Diese Reizwörter galt es, in einer Geschichte unterzubringen:
Igel, Illustrierte, ideal, intelligent, ignorieren
Regina und Lore haben diesmal leider nicht mitschreiben können, doch ihr wisst, dass ihr in ihren Blogs reichlich 'Lesefutter' findet.
Heute ist ein besonders grauer und trüber Tag. Dennoch gehe ich zum
Fenster, um in den Garten zu schauen. Aber nicht, um den Novemberblues
anzustimmen, sondern um die Tiere zu beobachten, die sich dort tummeln.
Als Erstes fällt mein Blick dabei auf das Vogelhäuschen, wo sich die
Spatzen auf der Buchenhecke daneben in Reih und Glied aufstellen und geduldig
warten, bis sie an der Reihe sind. – Sie scheinen ganz genau zu wissen, dass
genügend Futter für alle da ist.
Ja und einige von ihnen trotzen der Witterung und nutzen die massive Vogeltränke,
um zu baden. Klar, denke ich und muss schmunzeln, heute ist ja auch Samstag:
Badetag.
Und schon huscht ein kleiner Igel hinter der Hecke hervor und nimmt zielsicher
Fahrt auf Richtung Laubhaufen, den ich extra für ihn vorbereitet habe. Das ist
wirklich ein idealer Ort, um es sich dort
im Winter so gemütlich wie möglich zu machen.
Tiere sind schon tolle Wesen. So unterschiedlich in ihrer Art. – Aber das
sind wir Menschen ja auch.
Wenn ich ein Tier wäre, würde ich gewiss auch einen Winterschlaf halten.
Obwohl! Eigentlich wäre das schon schade, die kalte Jahreszeit komplett zu
verschlafen. Sie birgt doch auch so manch schöne Momente.
Während ich so ins Weite schaue, frage ich mich, ob Tiere eigentlich auch
Freude erfahren können und ob sie ihr Leben als lebenswert empfinden und es in
vollen Zügen genießen können?
Und wie ist das eigentlich bei uns Menschen? Leben wir wirklich in der
Freude? Wenn wir ehrlich sind, bleibt die doch sehr oft auf der Strecke, bei all
dem, was wir so um die Ohren haben und Leben nennen: Arbeiten gehen, die
Steuererklärung machen, Rechnungen bezahlen, obwohl das Geld mehr als knapp ist.
Da ist die Last des Lebens oft größer, als die Freude.
Ich komme gedanklich noch einmal zurück zu den Tieren. Die meisten von
ihnen sind sehr treue Wesen. Was ja nicht unbedingt auf alle Menschen zutrifft.
Und wer freut sich schon so auf uns, wie unser Hund, wenn wir wieder nach Hause
kommen.
Wer einen Hund hat, der weiß, wie loyal diese Tiere sind. Ihnen ist es
schnurzpiepegal, ob unsere Handtasche von Gucci und unsere Schuhe von Christian
Louboutin sind. Sie lieben uns, wenn wir morgens verschlafen ins Bad schlurfen
und auch, wenn wir unfrisiert und im Bademantel mit ihnen nach draußen gehen.
Und all seine Liebe und Treue schenkt uns ein Hund sein ganzes Leben lang und
als einzige Gegenleistung erwartet er neben dem Futter ein bisschen Gegenliebe.
Gut, dass sich der Igel schon unter dem Laubhaufen versteckt hat, denke
ich gerade. In diesem Moment schleicht nämlich die Katze meines Nachbarn durch
den Garten. Ob man nun ein Katzenfan ist, oder nicht, diese Tiere sind für
viele Menschen äußerst wertvolle Lebensbegleiter, auf die sie nicht verzichten
möchten, weil sie so verspielt und verschmust sind.
Die Nachbarkatze ist jetzt allerdings auf Beute aus. Sie ist dabei voll
konzentriert und lässt sich so schnell durch nichts ablenken. Aber ich hoffe
natürlich, dass die Maus, die sie im Visier hat, rechtzeitig entkommt.
Eigentlich können wir Menschen uns von so vielen Tieren eine Scheibe abschneiden.
Oder? Wenn ich zum Beispiel an die winzigen Ameisen denke, ahne ich, wie intelligent sie sind. Sie wissen genau, dass
sie nur im Kollektiv stark sind. Ganz schön schlau. Auf diese Weise können sie
wahrlich Großes bewegen.
Aber das gilt ja genauso für uns Menschen, nicht wahr. Wir sagen so oft:
„Ich allein kann sowieso nichts ändern“. Das mag so sein oder so scheinen. Auf
der anderen Seite sind wir ganz schön viele! Warum nutzen wir das eigentlich nicht
und schaffen gemeinsam Großes? – Vielleicht, weil wir eher gegeneinander, als
miteinander unterwegs sind? Wobei doch der Fall der Mauer ein großartiges Beispiel
dafür ist, was Zusammenhalt verändern und bewirken kann. Was ist – oder wäre – uns
alles möglich, wenn wir gemeinsam an einem Strang ziehen würden? Aber wann tun
wir das schon? Irgendwie ist jeder in seiner winzigen Welt gefangen; dabei
macht Zusammenhalt richtig stark. Und das könnten wir uns von den Ameisen abschauen.
Ich denke noch mal an den Igel und den Winterschlaf zurück. Also, wenn
das nicht das Richtige für mich ist, dann könnte ich es doch wie die Katzen
halten und 12 bis 16 Stunden täglich schlafen. Also das würde mir richtig gut gefallen.
Danach würde ich völlig unaufgeregt und entspannt den Tag beginnen. Aber auch
das können wir Menschen uns nicht ‚leisten’. Dafür sind wir doch alle viel zu
beschäftigt. Und außerdem schlafen wir oft sowieso schlecht, weil all die Dinge
des Alltags uns bis in unsere Träume hinein begleiten. Ja und wenn wir endlich
zur Ruhe kommen, klingelt auch schon wieder der Wecker.
In diesem Moment fliegen ein paar Krähen lautstark über mein Haus hinweg.
Ich kann sie zwar nicht mehr sehen, aber ihr Krächzen immer noch hören. – Auch
das sind übrigens unglaublich schlaue Tiere. Ich habe mal in einer Illustrierten gelesen, dass Krähen ganz
bewusst Nüsse auf die Fahrbahn fallen lassen, damit sie von den Autos
überfahren und geknackt werden. Doch die Tiere sind schlau genug, um zu wissen,
dass sie dabei sehr achtsam sein müssen, damit sie später beim Fressen der Nuss
nicht selbst überfahren werden. Eigentlich können wir doch auch davon lernen:
Nicht über harte Nüsse jammern, sondern einen Ausweg finden.
Was wir uns nicht alles von den Tieren dieser Welt abschauen könnten.
Dass man sich ausreichend Zeit gönnen sollte, um zu entspannen, zum Beispiel.
Soviel Gelassenheit wie die Tiere legen wir Menschen eher selten an den Tag.
Man hat wirklich den Eindruck, dass unsere Tiere im Hier und Jetzt leben – und
der Mensch lebt gedanklich oft mehr in der Zukunft, als in der Gegenwart.
Ja, wir Menschen unterscheiden uns schon in vielen Dingen von den Tieren.
Aber vielleicht haben wir eines gemeinsam. Vielleicht lieben Tiere wie die
meisten Menschen auch Beständigkeit und wehren sich – wie wir – vehement gegen Veränderungen.
Aber eines können Tiere im Gegensatz zu uns nicht: über den Tellerrand
schauen. Aber das fällt uns Menschen ja auch oft sehr schwer. Doch eines werden
wir sehr bald lernen müssen, ob wir wollen oder nicht: menschlicher, umweltfreundlicher
und tierfreundlicher zu leben und zu werden. Sonst steht es echt schlecht um
uns alle und um unsere Erde.
Wenn ich – bezogen auf die Erde - die Fußspuren der Tiere mit denen der
Menschen vergleiche, würde ich sagen: Den Fußabdruck, den unsere Tiere
hinterlassen, gleicht den Fußspuren im Sand.
Die Fußspuren, die wir Menschen hinterlassen, kommen eher denen eines
Elefanten im Porzellanladen gleich. Das ist eine Tatsache, die wir nicht mehr länger
ignorieren dürfen.
© Martina Pfannenschmidt, 2022
Diese Geschichte nimmt an Elkes 'froher und kreativer Linkparty' teil.
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deine Geschichte regt sehr zum Nachdenken an..
AntwortenLöschenTiere sind die besseren Menschen ;) habe ich mal gelesen..
auch wenn einzelne Menschen durchaus in der Lage sind viel zu erreichen
was wäre möglich wenn wir zusammen halten würden
aber leider sind die Meisten erst einmal sich selbst die Nächsten
liebe novembergraue Grüße
Rosi
Ja, das ist wohl so, liebe Rosi! Doch liegt es dennoch an jedem Einzelnen, eine Veränderung herbeizuführen. - Und sei es nur im ganz kleinen Kreis und in seinem ganz persönlichen Umfeld. - Auch dadurch wird sich die Welt verändern. - Danke dir für deinen Besuch und deinen Kommentar! - Hab eine lichtvolle Zeit! Martina
LöschenLiebe Martina, da ist dir wieder ein großartiger Text gelungen, einer, der zum Nachdenken anregt und zum Weiterdenken! Vielen Dank dafür
AntwortenLöschenund liebe Grüße
Regina
Danke, liebe Regina! - Nachdenken und Weiterdenken ... so war es gedacht!
LöschenAlles Liebe für dich! Martina
liebe Martina
AntwortenLöschenich wünsche dir und deinen Lieben ein gesegnetes Weihnachtsfest und
ein frohes neues Jahr
ich hoffe es geht dir gut
Rosi
welch eine Kluge tolle Geschichte liebe Martina...
AntwortenLöschenwer vergleicht schon die vielen Fertigkeiten der Tiere (die eigentlich jeder kennt der Tiere mag und beobachtet wie sie leben, arbeiten und auf ihre besondere Weise denken" - mit uns Menschen die oft so unachtsam und gedankenlos an ihnen vorüber gehen?
tolle Beispiele hast du - in deiner Geschichte verwoben, die so lehrreich ist.
ja - wir könnten uns so viel von ihnen abschauen - wenn wir genau hinsehen würden"...nachdenken und weiterdenken sollten wir tatsächlich öfters und viel viel mehr auch wenn deine Geschichte von 2022 augenscheinlich schon älter ist... hab ich's sehr gerne bei dir auch noch im Heute gelesen.
herzliche Grüße angelface
Hallo, das ist ja nett, dass meine 'alte Geschichte' immer noch gelesen wird. Das freut mich sehr. Vielen Dank für deine liebenswerte Nachricht. LG Martina
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