Dienstag, 25. November 2025

Ein Nachmittag im Café

Ihr Lieben, wir kommen vom Ewigkeitssonntag und gehen Richtung Advent. Bereits jetzt brennt in den Häusern und Straßen die erste adventliche Beleuchtung. Es ist, als könnten wir es gar nicht erwarten. - Doch worauf warten wir eigentlich?

Der Frage möchte ich heute nicht nachgehen, sondern stattdessen eine erste adventliche Geschichte einstellen. Es werden in den kommenden Tagen noch weitere folgen UND: ab Samstag wird es eine fortlaufende 'Adventskalendergeschichte' geben. Dann erzähle ich euch von Joschua und seinen Erlebnissen in der Adventszeit. - In all den vergangenen Jahren habe ich das immer geplant, doch es haperte stets an der Umsetzung. Nicht so in diesem Jahr - und darüber freue ich mich riesig.

Vielleicht mache ich euch - meinen Lesern - damit eine vorweihnachtliche Freude. Das wäre wahrlich schön. Und jetzt folgt die Geschichte: Ein Nachmittag im Café. Viel Freude beim Lesen!


Es ist ein grauer Dezembernachmittag. Der Regen prasselt leise gegen die großen Fensterscheiben des kleinen Cafés am Ende der belebten Einkaufsstraße. Drinnen schimmert das Licht von Kerzen und der Duft nach frischem Gebäck mischt sich mit dem Aroma von starkem Kaffee. An einem der Fenster sitzt Elise. Ihren Mantel hat sie sorgfältig über einen Stuhl gelegt und ihre Hände umschließen eine dampfende Tasse Tee. Ihr Blick schweift hinaus zu den Menschen, die hastig durch die Straßen eilen.

Sie sieht, wie Familien schwere Taschen tragen, Kinder an den Händen der Eltern zerren und Paare diskutieren. Die Hektik der Vorweihnachtszeit spiegelt sich in ihren Gesichtern wider. Elise nimmt Eile, Sorge und Gereiztheit wahr.

Früher, denkt sie, lag in der Adventszeit mehr Vorfreude in der Luft und die Straßen waren nicht mit getriebenen Menschen gefüllt. In diesem Moment sieht sie sich als kleines Mädchen an der Hand ihrer Mutter durch die Stadt schlendern. Erste Schneeflocken fielen aus den Wolken und die Lichter in den Fenstern leuchteten bunt. – So wie es auch heute noch ist und dennoch fehlt etwas: das warme Gefühl von damals.

Während Elise auf ihre Freundin Margarete wartet, die sich wie so oft wieder einmal verspätet, schweifen ihre Gedanken weiter. Sie fragt sich, wann der Zauber von Weihnachten, den sie einst so deutlich spürte, verloren ging. War es, als die Geschenke größer und teurer wurden? Oder als die Zeit für gemeinsame Geschichten und Lieder immer knapper wurde?

Elise fühlt eine leise Sehnsucht nach den Weihnachtsfesten ihrer Kindheit, nach dem Duft von Tannenzweigen, dem Geräusch von knisterndem Feuer im Ofen und dem ehrlichen Lachen am festlich gedeckten Tisch.

Die Tür des Cafés öffnet sich, und Margarete betritt den Raum. Als sie ihre Freundin entdeckt, schickt sie ihr ein Lächeln. Nach einer herzlichen Umarmung und ein paar ersten Worten über das Wetter beginnt das Gespräch rasch, sich den tieferen Themen zuzuwenden.

„Weißt du, Margarete,“ sagt Elise nachdenklich, „mir kommt es so vor, als hätte sich Weihnachten verändert. Früher war es das Fest der Nähe und des gemeinsamen Wartens auf das Wunder. Heute scheint es mehr um Materielles zu gehen, um Listen und Erwartungen.“

Margarete nickt und erwidert: „Du hast recht. Früher waren die Geschenke klein, aber die Freude war groß. Es ging nicht darum, was unterm Baum lag, sondern darum, wer drumherum saß.“ Sie seufzt leise. „Manchmal frage ich mich, ob wir den Sinn von Weihnachten auf dem Weg verloren haben.“

Elise blickt auf ihre Hände, als sie ihre Freundin fragt: „Sag mir, was macht Weihnachten für dich aus? Denkst du wirklich, dass der Sinn von Weihnachten verloren gegangen ist?“

Margarete greift nachdenklich nach ihrer Tasse. Ihre Stimme ist ruhig, als sie antwortet: „Vielleicht ist der Sinn von Weihnachten nie wirklich verloren gegangen. Vielleicht hat er sich nur versteckt, zwischen all dem Lärm der Welt. Weihnachten ist für mich nicht das, was ich kaufen oder verschenken kann – es ist das, was ich mit anderen teilen kann: Zeit, Aufmerksamkeit, Hoffnung. Weihnachten ist dort, wo es das stille Versprechen gibt, dass wir füreinander da sein werden, gerade dann, wenn alles um uns herum laut und hektisch ist. Der wahre Sinn liegt in meinen Augen im Miteinander, im Zuhören, im Lachen, das aus tiefstem Herzen kommt.“

Sie hält kurz inne, bevor sie fortfährt: „Solange wir zwei uns diese Momente bewahren können, hier im Café, während draußen die Welt rast, solange lebt Weihnachten in unseren Herzen weiter. Vielleicht ist es heute wichtiger denn je, innezuhalten und das Gute zu sehen, das wir einander geben können.“

Die beiden Freundinnen verbringen noch einen schönen gemeinsamen Nachmittag miteinander. Sie erzählen von den Weihnachtsfesten, als ihre Kinder noch klein waren, von selbst gebackenen Keksen und Liedern, die sie am Weihnachtsbaum gesungen haben. Sie lachen über alte Missgeschicke beim Schmücken des Baumes und werden still bei Erinnerungen an Menschen, die nicht mehr dabei sind. Aber in all diesen Erinnerungen ist Wärme, Nähe und das Gefühl, gemeinsam Teil von etwas Größerem zu sein.

Als sie sich später herzlich voneinander verabschieden, wissen sie, dass für sie der Sinn von Weihnachten nicht verloren ist, solange er in den Begegnungen lebt, die berühren und in den Erinnerungen, die wir in uns tragen.

Das Fest ist dort, wo Menschen einander zuhören, sich ein Lächeln schenken und gemeinsam den Moment teilen – ganz gleich, wie laut die Welt da draußen ist.

© Martina Pfannenschmidt, 2025


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