An einem frischen Herbstmorgen stapfte Großvater Paul mit seinem Enkel Emil durch den bunten Laubwald. Die Luft roch nach feuchter Erde, die Vögel zwitscherten, und die Sonnenstrahlen blitzten hin und wieder durch die bunten Blätter. Der Junge hüpfte fröhlich neben seinem Opa her, während sein Körbchen bei jedem Schritt vergnüglich schaukelte.
„Opa, warum
wachsen Pilze eigentlich im Wald?“, fragte Emil neugierig und blieb stehen, um
eine Eichel aufzuheben.
„Pilze mögen es
feucht und schattig“, erklärte Opa, „und sie helfen dem Wald, indem sie sozusagen
aufräumen und ihn verwandeln. Alles, was herunterfällt, verwandeln sie in guten
Waldboden.“
Emil überlegte.
„Sind Pilze dann sowas wie Zauberer im Wald?“
„Ein bisschen
schon“, antwortete Opa amüsiert. „Viele dieser Zauberpilze sind echt lecker und
andere sind ganz schön gefährlich. Also immer zuerst Opa fragen, mein Junge!“
Beide hockten sich
hin, als sie einen dicken braunen Pilz entdeckt hatten.
„Schau, Emil“,
führte Opa weiter aus, „dies hier ist ein Maronenröhrling. Er hat einen braunen
Hut, gelbe Röhren darunter und schmeckt gebraten ganz herrlich. Den kannst du
in dein Körbchen legen. Und schau, der dort hinten mit dem weißen Stiel und den
Lamellen, das ist ein Champignon. Der ist auch lecker. Den können wir auch mitnehmen!“
Emil streichelte
vorsichtig über die weichen Pilzhüte.
„Kannst du mir
auch einen giftigen Pilz zeigen?“, fragte Emil.
„Lass uns mal
weitergehen. Wir werden sehen, ob wir einen entdecken.“
Nach einer Weile
blieb Opa stehen und zeigte auf einen knallroten Pilz mit weißen Punkten.
„Schau dir den an!“,
bat er seinen Enkel. „Das ist ein Fliegenpilz, der sieht zwar wunderschön aus,
ist aber sehr giftig. Den lassen wir lieber stehen!“
Emil starrte den
Fliegenpilz an und runzelte die Stirn, denn irgendetwas stimmte mit ihm nicht.
„Schau nur, Opa“,
flüsterte er dann, "der Pilz bewegt sich!“
Beide schauten mit
großen Augen in die Richtung. Tatsächlich! Der Pilz erhob sich ein wenig. Dann verneigte er sich stilvoll. Die beiden trauten ihren Augen kaum. Der Fliegenpilz war gar kein Pilz, sondern ein Gnom,
der einen roten Hut mit weißen Punkten darauf trug! Es gab sie also wirklich und
sie beide hatten ihn entdeckt.
Als der Gnom
kicherte und ein fröhliches „Hohoho!“ von sich gab, waren die beiden Menschen sehr
verwundert, doch als er freundlich weiter sprach, schmunzelten beide. „Großväterchen“,
sagte er, „da hast du dich wohl geirrt. Ich bin nämlich gar kein Pilz, wie ihr
hören und sehen könnt. Ich bin ein Gnom und mein Name ich Gnobertus. Ich bin
ein Pilzgnom. Also passt immer schön auf, dass ihr nicht statt eines Pilzes Gnome
sammelt.“ Dann lachte er herzhaft.
Als sich Opa und Emil
von dem ersten Schreck erholt hatten, lachten sie auch und Opa rief: „In der
Tat, einen solchen Pilz habe ich noch nie gesehen!“
Der Gnom hüpfte
schelmisch um die beiden herum und folgte ihnen auf Schritt und Tritt. Während
Opa sich bückte, um ein Steinchen aus seinem rechten Schuh zu holen, steckte Gnobertus heimlich ein kleines Steinchen in den linken Schuh, weshalb Paul einen
komischen Hüpfer machte, als er wieder loslaufen wollte und bemerkte, dass es
nun im anderen Schuh piekte.
Der Gnom kugelte
sich vor Vergnügen und auch Emil musste lachen.
„So ist das mit
den Pilzgnomen“, sagte Gnobertus und zwinkerte. „Wer glaubt, alles über den Wald
zu wissen, muss manchmal eines Besseren belehrt werden!“
Am Ende des Waldspaziergangs
winkte der Gnom den beiden Menschen freundlich nach und verschwand blitzschnell
hinter einem Baumstumpf.
„Weißt du, Opa“, meinte
Emil auf dem Heimweg, „jetzt glaube ich wirklich, dass Pilze Zauberer sind. Sie
verzaubern sich selbst und werden zu kleinen Gnomen.“
Opa Paul lachte
und legte seinen Arm um Emil. Mit einem vollen Körbchen und mit einer
unglaublichen Geschichte im Gepäck kamen sie wieder zuhause an.
Ob ihnen irgendjemand diese abenteuerliche Begegnung glauben würde?
© Martina
Pfannenschmidt
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