Reizwörter: Feuerwehrauto, Bier, wachsen, schnappen, schrumpelig
Heute bin ich bei Oma und
Opa, weil Mama arbeiten muss und der Kindergarten geschlossen ist.
Ich gehe gerne in den
Kindergarten, aber bei Oma und Opa ist es auch klasse. Ich mag die beiden.
Besonders meinen Opa. Der kann mir nämlich nichts ausschlagen. Sagt Oma immer.
Stimmt auch. Weil ich hab mir nämlich von Opas Dackel Purzel den Blick
abgeschaut. Und wenn ich Schokolade möchte, setze ich meinen Purzel-Blick auf
und frage Opa. Nicht Oma. Weil die kann auch ‚Nein‘ sagen.
„Hast du dem Jungen schon
wieder Schokolade gegeben?“, hallt es durch die Küche.
Das verstehe ich nicht, ich hab
doch nix verraten. Woher weiß sie, dass ich Schoki hatte?
„Komm mal her mein Junge. Du
hast schon wieder einen Schokoladenbart.“
Ah, daher weht der Wind.
Keine Ahnung, woher der immer kommt.
„Opa“, frage ich, „gehst du
mit mir auf den Spielplatz?“
„Na klar, mein Junge“,
antwortet er, „aber lass mich zuerst die Zeitung zu Ende lesen.“
Das ist auch so ein Ding. Opa
und seine Zeitung.
„Na gut“, sage ich und spiele
noch ein bisschen mit meinem Feuerwehrauto.
Nach einer Weile steht Opa
von seinem Stuhl auf.
„So, mein Junge, jetzt können
wir los. Wollen wir Oma auch mitnehmen?“
Bevor ich antworten kann,
kommt mir Oma zuvor: „Na klar nehmt ihr mich mit. Ihr zwei macht doch sonst nur
Blödsinn, nicht?“
Schade, denke ich, denn auf
dem Rückweg vom Spielplatz gibt es bestimmt ein Eis. Wir kommen nämlich genau an
einer Eisdiele vorbei. Und mit Opa alleine hätte ich vielleicht zwei Kugeln
herausschlagen können. So bekomme ich bestimmt nur eine. Aber immerhin.
Purzel muss eine Weile
alleine klar kommen und wir drei gehen Richtung Spielplatz.
Wir sind kaum ein paar Schritte
gegangen, da bleiben wir schon wieder stehen. Opa hat nämlich seinen Nachbarn
getroffen und die beiden sprechen über Fußball. Ich mag auch Fußball spielen,
aber da zu stehen und den beiden zuzuhören ist echt langweilig. Deshalb zupfe
ich an Opas Jacke, um ihm zu zeigen, dass ich weitergehen möchte. Doch der bleibt
einfach stehen und ignoriert mich. Da muss ich schnellstens Stufe Zwei
schalten.
„Du Opa“, quatsche ich
einfach dazwischen, „warum hat der Mann so einen dicken Bauch? Ist da ein Baby
drin?“
Oma lacht laut auf. Aber eigentlich
ist ihr die Sache ganz schön peinlich. Das weiß ich genau. Und ich weiß auch,
dass in dem Bauch gar kein Baby ist. Da ist höchstens Bier drin.
Das hat mir mein Papa nämlich schon erklärt.
Aber egal, der Mann guckt
ziemlich verdutzt. Dann lacht er auch. Und Opa? Ja, der drängt plötzlich zum
Weitergehen. Na also. Geht doch!
Oma und Opa setzen sich auf
eine Bank und ich gehe schaukeln und rutschen und dann spiele ich im Sand. Mit
einem Mädchen. Ich spiele zwar lieber mit Jungs, aber Mädchen sind manchmal
auch okay. Dieses hier ist ganz okay.
Die Mama von dem Mädchen sitzt
auf der Bank neben Oma und Opa und schaut immerzu auf ihr Handy. Die passt gar
kein bisschen auf uns auf. Oma schaut immer, was wir gerade machen. Das find
ich gut.
In dem Moment sieht das
Mädchen zu meiner Oma und fragt ziemlich laut: „Warum ist deine Oma eigentlich so
schrumpelig?“
„Kindermund tut Wahrheit
kund!“, lacht Opa, als Oma nach Luft schnappt. Doch dann kommt er
zu uns und erklärt dem Mädchen, dass Omas Falten zeigen, dass sie schon viele
schöne Dinge in ihrem Leben erlebt hat. „Und wenn sie in den Spiegel schaut“,
führt er weiter aus, „kann sie sich immer an diese schönen Momente erinnern.“
Das ist ganz schön nett von
meinem Opa, finde ich.
Als er wieder zurück geht zur
Bank, weiß er noch nicht, dass das Mädchen auch ihn auf dem Kieker hat. Prompt
platzt sie nämlich mit der nächsten Frage heraus: „Warum ist dein Opa so dick?“
Ich will gerade darauf
antworten, dass es mit dem Bier zu tun hat, das Opa gerne trinkt, da dreht er sich
um und kommt zu uns zurück. Natürlich hat er die Frage gehört und ich glaube,
Oma ist auch schon ganz gespannt, was Opa daraufhin sagen wird. Sie sieht
nämlich ziemlich amüsiert aus.
Opa antwortet mit einer
Gegenfrage: „Warst du schon einmal in einem Wald?“
Das Mädchen nickt und Opa
sagt: „Dann hast du bestimmt gesehen, dass es im Wald dicke und dünne Bäume
gibt, nicht wahr?“
Wieder nickt das Mädchen.
„Siehst du und so ist das
auch mit den Menschen. Es gibt dicke Menschen und dünne Menschen und das ist
völlig okay so.“
Ich bin stolz auf meinen Opa.
Der hat nämlich auf jede Frage eine Antwort.
Aber dann wird es mir zu
langweilig. Außerdem bekomme ich Hunger. Auf die Nudeln, die Oma mir
versprochen hat, aber ganz besonders auf das Eis.
In dem Moment ruft Oma auch
schon, dass wir gehen müssen.
Als wir an der Eisdiele
ankommen, fragt Opa: „Möchtest du wieder eine Kugel Erdbeer?“
Ich versuche es erst gar
nicht, eine zweite Kugel herauszuschlagen und nicke.
Opa nimmt auch nur eine
Kugel. Aber Himbeer. Und Oma nimmt gar kein Eis. „Wegen der Linie“, sagt sie
und ich denke, dass ich irgendwann mal fragen muss, welche Linie sie meint.
Aber jetzt interessiert mich gerade etwas anderes und ich frage: „Du Opa, warum
heißen Erdbeeren eigentlich Erdbeeren?“ Ich bin so gespannt, ob er auch das
weiß.
„Na das ist doch ganz
einfach“, antwortet er prompt, „weil sie unten auf der
Erde wachsen.“
Ich sag ja, mein Opa weiß
einfach alles.
Und nun muss ich auch gar nicht mehr fragen, warum Himbeeren Himbeeren heißen, weil das ist ja jetzt klar, schließlich wachsen sie hoch oben – nahe am Himmel.
© Martina Pfannenschmidt, 2021
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So eine schöne Geschichte, liebe Martina,
AntwortenLöschenund endlich weiß ich auch über die Himbeeren bescheid, das fehlte mir noch in meinem Wissenschatz!
Herzliche Grüße
Regina
Jaja, liebe Regina, es heißt nicht umsonst 'lesen bildet'. ;-) - Obwohl. Wissenschaftlich nachgewiesen ist das wohl nicht, diese Sache mit den Erd- und Himbeeren. Lach!!!!!
LöschenDanke für deinen Besuch und den lieben Kommentar - ich geh gleich mal bei dir lesen! - Bis gleich! Martina
was für eine köstliche Geschichte
AntwortenLöschenja die Falten.. auf manche könnte man ja auch verzichten..
allerdings nicht auf die Erfahrungen und Erlebnisse
liebe Grüße
Rosi
Liebe Rosi, ich stimme dir zu 100 Prozent zu!!! :-) - Danke für deinen Besuch und den lieben Kommentar! LG Martina
LöschenEinfach toll deine Geschichte, so aus der Enkelsicht. Man denkt selbst gern zurück an die eigenen Großeltern. Dafür ein großes DANKE
AntwortenLöschenHat mir sehr gefallen. Liebe Grüße Monika
Liebe Monika, hab Dank für deinen Besuch und den hinterlassenen Kommentar!
LöschenOh ja, Großeltern sind toll. Und noch toller ist es, Großeltern (Oma) zu sein. Das inspiriert mich oft zu einer Geschichte. - Hab einen gemütlichen Sonntag!
Martina
Das ist eine schöne und lustige Geschichte. Bei meinen kleinen Großnichten haben wir schon ein manches Mal über die Fragen gelacht. Das sind Sachen, auf die man als Erwachsener gar nicht kommt. Danke, dass du immer so fleißig an meiner Linkparty teilnimmst.
AntwortenLöschenLG Elke
Sehr gerne! Ich habe ja auch einen Nutzen davon - sprich: mehr Leser!
LöschenDanke dir auch für deinen stetigen Besuch und das Hinterlassen eines Kommentars!
LG Martina
Lustige Geschichte liebe Martina,
AntwortenLöschenso Enkelchen haben super Ideen und bringen einen manchmal zum lachen.
Meine kleine Enkeltochter umarmte mich und kuschelte sich in meinen gut gepolsterten Bauch mit den Worten:"Omi Sofale."
Eine Freude Enkelkinder zu haben,
Gruß Helga
Liebe Helga, ich freue mich sehr, von dir zu hören. Schön, dass du dich zu Wort gemeldet hast. - Oh ja, Enkelkinder zu haben ist wirklich großartig. Meine sind schön größer. Aber die Freude, die sie bereiten, ist riesengroß! - Danke für deinen Besuch und ganz liebe Grüße hin zu dir! Martina
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