Reizwörtern: Engelhaar, Stern, glitzern, jubeln, glücklich
Mama
Maus standen die Haare zu Berge. Ihre vier Buben waren heute wirklich außer
Rand und Band. Na, nicht alle. Schlafmütze wurde seinem Namen wieder einmal
gerecht. Er lag schlafend und zusammen gerollt in der Sofaecke, was bei dem
Radau, der um ihn herum herrschte, an ein Wunder grenzte.
Flummi,
Pupsi und Fussel rannten hintereinander her, sprangen übereinander und … fast
hätten sie die wertvolle Lampe, die ein Erbstück von Oma Friedegunde war,
umgeschmissen.
„So,
jetzt ist aber Schluss!“, rief Mama Maus energisch.
Sogar
Schlafmütze öffnete seine Augen. Hatte hier jemand etwas gesagt?
„Kommt
mal her, ihr Rasselbande. Ihr seid ja nicht zu bändigen. Was haltet ihr davon,
wenn wir uns an den Tisch setzen, die leckeren Körnerkekse essen und ich uns
einen Kakao mache?“
Die
Mäusekinder riefen alle durcheinander, gingen dann aber doch sehr geordnet auf
ihre Plätze am Esstisch.
„Schlafmütze,
mach mal ein bisschen schneller“, rief Flummi.
Fussel
lachte: „Du schläfst ja sogar im Gehen!“
„Ärgert
euren Bruder nicht, nur weil er anders ist, als ihr“, ermahnte Mama ihre
Kinder.
Dann
stellte sie fünf Becher Kakao auf den Tisch, holte die Körnerkekse aus dem
Schrank und nahm Streichhölzer aus der Schublade.
Mit
einer Engelsgeduld entzündete sie drei Kerzen.
„Heute
ist schon der dritte Advent“, freute sich Pupsi. „Jetzt dauert es gar nicht
mehr lange, dann ist Heiligabend.“
„Es
sind noch genau neun Tage“, rechnete Mama Maus ihren Kindern vor. „Das ist
wirklich nicht mehr so lange. Habt ihr denn schon Eure Wunschzettel für das
Christkind geschrieben?“
„Schon
lange!“, riefen sie. „Wir müssen sie nur noch auf die Fensterbank legen.“
„Dann
solltet ihr das heute Abend machen, damit das Christkind noch genug Zeit hat,
euch die Wünsche zu erfüllen. Aber ihr wisst ja, dass nicht immer alle Wünsche erfüllt
werden können.“
Die
Jungs nickten. Leider hatten auch sie schon diese Erfahrung gemacht.
Als
sie deshalb ein wenig traurig schauten, begann Mama Maus, ihren Buben eine
Geschichte zu erzählen:
„Es
war einmal ein kleiner Junge. Ein Menschenkind. Man hatte ihm den Namen
Sebastian gegeben.“
„Das
ist ein schöner Name, der gefällt mir“, ließ Flummi wissen.
„Dieser
Junge wohnte bei seiner Großmutter in einem kleinen Häuschen am Waldrand.“
„Wo
waren denn seine Eltern?“, fiel Fussel Mama ins Wort.
„Seine
Eltern lebten nicht mehr. Sie waren bei einem Verkehrsunfall ums Leben
gekommen. Sebastian konnte sich an sie und diesen Unfall gar nicht mehr
erinnern, weil er noch sehr klein gewesen war, als es passierte. Er war der
einzige der kleinen Familie, der überlebt hatte. Doch bei dem Unfall war sein
linkes Bein so schwer verletzt worden, dass es ihn oft schmerzte und er auch
gezwungen war, zu humpeln.“
„Oh,
das tut mir leid“, warf Pupsi ein.
„Der
Junge war inzwischen zehn Jahre alt und er hätte gern mit seinen Mitschülern
Fußball gespielt, doch das war ihm einfach nicht möglich.“
„Dann
war er ganz bestimmt traurig“, meinte Schlafmütze.
„Ganz
sicher machte ihn das traurig“, mutmaßte Mama. „Und was denkt ihr, was sich dieser
Junge in jedem Jahr zum Weihnachtsfest wünschte? Was stand wohl aus seinem
Wunschzettel?“
Die
Jungs sahen sich gegenseitig an. Fussel vermutete, dass sich der Junge einen
Fußball wünschte. Flummi zeigte ihm einen Vogel: „Du spinnst doch. Der konnte
doch gar nicht Fußball spielen. Hat Mama doch gerade gesagt.“
„Stimmt!“
„Ist
doch ganz klar“, wusste Pupsi, der Kleinste, „er wünschte sich, gesund zu
werden.“
„Genau
so war es. Auch in diesem Jahr schrieb Sebastian auf den
Weihnachtswunschzettel: Ich wäre gern wie die anderen Jungs und möchte Fußball
spielen können.“
„Das
ist wirklich traurig“, meinte Schlafmütze ein weiteres Mal mitfühlend.
„Weshalb?“,
wollte Mama wissen.
„Na,
weil das Christkind ihm diesen Wunsch sicher nicht erfüllen kann.“
„Doch,
das Christkind kann so was!“, war Pupsi sicher.
„Passt
nur gut auf“, sagte Mama mit erhobener Stimme, „wie die Geschichte weiter geht.
– Am 24. Dezember, also Heiligabend, öffnete Sebastian die Tür zum Wohnzimmer.
Vor ihm stand ein Weihnachtsbaum, der noch viel schöner glitzerte, als im Jahr zuvor. Seine Oma hatte ihn mit viel Lametta,
roten Äpfeln, Strohsternen und Engelhaar
geschmückt. Ein großer silberner Stern
steckte oben auf der Spitze des Baumes.
‚Geh
nur näher heran’, munterte sie den Jungen auf, ‚und schau, was dir das
Christkind gebracht hat.’
Unter
dem Baum lagen ein Pulli, den seine Oma gestrickt hatte, ein Schlafanzug, ein
Buch und auch ein Spiel.
Der
Junge bedankte sich höflich bei seiner Oma, doch sein Herz war schwer, weil
sein größter Wunsch wieder nicht erfüllt worden war.
Natürlich
ahnte seine Oma das, doch sie wusste nicht, wie sie, - Mama räusperte sich -, wie das Christkind ihm diesen Wunsch
jemals erfüllen sollte.“
„Der
Schluss der Geschichte gefällt mir nicht“, sagte Schlafmütze und maulte. „Mir
auch nicht!“, riefen die anderen. „Das ist eine doofe Geschichte.“
„Ist
sie denn schon zu Ende?“, fragte Mama und sah spitzbübisch in acht freudig
leuchtende Augen.
„Ist
sie noch nicht zu Ende?“
„Nein,
sie ist noch nicht zu Ende. Ihr wisst doch, alles wird immer gut werden und so
endet auch diese Geschichte gut. Hört nur zu.
Die
beiden verbrachten ein harmonisches Weihnachtsfest, hörten Weihnachtslieder,
spielten mit dem neuen Spiel und fuhren zu Verwandten, wo es noch weitere
Geschenke für Sebastian gab.
Doch
die ganz große Überraschung kam für den Jungen ein paar Tage nach dem Fest. Ein
anderer Junge, der genau in seinem Alter war, zog unerwartet ins Nachbarhaus
ein und dieser Junge litt unter einer Krankheit, die man Asthma nennt. Er bekam
also schlecht Luft. Deshalb konnte er weder schnell laufen, noch Fußball
spielen.“
„Und
der wurde sein bester Freund. Ist es so?“, rief Schlafmütze dazwischen und jubelte vor Freude, als Mama nickte.
„Genau
so verhielt es sich. Das Christkind hatte ihm seinen Wunsch zwar nicht in der
Form erfüllt, wie Sebastian es sich vielleicht erhofft hatte, doch es hatte
dafür gesorgt, dass aus einem traurigen kleinen Jungen ein glücklicher wurde.“
„Das
war doch eine schöne Geschichte“,
meinte Schlafmütze und gähnte. Inzwischen waren auch seine drei quirligen
Brüder müde geworden und als die vier später schlafend in ihren Betten lagen,
schlich Mama nach draußen. Nur um zu schauen, ob das Christkind die
Wunschzettel auch gefunden hatte.
©
Martina Pfannenschmidt, 2019
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Es war mal eine gute Freundin von mir, ich glaube sie hieß Martina und die meinte doch tatsächlich sie könne keine Weihnachtsgeschichten schreiben.
AntwortenLöschenda hat sie sich wohl sehr geirrt.
Wunderbar diese Geschichte. Ich wünsche dir einen schönen dritten Advent. Lore
Und wem hab ich es zu verdanken, dass es geklappt hat mit einer Weihnachtsgeschichte? Na, der 'jungen Dame', der wir diesmal die Reizwörter verdanken. - Danke dir für den Kommentar und auch dir einen schönen dritten Adventssonntag! Martina
Löschenjaa..
AntwortenLöschenoft werden Wünsche anders erfüllt als wir denken
aber nicht weniger gut ;)
sehr schön deine Geschichte
einen wunderschönen 3. Adventssonntag
Rosi
So ist es, liebe Rosi! Wir bekommen nicht immer das, was wir uns wünschen, aber immer das, was am Besten für uns ist! - Alles Liebe und einen harmonischen 3. Advent auch für dich! Martina
LöschenLiebe Martina,
AntwortenLöschendas ist wieder eine sehr schöne Geschichte. Endlich bin ich auch zum Lesen gekommen und habe es in aller Ruhe genossen. Vielen Dank und liebe Grüße
Regina
Ja, die Sache mit der Zeit, die einem oft durch die Finger rinnt; gerade jetzt vor Weihnachten. - Schön, dass du es dennoch geschafft hast, mich zu besuchen und einen Kommentar zu hinterlassen. LG Martina
LöschenLieeb MAtina,
AntwortenLöschenherzlichen Dank für diese so schöne Geschichte!
Ich wünsche Dir ein gemütliches und schönes letztes Wochenende im alten Jahr!
♥️ Allerliebste Grüße,Claudia ♥️
Dank dir auch! Für den Besuch und wohl letzten Kommentar von dir im alten Jahr! ;-)
LöschenKomm gut hinüber ins Jahr 2020! Martina