Ihr Lieben, wir kommen vom Ewigkeitssonntag und gehen Richtung Advent. Bereits jetzt brennt in den Häusern und Straßen die erste adventliche Beleuchtung. Es ist, als könnten wir es gar nicht erwarten. - Doch worauf warten wir eigentlich?
Der Frage möchte ich heute nicht nachgehen, sondern stattdessen eine erste adventliche Geschichte einstellen. Es werden in den kommenden Tagen noch weitere folgen UND: ab Samstag wird es eine fortlaufende 'Adventskalendergeschichte' geben. Dann erzähle ich euch von Joschua und seinen Erlebnissen in der Adventszeit. - In all den vergangenen Jahren habe ich das immer geplant, doch es haperte stets an der Umsetzung. Nicht so in diesem Jahr - und darüber freue ich mich riesig.
Vielleicht mache ich euch - meinen Lesern - damit eine vorweihnachtliche Freude. Das wäre wahrlich schön. Und jetzt folgt die Geschichte: Ein Nachmittag im Café. Viel Freude beim Lesen!
Es ist ein grauer Dezembernachmittag. Der Regen prasselt leise gegen die großen Fensterscheiben des kleinen Cafés am Ende der belebten Einkaufsstraße. Drinnen schimmert das Licht von Kerzen und der Duft nach frischem Gebäck mischt sich mit dem Aroma von starkem Kaffee. An einem der Fenster sitzt Elise. Ihren Mantel hat sie sorgfältig über einen Stuhl gelegt und ihre Hände umschließen eine dampfende Tasse Tee. Ihr Blick schweift hinaus zu den Menschen, die hastig durch die Straßen eilen.
Sie sieht, wie
Familien schwere Taschen tragen, Kinder an den Händen der Eltern zerren und
Paare diskutieren. Die Hektik der Vorweihnachtszeit spiegelt sich in ihren
Gesichtern wider. Elise nimmt Eile, Sorge und Gereiztheit wahr.
Früher, denkt sie,
lag in der Adventszeit mehr Vorfreude in der Luft und die Straßen waren nicht mit
getriebenen Menschen gefüllt. In diesem Moment sieht sie sich als kleines
Mädchen an der Hand ihrer Mutter durch die Stadt schlendern. Erste
Schneeflocken fielen aus den Wolken und die Lichter in den Fenstern leuchteten
bunt. – So wie es auch heute noch ist und dennoch fehlt etwas: das warme Gefühl
von damals.
Während Elise auf
ihre Freundin Margarete wartet, die sich wie so oft wieder einmal verspätet, schweifen
ihre Gedanken weiter. Sie fragt sich, wann der Zauber von Weihnachten, den sie
einst so deutlich spürte, verloren ging. War es, als die Geschenke größer und
teurer wurden? Oder als die Zeit für gemeinsame Geschichten und Lieder immer
knapper wurde?
Elise fühlt eine
leise Sehnsucht nach den Weihnachtsfesten ihrer Kindheit, nach dem Duft von
Tannenzweigen, dem Geräusch von knisterndem Feuer im Ofen und dem ehrlichen
Lachen am festlich gedeckten Tisch.
Die Tür des Cafés
öffnet sich, und Margarete betritt den Raum. Als sie ihre Freundin entdeckt, schickt
sie ihr ein Lächeln. Nach einer herzlichen Umarmung und ein paar ersten Worten
über das Wetter beginnt das Gespräch rasch, sich den tieferen Themen
zuzuwenden.
„Weißt du,
Margarete,“ sagt Elise nachdenklich, „mir kommt es so vor, als hätte sich
Weihnachten verändert. Früher war es das Fest der Nähe und des gemeinsamen
Wartens auf das Wunder. Heute scheint es mehr um Materielles zu gehen, um
Listen und Erwartungen.“
Margarete nickt
und erwidert: „Du hast recht. Früher waren die Geschenke klein, aber die Freude
war groß. Es ging nicht darum, was unterm Baum lag, sondern darum, wer
drumherum saß.“ Sie seufzt leise. „Manchmal frage ich mich, ob wir den Sinn von
Weihnachten auf dem Weg verloren haben.“
Elise blickt auf
ihre Hände, als sie ihre Freundin fragt: „Sag mir, was macht Weihnachten für dich
aus? Denkst du wirklich, dass der Sinn von Weihnachten verloren gegangen ist?“
Margarete greift
nachdenklich nach ihrer Tasse. Ihre Stimme ist ruhig, als sie antwortet: „Vielleicht
ist der Sinn von Weihnachten nie wirklich verloren gegangen. Vielleicht hat er sich
nur versteckt, zwischen all dem Lärm der Welt. Weihnachten ist für mich nicht
das, was ich kaufen oder verschenken kann – es ist das, was ich mit anderen
teilen kann: Zeit, Aufmerksamkeit, Hoffnung. Weihnachten ist dort, wo es das
stille Versprechen gibt, dass wir füreinander da sein werden, gerade dann, wenn
alles um uns herum laut und hektisch ist. Der wahre Sinn liegt in meinen Augen im
Miteinander, im Zuhören, im Lachen, das aus tiefstem Herzen kommt.“
Sie hält kurz inne,
bevor sie fortfährt: „Solange wir zwei uns diese Momente bewahren können, hier im
Café, während draußen die Welt rast, solange lebt Weihnachten in unseren Herzen
weiter. Vielleicht ist es heute wichtiger denn je, innezuhalten und das Gute zu
sehen, das wir einander geben können.“
Die beiden
Freundinnen verbringen noch einen schönen gemeinsamen Nachmittag miteinander.
Sie erzählen von den Weihnachtsfesten, als ihre Kinder noch klein waren, von
selbst gebackenen Keksen und Liedern, die sie am Weihnachtsbaum gesungen haben.
Sie lachen über alte Missgeschicke beim Schmücken des Baumes und werden still
bei Erinnerungen an Menschen, die nicht mehr dabei sind. Aber in all diesen
Erinnerungen ist Wärme, Nähe und das Gefühl, gemeinsam Teil von etwas Größerem
zu sein.
Als sie sich
später herzlich voneinander verabschieden, wissen sie, dass für sie der Sinn
von Weihnachten nicht verloren ist, solange er in den Begegnungen lebt, die berühren
und in den Erinnerungen, die wir in uns tragen.
Das Fest ist dort,
wo Menschen einander zuhören, sich ein Lächeln schenken und gemeinsam den
Moment teilen – ganz gleich, wie laut die Welt da draußen ist.
© Martina
Pfannenschmidt, 2025
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