und lässt sich so schnell durch nichts ablenken. Aber ich hoffe natürlich, dass die Maus, die sie im Visier hat, rechtzeitig entkommt. 

Eigentlich können wir Menschen uns von so vielen Tieren eine Scheibe abschneiden. Oder? Wenn ich zum Beispiel an die winzigen Ameisen denke, ahne ich, wie intelligent sie sind. Sie wissen genau, dass sie nur im Kollektiv stark sind. Ganz schön schlau. Auf diese Weise können sie wahrlich Großes bewegen.

Aber das gilt ja genauso für uns Menschen, nicht wahr. Wir sagen so oft: „Ich allein kann sowieso nichts ändern“. Das mag so sein oder so scheinen. Auf der anderen Seite sind wir ganz schön viele! Warum nutzen wir das eigentlich nicht und schaffen gemeinsam Großes? – Vielleicht, weil wir eher gegeneinander, als miteinander unterwegs sind? Wobei doch der Fall der Mauer ein großartiges Beispiel dafür ist, was Zusammenhalt verändern und bewirken kann. Was ist – oder wäre – uns alles möglich, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen würden? Aber wann tun wir das schon? Irgendwie ist jeder in seiner winzigen Welt gefangen; dabei macht Zusammenhalt richtig stark. Und das könnten wir uns von den Ameisen abschauen.

Ich denke noch mal an den Igel und den Winterschlaf zurück. Also, wenn das nicht das Richtige für mich ist, dann könnte ich es doch wie die Katzen halten und 12 bis 16 Stunden täglich schlafen. Also das würde mir richtig gut gefallen. Danach würde ich völlig unaufgeregt und entspannt den Tag beginnen. Aber auch das können wir Menschen uns nicht ‚leisten’. Dafür sind wir doch alle viel zu beschäftigt. Und außerdem schlafen wir oft sowieso schlecht, weil all die Dinge des Alltags uns bis in unsere Träume hinein begleiten. Ja und wenn wir endlich zur Ruhe kommen, klingelt auch schon wieder der Wecker.

In diesem Moment fliegen ein paar Krähen lautstark über mein Haus hinweg. Ich kann sie zwar nicht mehr sehen, aber ihr Krächzen immer noch hören. – Auch das sind übrigens unglaublich schlaue Tiere. Ich habe mal in einer Illustrierten gelesen, dass Krähen ganz bewusst Nüsse auf die Fahrbahn fallen lassen, damit sie von den Autos überfahren und geknackt werden. Doch die Tiere sind schlau genug, um zu wissen, dass sie dabei sehr achtsam sein müssen, damit sie später beim Fressen der Nuss nicht selbst überfahren werden. Eigentlich können wir doch auch davon lernen: Nicht über harte Nüsse jammern, sondern einen Ausweg finden.

Was wir uns nicht alles von den Tieren dieser Welt abschauen könnten. Dass man sich ausreichend Zeit gönnen sollte, um zu entspannen, zum Beispiel. Soviel Gelassenheit wie die Tiere legen wir Menschen eher selten an den Tag. Man hat wirklich den Eindruck, dass unsere Tiere im Hier und Jetzt leben – und der Mensch lebt gedanklich oft mehr in der Zukunft, als in der Gegenwart.

Ja, wir Menschen unterscheiden uns schon in vielen Dingen von den Tieren. Aber vielleicht haben wir eines gemeinsam. Vielleicht lieben Tiere wie die meisten Menschen auch Beständigkeit und wehren sich – wie wir – vehement gegen Veränderungen.  

Aber eines können Tiere im Gegensatz zu uns nicht: über den Tellerrand schauen. Aber das fällt uns Menschen ja auch oft sehr schwer. Doch eines werden wir sehr bald lernen müssen, ob wir wollen oder nicht: menschlicher, umweltfreundlicher und tierfreundlicher zu leben und zu werden. Sonst steht es echt schlecht um uns alle und um unsere Erde.

Wenn ich – bezogen auf die Erde - die Fußspuren der Tiere mit denen der Menschen vergleiche, würde ich sagen: Den Fußabdruck, den unsere Tiere hinterlassen, gleicht den Fußspuren im Sand.

Die Fußspuren, die wir Menschen hinterlassen, kommen eher denen eines Elefanten im Porzellanladen gleich. Das ist eine Tatsache, die wir nicht mehr länger ignorieren dürfen.

 

© Martina Pfannenschmidt, 2022



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Sonntag, 30. Oktober 2022

Schlüssel zum Glücklichsein

Nach einer längeren Pause sind wir (Lore, Regina und ich) heute zurück und haben für euch zu den nachfolgenden Reizwörtern eine Geschichte geschrieben: Hase, Hof, herrlich, hart, heimelig. Habt ganz viel Freude beim Lesen! Übrigens: mit den heutigen Temperaturen habe ich beim Schreiben meiner Geschichte nicht gerechnet. 😎

 

Nun lässt es sich nicht mehr leugnen; wir sind mitten im Herbst angekommen. Schon lange wabern die Nebelschwaden in den frühen Morgenstunden über den Wiesen und Feldern und die Wassertropfen, die sie hinterlassen, hängen schwer an den silbernen Fäden der Spinnennetze.

In der Mittagssonne leuchten die bunten Blätter der Bäume in den schönsten Farben, aber die Zeit, dass wir ohne Strümpfe aus dem Haus gehen konnten, ist längst vorbei.

Jetzt ist sie wieder da, die Jahreszeit, in der wir eine Jacke benötigen, die Heizung anstellen, heißen Tee trinken und uns abends bei Kerzenschein in eine Decke hüllen. Ich muss schon sagen: ich mag diese heimeligen Stunden.

Ich mag aber auch den Sommer. Er holt mich heraus aus meiner Wohnung und mitten hinein in die Natur. Ich bin gerne draußen. Aber das eine schließt das andere ja nicht aus. Auch im Herbst können wir uns draußen aufhalten.

Als Kind war es mir völlig egal, welche Jahreszeit herrschte. Ich war immer draußen. Für ein Dorfkind war das ‚normal’. Damals habe ich mir gar keine Gedanken darüber gemacht. Ich zog mir eine dicke Jacke an und Stiefel und ging nach draußen.

Auf dem Hof meines Nachbarn gegenüber steht noch heute ein mächtiger Walnussbaum. In ihm und um ihn herum tummeln sich nach wie vor die Eichhörnchen. Ich könnte diesen putzigen Tieren stundenlang zuschauen.

Ich weiß noch genau, dass wir als Kinder die Hörnchen mit Leckereien angelockt haben. Manche waren wirklich so mutig, dass sie uns die Nüsse aus der Hand holten.

Wunderschöne Erinnerungen an eine unbeschwerte Kindheit, in der wir im Herbst die Drachen hoch in den Himmel steigen ließen, die Kraniche beobachteten und aus den harten, aber wunderschön braun glänzenden Kastanien herrliche Tiere bastelten.

Heute lädt mich die dunkle Jahreszeit eher zur Innenschau ein. Aber das hat ja auch etwas Gutes. Sich zum Beispiel mal die Zeit dafür zu nehmen und darüber nachzudenken, wofür man dankbar ist.

Sagt man nicht, dass Dankbarkeit der Schlüssel zum Glücklichsein ist? Und was macht es auf der anderen Seite mit uns, wenn wir unzufrieden sind und beurteilend?

Eigentlich ist es ja nicht schwer, dankbar für die schönen Dinge des Lebens zu sein. Oder? Das kann doch eigentlich jeder!

Wir können uns darüber freuen, dass die Sonne scheint, dass es uns gut geht oder dafür Dankbarkeit empfinden, dass wir gesund sind.

Das ist alles kein Kunststück. Jeder kann das.

Aber besteht die wahre Kunst nicht darin, auch in den Momenten, wo das Leben vielleicht nicht so reibungslos verläuft, Dankbarkeit zu empfinden?

Eigentlich geht es doch darum, was wir wählen. Wählen wir in diesen Momenten, zu jammern und uns zu beklagen oder sagen wir: ich pack den Stier bei den Hörnern und nehme die Herausforderung an.

Wir können aus jeder Erfahrung etwas Gutes ziehen. Aber das geht nur, wenn wir dem Kino in unseren Köpfen auch mal Einhalt gebieten, sonst inszeniert er wirklich aus vielen schwierigen Situationen wahre Dramen oder Katastrophenfilme und an Dankbarkeit ist in diesen Momenten gar nicht mehr zu denken.

Gestern traf ich mich mit meiner Freundin und sie brachte mich auf eine wunderbare Idee, die ich jetzt gleich in die Tat umsetzen möchte. Also schnappe ich mir meine Jacke und das kleine Körbchen, das noch ein Zeuge meiner Kindheit ist, und gehe hinaus in die Natur.

Mein erster Weg führt mich direkt auf den Hof meines Nachbarn. Ich hebe eine Walnuss auf, hole mir gedanklich einen Glücksmoment des Sommers zurück und lege stellvertretend dafür die Nuss in mein Körbchen. Nach einiger Zeit habe ich auf diese Art und Weise einige Glücksmomente zusammen getragen: ein Stückchen Moos, Rinde, einen Tannenzapfen, die orangefarbenen Beeren der Eberesche und die roten Früchte des Weißdorns. Jede Sache steht für einen Moment, für den ich besonders dankbar bin.

Ich nehme das gefüllte Körbchen mit in meine Wohnung und gebe ihm einen besonderen Platz. So kann ich jedes Mal, wenn mein Blick auf all die Schätze fällt, meine Glücksmomente, die ich damit verbinde, wieder in mir in Erinnerung rufen.

Ganz sicher werde ich dabei auch an den Hasen denken, der verschreckt davon hoppelte, als ich den Zapfen aus dem hohen Gras fischte. - Und ich nehme mir vor, mich jedes Mal daran zu erinnern, dass Dankbarkeit ein hohes Gut ist, das ich mir bewahren sollte!

 

© Martina Pfannenschmidt, 2022


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Donnerstag, 1. September 2022

Lebenszeichen

Hallo, lieber Besucher und Leser meines Blogs! Ich freue mich, dass du da bist! Und vielleicht - wenn du mir und meinem Blog schon länger folgst, fragst du dich, was los ist und warum es so still geworden ist in meinem Blog? Keine Reizwörtergeschichten - Funkstille!

Geplant war diese Pause 'eigentlich' nicht. Doch dann merkten wir 3 Schreiberinnen (Regina, Lore und ich), dass wir eine Sommerpause gut gebrauchen konnten. - Ja und 'eigentlich' sollte es im September weitergehen mit unseren Geschichten - jeweils zum 15. und 30. des Monats.

Aber manchmal plant das Leben anders, als wir - und so haben wir vorerst das Einstellen von Reizwörtergeschichten auf den 30. Oktober verschoben.

Ich kann noch nicht versprechen, dass ich dann wieder mit dabei sein werde, da ein weiteres Hobby, neben dem Schreiben von Kurzgeschichten, die 'Arbeit mit Energien' ist - und diese Arbeit fordert momentan meine ganze Aufmerksamkeit.

Ihr Lieben, ich verabschiede mich für eine Weile. Wie lange sie andauern wird, kann ich heute noch nicht sagen. Allerdings kann ich sagen, dass ihr - bei Interesse - viiiiiiieeeele Geschichten in meinem Blog finden könnt. - Und dies gilt ebenso für die Blogs von Lore und Regina!

Kommt gut durch diese energetisch wie emotional herausfordernden Zeiten und vor allen Dingen: bleibt gesund und im Vertrauen! 

Alles Liebe!

Martina

Freitag, 15. Juli 2022

Schwiegermütter sind auch nur Menschen

Reizwörter: Geräusch, Gitter, gehen, gelb, geräumig

Auch bei Regina findet ihr eine Geschichte mit diesen Reizwörtern. Zwar setzt Lore mit den Reizwortgeschichten eine kleine Weile aus, doch bei ihr findet ihr unzählige Geschichten und zauberhafte Märchen!


Mein Name ist Mandy. Ich bin 31 Jahre alt, verheiratet und Mutter, und zwar seit genau 10 Wochen. Als solche bin ich natürlich nicht nur zusätzlich Ehefrau und Tochter, sondern auch Schwiegertochter … doch der Reihe nach.

Also, mein lieber Mann, der Kevin, hat, wie wir alle, eine Mutter. Meine Schwiegermutter. Und die war echt in Ordnung, bis wir vor genau einem Jahr beschlossen haben, zu ihr ins Haus zu ziehen.

„Mandy, du hast schon wieder die Wäsche falsch aufgehängt.“

Also bis dahin wusste ich gar nicht, dass man Wäsche falsch aufhängen kann. Aber man kann! Meine Schwiegermutter hängt sie nämlich immer der Größe nach auf die Leine. Der Größe nach! Das muss man sich mal vorstellen. Und weshalb und für wen? Ich kann es euch sagen: für die Nachbarn, damit die ein schönes Bild haben bzw. sich von meiner Schwiegermutter ein großartiges Bild machen. „Schau mal, was für eine adrette und ordentliche Frau die Gisela ist.“ 

Sch… drauf! Aber das sagt und denkt man natürlich nicht.

Und kochen konnte und kann ich natürlich auch nicht so gut, wie sie. Und natürlich weiß ich auch nicht, was ein Mann, wie der Kevin, braucht und gerne isst. Nämlich Fleisch und zwar jede Menge davon.

„Der Kevin muss so hart arbeiten. Der braucht etwas Richtiges zu essen und nicht nur Salat und dieses, dieses, wie heißt’s noch? Na, du weißt schon, was ich meine, dieses vegetative Essen eben.“

„Das heißt vegetarisch, Gisela, und ist auch für deinen Sohn gut und gesund.“

„Was sagst DU denn dazu, Kevin?“

Na gar nichts sagt er, weil er natürlich seiner geliebten Mama nicht in den Rücken fallen möchte. Find ich auch nicht wirklich prickelnd. Aber gut. Ich komm schon klar. Wäre nur schön, wenn ich ein bisschen mehr Schlaf bekäme. Dann könnte ich all die guten Ratschläge, die sie mir gibt, vielleicht besser verkraften. Aber, wie sagt man so schön: ich gehe auf dem Zahnfleisch. Ich weiß gar nicht mehr, wie es sich anfühlt, ausgeschlafen zu sein.

Aber zurück zum Beginn meiner Schwangerschaft. Also, ich kann euch sagen, die Gisela war so was von nett zu mir, als sie erfahren hat, dass sie Oma wird. Ich war ganz glücklich, dass ich sie damit glücklich machen konnte. Doch dieses Gefühl hielt nicht lange an. Da gebe ich euch doch mal ein Beispiel. Als ich im 9. Monat schwanger war, kam die Frage: „Wie lange darf man denn heute im Krankenhaus bleiben?“

Wie? Was ist das denn für eine Frage? Wer möchte schon länger dort bleiben, als nötig. Die Erklärung kam umgehend: „Weißt du, als der Kevin geboren wurde, fand ich das echt super. Ich konnte mich richtig gut von der Entbindung erholen, weil sich ja die Schwestern um den Kevin gekümmert haben. Da habe ich richtig viel Kraft tanken können.“

Ich ersparte es mir, Gisela zu erklären, dass das aus heutiger Sicht eben nicht mehr der richtige Weg ist und es besser ist, wenn das Kind nicht von der Mutter getrennt wird und seine Nächte getrennt von ihr verbringen muss. Wenn ich ehrlich bin, muss ich allerdings gestehen, dass ich damals noch nicht wusste, was es bedeutet, wenn man zum Zeitpunkt der Geburt seines Kindes bereits seit 48 Stunden keinen Schlaf bekommen hat und man zweitens in einem Dreibettzimmer mit eben zwei weiteren Müttern und insgesamt 3 Babys verbringen muss und auch nicht, was es wirklich bedeutet, sein Kind direkt nach der Geburt rund um die Uhr versorgen zu müssen – und das nach unaussprechlich schmerzhaften Wehen und einer schweren Geburt.

Klar hat man das alles nach ein paar Stunden wieder vergessen und ist einfach nur glücklich, das Baby endlich in seinen Armen zu halten. Obwohl! Ganz ehrlich! Manchmal ist es auch einfach nur anstrengend und dann das Stillen … aber ich will nicht jammern. Meine kleine Tochter ist wirklich ein Sonnenschein und zuckersüß. Wären da nur nicht dieser Schlafmangel und meine Schwiegermutter.

Weiteres Beispiel ihrer nicht enden wollenden guten Ratschläge:

Als ich gestern mit unserer Kleinen spazieren gehen wollte, schoss sie aus ihrer Wohnungstür heraus: „Mandy, was ich dir unbedingt noch sagen wollte, also das mit dieser Kette die da im Kinderwagen baumelt, das ist nicht gut für das Kind. Schau mal, die hängt doch so nah vor ihren Augen. Nicht dass sie dadurch noch anfängt zu schielen.“

Ist echt eins zu eins so passiert. Da fehlen einem doch die Worte, oder nicht? Komisch nur, dass ihr Sohn niemals mit guten Ratschlägen versorgt wird. Die bekomme ausschließlich ich um die Ohren gehauen. Erwähnte ich schon meinen Schlafmangel und dass ich dadurch besonders sensibel geworden bin? Ich möchte noch kurz ansprechen, dass ich in der Nacht vor dieser Situation unser Baby drei Stunden lang durch die Wohnung getragen habe. Ich habe es gestreichelt, massiert und gesungen, bis es endlich, endlich in einen Tiefschlaf gefallen ist – für genau drei Stunden, in denen ich auch schlafen durfte. Ja und dann sind da ja auch noch diese Brüste, die schmerzen und all die Hormone und der Beckenboden, der sich in einem desolaten Zustand befindet. Da sind all die vielen Ratschläge einfach zu viel. Also habe ich diese wunderschöne, mit einer gelben Sonne, einem blauen Elefanten, einem grünen Äffchen und vielen bunten Kugeln bestückte Kette tatsächlich abgenommen, weil ich einfach keine Kraft für Gegenargumente mehr gefunden habe.

Nach dem Spaziergang habe ich dann meine Mutter angerufen und mich bei ihr ausgeweint. Ich habe davon erzählt, dass sich das Stillen irgendwann zu einem gemeinsamen Weinen entwickelt hat, weil ich vor Schmerzen und mein Baby vor Hunger weint. Dass ich das Tragetuch einfach schrecklich finde und dass ich permanent ein schlechtes Gewissen habe und Angst, wirklich alles falsch zu machen. Und wisst ihr, was meine Mutter gesagt hat: „Deinem Kind kann es nur gut gehen, wenn es dir gut geht und deshalb mache ich mich jetzt auf den Weg zu euch und nehme dir sooft es geht die Kleine ab. Weißt du, Mandy, früher verbrachten die Mütter nach der Geburt eine Woche im Wochenbett. In der Zeit nahm man ihr vieles ab, damit sie wieder in ihre Kraft kam. Heute erwartet man von den Müttern nach der Geburt nach meinem Empfinden viel zu früh, viel zu viel.“

Seither sind zwei Wochen vergangen und alles ist schon viel entspannter. Ich lege mich auch tagsüber mal hin, wenn das Baby auch schläft und fühle mich schon viel besser.

In diesem Moment höre ich Geräusche aus dem Kinderzimmer. Als ich den geräumigen Raum betrete, liegt unsere Kleine mit geöffneten Augen in ihrem Gitter-Bettchen und strahlt mich an. Vor lauter Glück habe ich Tränen in den Augen. Wir zwei sind ein wirklich gutes Team geworden und eines ist mir inzwischen ebenfalls klar geworden: Schwiegermütter sind auch nur Menschen!

 

© Martina Pfannenschmidt, 2022


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Donnerstag, 30. Juni 2022

Ich glaube, ich …

Unsere Reizwörter: Ferien, Frühstück, flott, fauchen, freuen

Schaut auch bitte, welche Geschichten Regina und Lore zu diesen Reizwörtern eingefallen sind.


Gestern war mein letzter Schultag vor den Ferien. Aber diesmal habe ich mich auf diesen Tag gar nicht so doll gefreut, wie sonst. Nicht, weil ich schlechte Noten bekommen hätte, sondern weil diesmal alles ein bisschen anders war, als sonst.

In diesem Jahr verlassen meine Mitschüler und ich die Grundschule und wir gehen nach den Sommerferien auf andere Schulen. Deshalb mussten wir uns gestern für eine lange Zeit oder vielleicht sogar für immer voneinander verabschieden. Und das fand ich ganz schön blöd, vor allen Dingen deshalb, weil mein bester Kumpel zu einer anderen Schule gehen wird, als ich. Schließlich saßen wir vier Jahre lang nebeneinander und wir kennen uns schon seit unserer Kindergartenzeit und deshalb hatte ich einen dicken Kloß im Hals, als ich ihm Tschüß gesagt habe, obwohl ich ihn beim Fußball trotzdem noch sehen werde.

Ja, und jetzt ist dieser Kloß vom Hals in den Bauch gerutscht und liegt dort wie ein dicker Stein. Warum? Weil ich ziemlich aufgeregt bin, was ich natürlich niemals zugeben würde. Gleich nach dem Frühstück werde ich nämlich zum ersten Mal alleine mit dem Zug fahren. Ich bin bisher überhaupt erst einmal mit einem Zug gefahren, als wir an der Ostsee Urlaub gemacht haben. Damals sind wir mit der ‚Dicken Molly’ gefahren. Das ist so eine alte Dampflok, die sehr langsam, aber ziemlich laut fauchend und schnaufend durch die Straßen des Ortes fährt. Das war zwar auch ganz schön, doch jetzt fahre ich mit einem ICE und Mama sagt, der ist ordentlich flott unterwegs.

Warum ich alleine mit dem Zug fahre? Ich mache eine Woche Urlaub bei meinen Großeltern. Darauf freue ich mich schon sehr, weil eine Woche alleine bedeutet: ohne meine manchmal nervende kleine Schwester und ohne den Stress, den meine Mama macht, weil ich mein Zimmer mal wieder nicht aufgeräumt habe.

Aber irgendwie denke ich: wäre ich bloß schon da! Doch das sage ich natürlich niemandem. Ich bin ja keine Memme. Schließlich werde ich bald 11. Da schafft man das. Das hat Papa mir gestern Abend auch noch mal gesagt. Das ist wohl so eine Jungssache, dass man stark und tapfer sein soll. Aber so einfach ist das gar nicht.

Ich will ja jetzt nicht petzen, aber ich glaube, Papa hätte fast geweint, als er mir gestern Abend Tschüß gesagt hat. Er hat zwar so getan, als sei ihm etwas ins Auge geflogen, aber das habe ich ihm nicht geglaubt. Aber egal! Ich werde gleich mutig in den Zug steigen und das Abenteuer kann beginnen.

Der Abschied von Mama fiel mir eben ganz schön schwer. Und ihr auch. Aber das ist okay! Mama ist ja schließlich ein Mädchen und die dürfen auch mal weinen. Ich habe natürlich nicht geweint.

Inzwischen ist der Stein in meinem Bauch auch schon kleiner geworden, denn ich sitze bereits hinten im Auto von Oma und Opa und kann sogar schon ihr Haus sehen. Es ist ziemlich alt und ziemlich groß. Aber ich mag es und Oma und Opa sowieso. Sonst wäre ich ja jetzt gar nicht hier.

„Opa hat heute früh Kirschen gepflückt“, erzählt mir Oma, „wenn du Lust hast, kannst du mir gleich beim Marmelade kochen helfen.“

„Du kannst aber auch zuerst einmal einen kleinen Spaziergang mit Kalle machen“, schlägt Opa vor.

Genau in dieser Reihenfolge werde ich in meine Ferien starten.

Kalle ist ein kleiner schwarz-weißer Terrier und er springt vor Freude an mir hoch und möchte mir am liebsten quer über den Mund lecken, als ich mich vor ihm hinknie.

„Wollen wir einen Spaziergang machen?“, frage ich ihn und er bellt ein kurzes ‚Ja’.

Also schnappe ich mir die Leine und wir beiden gehen einen Feldweg entlang. Am Feldrand rechts und links von mir stehen leuchtend rote Mohnblumen und blaue Kornblumen. Vielleicht pflücke ich Oma auf dem Rückweg einen Strauß davon. Dass Mohnblumen giftig sind, weiß ich natürlich. Aber über Kornblumen würde sie sich bestimmt freuen.

Am Ende der Felder biege ich nach rechts ab und sehe ein Mädchen auf mich zukommen, das ebenfalls einen Hund an der Leine führt. Ihre langen weizenblonden Haare wehen dabei im Wind und als sie näher kommt und mich anlächelt, sehe ich, wie ihre supergeile Zahnspange aufblitzt.

Wow, was passiert denn in diesem Moment, wo sie mir gegenübersteht und die beiden Hunde sich freudig begrüßen, in meinem Bauch? Der kleine Stein der da immer noch so schwer lag, bekommt plötzlich Flügel. Es ist, als würde er abheben.

„Hallo“, spricht sie mich an, „bist du Elias?“

Ihre Augen, die mich wie zwei funkelnde Sterne anschauen, sind so blau wie der Himmel über uns. Ich kann gar nichts sagen, nicke nur.

„Ich bin Leni und wohne mit meiner Mutter für eine Woche in der Ferienwohnung deiner Großeltern. Deine Oma hat mir vorhin erzählt, dass du heute zu Besuch kommst und da du Kalle an der Leine hast, vermutete ich, dass du es bist.“

Was macht dieses Mädchen mit mir? Ich bin völlig verwirrt und das schlimmste: ich kann nicht reden. Kein Wort kommt aus meinem Mund, obwohl ich sonst eigentlich immer quatsche.

„Wollen wir vielleicht ein Stück zusammen gehen?“, fragt sie weiter.

„Okay!“, antworte ich und bin froh, dass ich dieses Wort sagen kann.

Dieses Mädchen ist so anders, als die Mädchen aus meiner Klasse - und sie riecht so gut. Ich glaube, nach Vanille oder so.

„Wollen wir nachher zusammen ins Freibad gehen?“, möchte sie von mir wissen und ich antworte so cool wie möglich: „Können wir machen!“

Wie gut, dass sie nicht sehen kann, wie laut mein Herz dabei klopft. Was ist nur los mit mir, frage ich mich noch einmal. Und dann kommt ein Gefühl auf mich herab, wie warmer Sommerregen: Ich glaube, ich … habe mich verliebt!

 

© Martina Pfannenschmidt, 2022


Diese Geschichte nimmt an Elkes 'froher und kreativer Linkparty' teil.

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