Reizwörter: Geräusch, Gitter, gehen, gelb, geräumig
Auch bei Regina findet ihr eine Geschichte mit diesen Reizwörtern. Zwar setzt Lore mit den Reizwortgeschichten eine kleine Weile aus, doch bei ihr findet ihr unzählige Geschichten und zauberhafte Märchen!
Mein
Name ist Mandy. Ich bin 31 Jahre alt, verheiratet und Mutter, und zwar seit
genau 10 Wochen. Als solche bin ich natürlich nicht nur zusätzlich Ehefrau und
Tochter, sondern auch Schwiegertochter … doch der Reihe nach.
Also,
mein lieber Mann, der Kevin, hat, wie wir alle, eine Mutter. Meine
Schwiegermutter. Und die war echt in Ordnung, bis wir vor genau einem Jahr
beschlossen haben, zu ihr ins Haus zu ziehen.
„Mandy,
du hast schon wieder die Wäsche falsch aufgehängt.“
Also bis dahin wusste ich gar nicht, dass man Wäsche falsch aufhängen kann. Aber man kann! Meine Schwiegermutter hängt sie nämlich immer der Größe nach auf die Leine. Der Größe nach! Das muss man sich mal vorstellen. Und weshalb und für wen? Ich kann es euch sagen: für die Nachbarn, damit die ein schönes Bild haben bzw. sich von meiner Schwiegermutter ein großartiges Bild machen. „Schau mal, was für eine adrette und ordentliche Frau die Gisela ist.“
Sch… drauf! Aber das sagt und denkt man natürlich nicht.
Und
kochen konnte und kann ich natürlich auch nicht so gut, wie sie. Und natürlich
weiß ich auch nicht, was ein Mann, wie der Kevin, braucht und gerne isst.
Nämlich Fleisch und zwar jede Menge davon.
„Der
Kevin muss so hart arbeiten. Der braucht etwas Richtiges zu essen und nicht nur
Salat und dieses, dieses, wie heißt’s noch? Na, du weißt schon, was ich meine,
dieses vegetative Essen eben.“
„Das
heißt vegetarisch, Gisela, und ist auch für deinen Sohn gut und gesund.“
„Was
sagst DU denn dazu, Kevin?“
Na
gar nichts sagt er, weil er natürlich seiner geliebten Mama nicht in den Rücken
fallen möchte. Find ich auch nicht wirklich prickelnd. Aber gut. Ich komm schon
klar. Wäre nur schön, wenn ich ein bisschen mehr Schlaf bekäme. Dann könnte ich
all die guten Ratschläge, die sie mir gibt, vielleicht besser verkraften. Aber,
wie sagt man so schön: ich gehe auf dem Zahnfleisch. Ich weiß gar nicht mehr,
wie es sich anfühlt, ausgeschlafen zu sein.
Aber
zurück zum Beginn meiner Schwangerschaft. Also, ich kann euch sagen, die Gisela
war so was von nett zu mir, als sie erfahren hat, dass sie Oma wird. Ich war
ganz glücklich, dass ich sie damit glücklich machen konnte. Doch dieses Gefühl
hielt nicht lange an. Da gebe ich euch doch mal ein Beispiel. Als ich im 9.
Monat schwanger war, kam die Frage: „Wie lange darf man denn heute im
Krankenhaus bleiben?“
Wie?
Was ist das denn für eine Frage? Wer möchte schon länger dort bleiben, als
nötig. Die Erklärung kam umgehend: „Weißt du, als der Kevin geboren wurde, fand
ich das echt super. Ich konnte mich richtig gut von der Entbindung erholen,
weil sich ja die Schwestern um den Kevin gekümmert haben. Da habe ich richtig viel
Kraft tanken können.“
Ich
ersparte es mir, Gisela zu erklären, dass das aus heutiger Sicht eben nicht mehr
der richtige Weg ist und es besser ist, wenn das Kind nicht von der Mutter
getrennt wird und seine Nächte getrennt von ihr verbringen muss. Wenn ich ehrlich bin, muss ich allerdings gestehen, dass ich damals noch nicht wusste, was es bedeutet, wenn man zum Zeitpunkt der Geburt
seines Kindes bereits seit 48 Stunden keinen Schlaf bekommen hat und man
zweitens in einem Dreibettzimmer mit eben zwei weiteren Müttern und insgesamt 3
Babys verbringen muss und auch nicht, was es wirklich bedeutet, sein Kind
direkt nach der Geburt rund um die Uhr versorgen zu müssen – und das nach
unaussprechlich schmerzhaften Wehen und einer schweren Geburt.
Klar
hat man das alles nach ein paar Stunden wieder vergessen und ist einfach nur
glücklich, das Baby endlich in seinen Armen zu halten. Obwohl! Ganz ehrlich!
Manchmal ist es auch einfach nur anstrengend und dann das Stillen … aber ich
will nicht jammern. Meine kleine Tochter ist wirklich ein Sonnenschein und
zuckersüß. Wären da nur nicht dieser Schlafmangel und meine Schwiegermutter.
Weiteres
Beispiel ihrer nicht enden wollenden guten Ratschläge:
Als
ich gestern mit unserer Kleinen spazieren gehen
wollte, schoss sie aus ihrer Wohnungstür heraus: „Mandy, was ich dir unbedingt noch
sagen wollte, also das mit dieser Kette die da im Kinderwagen baumelt, das ist
nicht gut für das Kind. Schau mal, die hängt doch so nah vor ihren Augen. Nicht
dass sie dadurch noch anfängt zu schielen.“
Ist
echt eins zu eins so passiert. Da fehlen einem doch die Worte, oder nicht?
Komisch nur, dass ihr Sohn niemals mit guten Ratschlägen versorgt wird. Die
bekomme ausschließlich ich um die Ohren gehauen. Erwähnte ich schon meinen
Schlafmangel und dass ich dadurch besonders sensibel geworden bin? Ich möchte
noch kurz ansprechen, dass ich in der Nacht vor dieser Situation unser Baby
drei Stunden lang durch die Wohnung getragen habe. Ich habe es gestreichelt,
massiert und gesungen, bis es endlich, endlich in einen Tiefschlaf gefallen ist
– für genau drei Stunden, in denen ich auch schlafen durfte. Ja und dann sind
da ja auch noch diese Brüste, die schmerzen und all die Hormone und der
Beckenboden, der sich in einem desolaten Zustand befindet. Da sind all die
vielen Ratschläge einfach zu viel. Also habe ich diese wunderschöne, mit einer gelben Sonne, einem blauen Elefanten,
einem grünen Äffchen und vielen bunten Kugeln bestückte Kette tatsächlich abgenommen,
weil ich einfach keine Kraft für Gegenargumente mehr gefunden habe.
Nach
dem Spaziergang habe ich dann meine Mutter angerufen und mich bei ihr
ausgeweint. Ich habe davon erzählt, dass sich das Stillen irgendwann zu einem gemeinsamen
Weinen entwickelt hat, weil ich vor Schmerzen und mein Baby vor Hunger weint. Dass
ich das Tragetuch einfach schrecklich finde und dass ich permanent ein
schlechtes Gewissen habe und Angst, wirklich alles falsch zu machen. Und wisst
ihr, was meine Mutter gesagt hat: „Deinem Kind kann es nur gut gehen, wenn es
dir gut geht und deshalb mache ich mich jetzt auf den Weg zu euch und nehme dir
sooft es geht die Kleine ab. Weißt du, Mandy, früher verbrachten die Mütter nach der Geburt eine Woche im Wochenbett. In der Zeit nahm man ihr vieles ab, damit sie
wieder in ihre Kraft kam. Heute erwartet man von den Müttern nach der Geburt
nach meinem Empfinden viel zu früh, viel zu viel.“
Seither
sind zwei Wochen vergangen und alles ist schon viel entspannter. Ich lege mich
auch tagsüber mal hin, wenn das Baby auch schläft und fühle mich schon viel
besser.
In
diesem Moment höre ich Geräusche
aus dem Kinderzimmer. Als ich den geräumigen
Raum betrete, liegt unsere Kleine mit geöffneten Augen in ihrem Gitter-Bettchen und strahlt mich
an. Vor lauter Glück habe ich Tränen in den Augen. Wir zwei sind ein wirklich
gutes Team geworden und eines ist mir inzwischen ebenfalls klar geworden:
Schwiegermütter sind auch nur Menschen!
©
Martina Pfannenschmidt, 2022
Diese Geschichte nimmt an Elkes 'froher und kreativer Linkparty' teil.
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hihi.. jaa..
AntwortenLöschenaber die gugten Ratschläge bekommt man oft auch von den Müttern ..
die Beziehung zu meiner Schwiegermutter war am Anfang auch nicht gut
ich war ihr noch zu jung und sie traute mir nichts zu ..
naja.. später verstanden wir uns aber recht gut
liebe Grüße
Rosi
Ich freue mich, liebe Rosi, dass du kommentieren konntest. Manchmal klappt das wohl nicht. Umso schöner, dass du dich zu Wort melden konntest. - Oh ja, Mütter können auch gute Ratschläge geben. Das kenne ich auch - von meiner Mutter und mir selbst. :-) - Mit meiner Schwiegermutter hatte und habe ich allerdings das Glück, dass sie sich eher zurück hält. - Danke für deinen Besuch und liebe Grüße zu dir! - Martina
LöschenLiebe Martina,
AntwortenLöschenjuchu, heute klappt es mit dem Kommentieren - wie schön!!!
Deine Geschichte hat mich selbst um etliche Jahre zurückversetzt. Ich denke, solche oder ähnliche Begebenheiten kennen ganz viele Schwiegertöchter...und ja, manchmal braucht es etwas Abstand, einen anderen Blickwinkel und Ruhe, die dann zu deutlich mehr innerer Gelassenheit führt...Aber das alles muss man wohl erst an und mit sich selbst erfahren...
Dir alles, alles Liebe
Heidi
Wie schön ist das denn, liebe Heidi, von dir zu hören! Ich freue mich sehr, dass es geklappt hat mit dem Kommentar! Keine Ahnung, was da manchmal los ist. - Ich hoffe, dass es dir trotz der Hitze gut geht und du deinen wundervollen Garten in vollen Zügen genießen kannst. Aber die Pflanzen sind natürlich auch durstig und brauchen in diesen Tagen menschliche Hilfe. - Ich wünsche dir eine ganz schöne Sommerzeit und sende liebe Grüße hin zu dir und danke, dass du - immer noch - meine Geschichten liest! Martina
LöschenLiebe Martina, einen Versuch mache ich noch - nachdem ich dir meinen Kommentar ja schon auf andere Weise zukommen lassen habe. Vielleicht klappt es hier endlich wieder - Daumen drück und liebe Grüße Regina
AntwortenLöschenOh ja, es hat geklappt. Mir ist es bei der Antwort an Heidi so ergangen. Immer wieder musste ich bestätigen, dass ich kein Roboter bin. Total ätzend! Als ich es am nächsten Tag nochmal versucht habe, da hat es dann geklappt. - Danke, dass du dich hier auch nochmal zu Wort gemeldet hat. Das ist ganz erstaunlich, denn es ist total nervig: man hat den Kommentar geschrieben und kann ihn dann nicht absenden! Danke, dass du am Ball geblieben bist! LG
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