Bonita,
die Mäuse-Mama, fegte ein paar Krümel zusammen, die sich unter dem kleinen
Tisch auf dem Boden befanden.
Opa
Maus saß in seinem Schaukelstuhl und beobachtete seine drei Enkel, die auf den
Namen Lumpi, Flip und Albina hörten.
Lumpi
und Flip spielten mit Murmeln, während Albina etwas aufgeregt von einem
Beinchen aufs andere sprang.
„Albina“,
sprach Opa sie an, „du machst mich ganz verrückt mit deiner Zappelei. Setz dich
und nimm ein Buch in die Hand.“
„Kann
nicht, Opa, bin einfach zu aufgeregt!“
„Und weshalb
bist du aufgeregt?“
„Na,
weil bald Weihnachten ist und weil die Kinder gleich kommen und für das
Krippenspiel üben.“
„Auch
das noch!“, murrte Opa. „In jedem Jahr das gleiche Spiel. Und immer dieser
Krach hier im Haus. Es sind ja nicht nur die lärmenden Kinder. Zu Weihnachten
strömen ja auch all die erwachsenen Menschen in Scharen hier in mein Zuhause!
Und dann das ständige Gebimmel!“
„Dann
hättest du dir ein anderes Zuhause suchen müssen“, warf Bonita ein, „und nicht
in einer Kirche Unterschlupf suchen dürfen.“
„Du
weißt genau, weshalb wir hier sind!“, sagte Opa etwas schärfer, als er es
wollte.
„Weshalb
denn?“, hakte Albina nach.
„Na,
weil die Menschen im Herbst einen großen Erntekranz in die Kirche tragen. Da
fallen so viele Körner heraus, dass wir für den ganzen Winter ausgesorgt haben.
Das weißt du doch. Und deshalb sind wir hier!“
„Ach
so“, erwiderte die Kleine enttäuscht, „und ich dachte, wegen Weihnachten.“
„Du
magst das Fest, nicht wahr, meine Kind?“, fragte Bonita warmherzig.
„Ich
liiieebe Weihnachten“, rief die Kleine und tanzte dabei durch den Raum. „Schon
dieses Wort! Wie es klingt! Einfach zauberhaft!“
„Und
dann sind da ja noch all die anderen schönen Wörter, nicht wahr: Weihnachtslieder,
Weihnachtsbaum, Weihnachtsplätzchen, …“
„…
und die Weihnachtsgeschichte“, fiel Albina ihrer Mutter ins Wort. „Das ist das
schönste am ganzen Fest.“
„Warum
wird eigentlich Weihnachten gefeiert?“, fragte Flip plötzlich dazwischen.
„Na,
wegen der Geschenke und weil Winter ist“, meinte Lumpi.
„So
ein Quatsch!“, sagte Albina scharf. „Habt ihr denn im letzten Jahr kein
bisschen aufgepasst? Weihnachten hat einen Anfang und einen völlig anderen Grund.“
Sie
wusste noch aus dem vergangenen Jahr, dass die Weihnachtsgeschichte in einem
Stall spielt und dass ein Zimmermann namens Josef und seine schwangere Frau
namens Maria damit zu tun haben. Sie wusste auch, dass sie aus Nazareth kamen
und auf dem Weg nach Bethlehem waren. Wenn sie sich recht erinnerte, hatte es
damit zu tun, dass ein Kaiser eine Volkszählung angeordnet hatte. Der Name fiel
ihr aber nicht mehr ein, weshalb sie ihren Opa fragte: „Opa, weißt du noch, wie
der Kaiser hieß, der die Volkszählung angeordnet hat?“
„Ne,
das weiß ich nicht. Franz vielleicht oder Wilhelm?“
„Opa!“,
rief Mama scharf. „Erzähl dem Kind keinen Blödsinn. Augustus hieß der Kaiser
und nicht Franz oder Wilhelm.“
„Ja,
mei!“
„Und
warum blieben sie nicht, wo sie waren, wenn die Frau schwanger war?“, wollte
Flip nun wissen.
„Weil
jeder dafür in seinen Geburtsort gehen musste, um sich dort registrieren zu
lassen“, erklärte Mama. „Und weil so viele Menschen unterwegs waren, gab es
keine Bleibe mehr für Josef und Maria. Fast wäre das Jesuskind unter freiem
Himmel geboren worden. Aber Gott sei Dank stellte ein Mann den beiden seinen
Stall zum Übernachten zur Verfügung.“
„Genau!“,
rief Albina und flitzte zurück zur Ritze im Fußboden hoch oben auf der Empore.
Von dort aus hatte sie einen wunderbaren Blick in den Altarraum der kleinen Kirche
hinein, wo die ersten Kinder eintrudelten, um für das Krippenspiel zu üben.
Bald
hörte sie, wie die Kinder das Lied ‚Vom Himmel hoch, da komm ich her’ einübten.
– Ja und dann kam der Moment, auf den Albina besonders wartete. Der Auftritt
des Engels stand bevor.
Ein
kleines Mädchen mit einem weißen Gewand und Flügeln aus Federn stand dort und sah
wirklich aus wie ein goldiger kleiner Engel mit ihren blonden Haaren und den
roten Pausbäckchen.
Würdevoll
sprach sie ihren Text. Albina war ganz gerührt. Ach, wie schön wäre es, einmal
im Leben diese Rolle spielen zu
dürfen. Wie gerne würde sie mit dem kleinen Mädchen tauschen. Es musste eine
Ehre sein, diese Worte sprechen zu dürfen.
Heiligabend.
Selbst
Opa Maus war heute nicht brummig, obwohl schon ziemlich viel los war in seinem
Zuhause. Aber die Vorfreude der Kinder schlug auch auf ihn über.
Nach
dem Gottesdienst wurde es sehr still in der Kirche. Mama zündete die kleinen
Kerzen auf dem Weihnachtsbaum an und die Mäusefamilie stimmte Albinas
Lieblingslied an. „Stille Nacht, heilige Nacht …“ sangen sie voller Inbrust mit
ihren feinen Stimmchen.
Und
dann kam der Moment, auf den alle warteten. Es war Zeit für die Bescherung.
Flip und Lumpi bekamen neue Spielzeugautos und Opa eine neue Pfeife. Nur Albina
hielt noch kein Geschenk in Händen, weshalb sie erwartungsvoll in die Augen
ihrer Mutter sah.
Die
leuchteten, als Mama ihr ein Päckchen übergab. „Für dich“, sagte sie. „Ich habe
es nur für dich gemacht!“
Albina
löste die Schleife und öffnete das verheißungsvolle Päckchen. Ihre Augen wurden
groß und größer.
„Nach
den Proben hab ich all die Engel-Federchen eingesammelt, die der Engel verloren
hatte“, erzählte Mama, „und hab daraus für dich neue Flügelchen gebastelt. Jetzt
darfst du auch ein Engel sein!“
Albina strahlte über das ganze Gesicht, als sie die Flügelchen anzog. Dann stellte sie
sich auf einen Stuhl und sprach mit bebender Stimme:
„Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HERR, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“
„Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der HERR, in der Stadt Davids. Und das habt zum Zeichen: Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt und in einer Krippe liegen.“
©
Martina Pfannenschmidt, 2019
Ich
wünsche dir
einen gemütlichen 4. Advent,
ein lichtvolles Weihnachtsfest,
sage Danke für deinen Besuch auf meinem Blog
und freue mich auf ein ‚Wiedersehen‘ im neuen
Jahr!
Komm
gut
hinein
ins
Jahr
2020!
Diese Geschichte nimmt an Elkes 'froher und kreativer Linkparty' teil.
Hier geht es zu Elke und ihrem 'Kleinen Blog'. KLICK!
Liebe Martina
AntwortenLöschenherzlichen Dank für diese wundervolle Geschichte!
Ich hatte letzte Woche noch internetausfall, muss einiges jetzt nachholen, aber in Ruhe und mit Muße :O) Daher konnte ich mich auch noch nicht für Deine liebe Karte bedanken, das kommt alles nochmal richtig nach den Feiertagen :O)
Ich wünsche Dir und Deinen Lieben ein frohes und wundervolles Weihnachtsfest, und ebenso einen guten Rutsch ins neue Jahr! Und da freue ich mich dann scho auf weitere, so wudnerschöne Geschichten von Dir!
♥️ Allerliebste Grüße,Claudia ♥️
Liebe Claudia, wie schön, dass du mein Bloghaus vor dem Fest noch einmal besucht hast. Ich hoffe darauf, dass mir auch im neuen Jahr wieder Geschichten einfallen (oder zufallen, wie ich lieber sage) und freue mich, wenn du sie liest. - Ganz liebe Grüße hin zu dir und frohe Festtage! Martina
Löschenach Martina
AntwortenLöschenwas für eine ans Herz gehende Geschichte
ja.. manchmal ist die Weihnachtsgeschichte wohl bei den Mäusen besser aufgehoben
als bei so manchen Menschen...
ich wünsche dir und deinen Lieben ein frohes und besinnliches Fest
und ein gesegnetes neues jahr
Rosi
Dank dir, liebe Rosi! Auch für deinen Besuch immer wieder in meinem Bloghaus. - Lass uns die Hoffnung nur nicht aufgeben, dass die Weihnachtsgeschichte uns Menschen erreicht! - Ich wünsche dir eine lichtvolle Zeit! Martina
LöschenLiebe Martina, da ich eben erst entdeckte dass die Kommentarfunktion wieder da ist - kann ichs auch hier schreiben ohne ins Gästebuch zu gehen..lächel..
AntwortenLöscheneine ganz entzückend und erfrischende lebendige Mäusegeschichte hast du uns geschenkt indem du sie uns erzählst. Passt wunderbar in meine Berichte über meinen neuerlichen vierfüßigen Besucherandrang, das sind schon sehr possierlich nette Tierchen die keinem Angst einjagen sondern sehr vielfältig und interessant sind. Und Tieren geschichten ins Mäulchen legen - lieben wir ja sehr...gelle...
lächelnd Angelface ein Danke
Danke dir für den Kommentar an dieser Stelle. Ja, seit wir wieder Reizwörtergeschichten schreiben, hab ich die Kommentarfunktion wieder aktiviert. :-) - Wie schön, dass du sie heute genutzt hast. LG Martina
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