Mittwoch, 30. November 2022

Fußspuren

 

Diese Reizwörter galt es, in einer Geschichte unterzubringen:

Igel, Illustrierte, ideal, intelligent, ignorieren

Regina und Lore haben diesmal leider nicht mitschreiben können, doch ihr wisst, dass ihr in ihren Blogs reichlich 'Lesefutter' findet.


Heute ist ein besonders grauer und trüber Tag. Dennoch gehe ich zum Fenster, um in den Garten zu schauen. Aber nicht, um den Novemberblues anzustimmen, sondern um die Tiere zu beobachten, die sich dort tummeln.

Als Erstes fällt mein Blick dabei auf das Vogelhäuschen, wo sich die Spatzen auf der Buchenhecke daneben in Reih und Glied aufstellen und geduldig warten, bis sie an der Reihe sind. – Sie scheinen ganz genau zu wissen, dass genügend Futter für alle da ist.

Ja und einige von ihnen trotzen der Witterung und nutzen die massive Vogeltränke, um zu baden. Klar, denke ich und muss schmunzeln, heute ist ja auch Samstag: Badetag.

Und schon huscht ein kleiner Igel hinter der Hecke hervor und nimmt zielsicher Fahrt auf Richtung Laubhaufen, den ich extra für ihn vorbereitet habe. Das ist wirklich ein idealer Ort, um es sich dort im Winter so gemütlich wie möglich zu machen.

Tiere sind schon tolle Wesen. So unterschiedlich in ihrer Art. – Aber das sind wir Menschen ja auch.

Wenn ich ein Tier wäre, würde ich gewiss auch einen Winterschlaf halten. Obwohl! Eigentlich wäre das schon schade, die kalte Jahreszeit komplett zu verschlafen. Sie birgt doch auch so manch schöne Momente.

Während ich so ins Weite schaue, frage ich mich, ob Tiere eigentlich auch Freude erfahren können und ob sie ihr Leben als lebenswert empfinden und es in vollen Zügen genießen können?

Und wie ist das eigentlich bei uns Menschen? Leben wir wirklich in der Freude? Wenn wir ehrlich sind, bleibt die doch sehr oft auf der Strecke, bei all dem, was wir so um die Ohren haben und Leben nennen: Arbeiten gehen, die Steuererklärung machen, Rechnungen bezahlen, obwohl das Geld mehr als knapp ist. Da ist die Last des Lebens oft größer, als die Freude.

Ich komme gedanklich noch einmal zurück zu den Tieren. Die meisten von ihnen sind sehr treue Wesen. Was ja nicht unbedingt auf alle Menschen zutrifft. Und wer freut sich schon so auf uns, wie unser Hund, wenn wir wieder nach Hause kommen.

Wer einen Hund hat, der weiß, wie loyal diese Tiere sind. Ihnen ist es schnurzpiepegal, ob unsere Handtasche von Gucci und unsere Schuhe von Christian Louboutin sind. Sie lieben uns, wenn wir morgens verschlafen ins Bad schlurfen und auch, wenn wir unfrisiert und im Bademantel mit ihnen nach draußen gehen. Und all seine Liebe und Treue schenkt uns ein Hund sein ganzes Leben lang und als einzige Gegenleistung erwartet er neben dem Futter ein bisschen Gegenliebe.

Gut, dass sich der Igel schon unter dem Laubhaufen versteckt hat, denke ich gerade. In diesem Moment schleicht nämlich die Katze meines Nachbarn durch den Garten. Ob man nun ein Katzenfan ist, oder nicht, diese Tiere sind für viele Menschen äußerst wertvolle Lebensbegleiter, auf die sie nicht verzichten möchten, weil sie so verspielt und verschmust sind.

Die Nachbarkatze ist jetzt allerdings auf Beute aus. Sie ist dabei voll konzentriert und lässt sich so schnell durch nichts ablenken. Aber ich hoffe natürlich, dass die Maus, die sie im Visier hat, rechtzeitig entkommt. 

Eigentlich können wir Menschen uns von so vielen Tieren eine Scheibe abschneiden. Oder? Wenn ich zum Beispiel an die winzigen Ameisen denke, ahne ich, wie intelligent sie sind. Sie wissen genau, dass sie nur im Kollektiv stark sind. Ganz schön schlau. Auf diese Weise können sie wahrlich Großes bewegen.

Aber das gilt ja genauso für uns Menschen, nicht wahr. Wir sagen so oft: „Ich allein kann sowieso nichts ändern“. Das mag so sein oder so scheinen. Auf der anderen Seite sind wir ganz schön viele! Warum nutzen wir das eigentlich nicht und schaffen gemeinsam Großes? – Vielleicht, weil wir eher gegeneinander, als miteinander unterwegs sind? Wobei doch der Fall der Mauer ein großartiges Beispiel dafür ist, was Zusammenhalt verändern und bewirken kann. Was ist – oder wäre – uns alles möglich, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen würden? Aber wann tun wir das schon? Irgendwie ist jeder in seiner winzigen Welt gefangen; dabei macht Zusammenhalt richtig stark. Und das könnten wir uns von den Ameisen abschauen.

Ich denke noch mal an den Igel und den Winterschlaf zurück. Also, wenn das nicht das Richtige für mich ist, dann könnte ich es doch wie die Katzen halten und 12 bis 16 Stunden täglich schlafen. Also das würde mir richtig gut gefallen. Danach würde ich völlig unaufgeregt und entspannt den Tag beginnen. Aber auch das können wir Menschen uns nicht ‚leisten’. Dafür sind wir doch alle viel zu beschäftigt. Und außerdem schlafen wir oft sowieso schlecht, weil all die Dinge des Alltags uns bis in unsere Träume hinein begleiten. Ja und wenn wir endlich zur Ruhe kommen, klingelt auch schon wieder der Wecker.

In diesem Moment fliegen ein paar Krähen lautstark über mein Haus hinweg. Ich kann sie zwar nicht mehr sehen, aber ihr Krächzen immer noch hören. – Auch das sind übrigens unglaublich schlaue Tiere. Ich habe mal in einer Illustrierten gelesen, dass Krähen ganz bewusst Nüsse auf die Fahrbahn fallen lassen, damit sie von den Autos überfahren und geknackt werden. Doch die Tiere sind schlau genug, um zu wissen, dass sie dabei sehr achtsam sein müssen, damit sie später beim Fressen der Nuss nicht selbst überfahren werden. Eigentlich können wir doch auch davon lernen: Nicht über harte Nüsse jammern, sondern einen Ausweg finden.

Was wir uns nicht alles von den Tieren dieser Welt abschauen könnten. Dass man sich ausreichend Zeit gönnen sollte, um zu entspannen, zum Beispiel. Soviel Gelassenheit wie die Tiere legen wir Menschen eher selten an den Tag. Man hat wirklich den Eindruck, dass unsere Tiere im Hier und Jetzt leben – und der Mensch lebt gedanklich oft mehr in der Zukunft, als in der Gegenwart.

Ja, wir Menschen unterscheiden uns schon in vielen Dingen von den Tieren. Aber vielleicht haben wir eines gemeinsam. Vielleicht lieben Tiere wie die meisten Menschen auch Beständigkeit und wehren sich – wie wir – vehement gegen Veränderungen.  

Aber eines können Tiere im Gegensatz zu uns nicht: über den Tellerrand schauen. Aber das fällt uns Menschen ja auch oft sehr schwer. Doch eines werden wir sehr bald lernen müssen, ob wir wollen oder nicht: menschlicher, umweltfreundlicher und tierfreundlicher zu leben und zu werden. Sonst steht es echt schlecht um uns alle und um unsere Erde.

Wenn ich – bezogen auf die Erde - die Fußspuren der Tiere mit denen der Menschen vergleiche, würde ich sagen: Den Fußabdruck, den unsere Tiere hinterlassen, gleicht den Fußspuren im Sand.

Die Fußspuren, die wir Menschen hinterlassen, kommen eher denen eines Elefanten im Porzellanladen gleich. Das ist eine Tatsache, die wir nicht mehr länger ignorieren dürfen.

 

© Martina Pfannenschmidt, 2022



Diese Geschichte nimmt an Elkes 'froher und kreativer Linkparty' teil.

Hier geht es zu Elke und ihrem 'Kleinen Blog'. KLICK!

 

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5 Kommentare:

  1. deine Geschichte regt sehr zum Nachdenken an..
    Tiere sind die besseren Menschen ;) habe ich mal gelesen..
    auch wenn einzelne Menschen durchaus in der Lage sind viel zu erreichen
    was wäre möglich wenn wir zusammen halten würden
    aber leider sind die Meisten erst einmal sich selbst die Nächsten
    liebe novembergraue Grüße
    Rosi

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    1. Ja, das ist wohl so, liebe Rosi! Doch liegt es dennoch an jedem Einzelnen, eine Veränderung herbeizuführen. - Und sei es nur im ganz kleinen Kreis und in seinem ganz persönlichen Umfeld. - Auch dadurch wird sich die Welt verändern. - Danke dir für deinen Besuch und deinen Kommentar! - Hab eine lichtvolle Zeit! Martina

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  2. Liebe Martina, da ist dir wieder ein großartiger Text gelungen, einer, der zum Nachdenken anregt und zum Weiterdenken! Vielen Dank dafür
    und liebe Grüße
    Regina

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    1. Danke, liebe Regina! - Nachdenken und Weiterdenken ... so war es gedacht!
      Alles Liebe für dich! Martina

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  3. liebe Martina
    ich wünsche dir und deinen Lieben ein gesegnetes Weihnachtsfest und
    ein frohes neues Jahr
    ich hoffe es geht dir gut
    Rosi

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