Das waren diesmal unsere Reizwörter:
Sommer, Meer, blutrot, wunderschön, nachdenken
Und das sind die Namen meiner 'Mitschreiberinnen', bei denen ihr auch eine Geschichte mit diesen Reizwörtern lesen könnt: Lore und Regina
Begeistert blättere ich im
Reiseführer und das Kribbeln, das ich dabei in meinem Bauch verspüre, nennt man
wohl Vorfreude. Ach Mensch, nur noch zwei Wochen, dann geht es endlich Richtung
Lanzarote in den wohlverdienten Sommer-Urlaub.
Endlich raus aus dem Alltag und dem miefigen Büro und hinein in eine
hoffentlich erlebnisreiche Auszeit. Ich freue mich wirklich riesig darauf.
„Du Bernd, ich möchte
unbedingt das Tal der 1000 Palmen sehen und in den Nationalpark Timanfaya möchte
ich auch. Vergiss also auf keinen Fall deinen Führerschein, damit wir uns ein
Auto mieten können.“
„Hm“, kommt zurück.
Typisch Mann. Hat er mir
jetzt eigentlich zugehört? Da frage ich doch lieber nochmal nach: „Hast du mir
jetzt eigentlich zugehört?“
„Ja, hab ich, mein Schatz,
hab ich. Und falls es dich interessiert, ich möchte mit dem Jet-Ski fahren und
schnorcheln.“
‚Von mir aus‘, denke ich, ‚solange
ich da nicht mitmachen muss, kannst du das gerne machen.‘
Ich hoffe, dass Bernd mein
Schweigen schon richtig deuten wird, schließlich weiß er, dass ich das Meer zwar durchaus mag und dass
ich auch Fische durchaus mag, aber eben am liebsten auf meinem Teller, und
nicht um meine Beine herum, weshalb ich lieber im Pool, als im Ozean schwimme.
„Du Bernd, hast du
eigentlich schon bei Frau Meier angerufen?“
„Das hattest du mir doch
aufgetragen“, kommt etwas patzig zurück.
Ja, hatte ich. Aber heißt das,
dass es ausgeführt wurde? Nein, das heißt es eben nicht und deshalb frage ich lieber
nochmal nach. Aber das sag ich natürlich nicht. Schließlich möchte ich so kurz
vor dem Urlaub keinen Streit mit meinem Mann. Und außerdem ist ja alles gut,
wenn er angerufen hat. Das bedeutet nämlich, dass unser Hund für die Zeit
unseres Urlaubs in einer Tierpension unterkommen wird.
„Wir sollten, bevor wir
fahren, noch bei Onkel Edwin vorbei fahren und in jedem Fall bei unseren
Kindern“, schlage ich vor.
„Willst du dich von ihnen
verabschieden, falls wir mit dem Flugzeug abstürzen und nicht mehr
zurückkommen?“, fragt mein Mann und dieser gewisse Unterton, den er dabei an
den Tag legt, bleibt mir nicht verborgen.
Leider muss ich gestehen,
liegt ein kleines Fünkchen Wahrheit darin. Ich habe tatsächlich ein bisschen
Flugangst. Die kann ich aber ziemlich gut besiegen, wenn ich mir morgens vor
dem Abflug ein Glas Sekt – oder zwei - genehmige.
Ach ja, ich muss morgen unbedingt
nachschauen, ob unser Sektvorrat im Keller noch ausreicht. Nicht, dass ich an
dem Morgen ohne dastehe.
Eine Woche später!
„Schatz, hast du dir schon
überlegt, welche Sachen du mitnehmen möchtest in den Urlaub?“
Mein Schatz schaut mich an,
als hätte ich ihm gerade erzählt, dass ich mit meinen 60 Jahren doch noch mal schwanger
geworden bin.
„Aber darüber muss ich doch heute noch nicht nachdenken“, schleudert er mir entgegen. „Wenn ich die Koffer
vom Boden hole, werde ich zwei Badehosen, zwei kurze Hosen und ein paar
T-Shirts einpacken und gut ist.“
„Bernd, wir werden in einem
Hotel wohnen. Da kannst du abends nicht in einer kurzen Hose zum Essen gehen.“
„Na gut, dann pack ich auch
noch eine lange Hose ein und …“, er hält mir eine Hand, die keinen Widerspruch
duldet, abwehrend entgegen, „bevor du meckerst, ich nehme auch noch ein Hemd
mit oder von mir aus auch zwei. In Ordnung?“
„Ja, es dürfen auch gerne ein
paar mehr sein und Unterhosen benötigst du schließlich auch und eine Jacke. Es
kann abends nämlich durchaus kühl werden. Auch dort. Und wenn wir auf den
Timanfaya wollen, brauchst du festes Schuhwerk.“
Kopfschüttelnd verlässt er
den Raum. Verstehe ich nicht. Ich mache mir doch nur ein paar Gedanken. Einer
muss es ja schließlich tun.
Der Abend vor der Abreise.
In unserem Gästezimmer
stapeln sich Wäscheberge. Meine Wäscheberge. Mein Mann ist mit dem Packen
seines Koffers längst fertig. Und ich, ja ich kann mich wieder einmal nicht
entscheiden, welche Klamotten ich mitnehmen möchte.
„Soll ich dir helfen“, fragt
mein Mann ein bisschen zynisch, „dann sind wir in nullkommanix fertig.“
Muss ich erwähnen, dass ich
das ausschlage?
Ich gestehe, meine Unruhe
wächst. Was, wenn mein Koffer gar nicht ankommt auf der Insel, sondern in
Timbuktu landet?
Als ich meinem Mann meine
Gedanken anvertraue, nimmt er mich in seine starken Arme: „Wird schon
schiefgehen, mein Schatz!“
Ich glaube, er kennt mich inzwischen
ganz gut.
Am nächsten Morgen befinden
wir uns auf dem Weg zum Flughafen. Ich habe zum 100. Mal in meiner Handtasche nachgesehen,
ob ich die Flugtickets auch wirklich eingepackt habe, als mein Mann mich
verschmitzt fragt: „Und, möchtest du nicht noch einmal in deiner Handtasche
nachschauen, ob die Tickets auch wirklich drin sind.“
Sie sind drin. Ich weiß es ja
genau, aber besser ist es doch wirklich, wenn ich noch einmal nachschaue, was
ich umgehend tue.
Als wir am Flughafen ankommen
und bevor wir das Auto verlassen, trinke ich den letzten Schluck Sekt aus
meiner Piccoloflasche. Inzwischen dürfte ich die richtige Betriebstemperatur
erreicht haben. Die Angst ist einem leichten Schwips gewichen. Hoffentlich
bemerkt es niemand. Hicks.
Als wir von der Stewardess an
Bord begrüßt werden, greife ich unweigerlich nach der Hand meines Mannes.
Sicher ist sicher.
Nach ein paar Stunden und
einem durchaus ruhigen Flug ohne jegliche Turbulenzen kommen wir mitsamt
unserem Gepäck aber dennoch etwas abgekämpft in unserem Hotel an.
Auch hier ist alles gut. Das
Hotel macht einen ausgezeichneten Eindruck, unser Zimmer ist sauber und die
Poolanlage wirklich wunderschön.
Jetzt kann ich endlich abschalten und meinen Urlaub genießen.
Als wir am Abend in einem
kleinen Lokal direkt am Strand sitzen und die Sonne blutrot im Meer versinkt, fährt mir der Schreck in alle
Glieder: „Bernd“, rufe ich aus, wobei etwas von meinem roten Wein auf die weiße Tischdecke schwappt, „ich glaube, ich habe vergessen, das Licht im Keller
auszumachen.“
© Martina Pfannenschmidt,
2021
Diese Geschichte nimmt an Elkes 'froher und kreativer Linkparty' teil.
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... und was ist mit dem Bügeleisen? Ha-ha-ha, liebe Martina, was für eine schöne erheiternde Geschichte heute morgen, sie versüßt mir den Tag. Ich kann jeden Gedanken darin nachvollziehen und sorge mich gerade, ob er denn seinen Führerschein dabei hat - Kopfschüttel!
AntwortenLöschenDanke dir und liebe Grüße
Regina
Ich glaube, diese Gedanken macht sich die Protagonistin dieser Geschichte auch noch. - Hab Dank für deinen Besuch und auch für den lieben Kommentar! LG Martina
AntwortenLöschenLiebe Martina, so ungefähr spielten sich die Urlaubsvorbereitungen auch bei uns ab. Leider schon wieder paar Jahre her. Da bekomme ich gleich Lust, doch z. Zt. Ist bei uns nicht dran zu denken. Um so amüsanter war es, deine Geschichte zu lesen. Danke dafür und ganz herzliche Grüße sendet Monika
AntwortenLöschenHallo, liebe Monika, schön, dass du bei mir gelesen und den lieben Kommentar hinterlassen hast. Ich freue mich sehr darüber. - Ja, das Reisen ist momentan ein bisschen schwierig und auch mich zieht es nicht unbedingt in die Ferne in diesen Zeiten. - Liebe Grüße zu dir und in deine wunderschöne Heimat! Martina
Löschenhihi..
AntwortenLöschennur gut dass ich nicht in Urlaub fahre..
mich beschlich früher auch immer so ein paar km von daheim weg das ungute Gefühl dass ich irgend etwas vergessen hatte ;)
liebe Grüße
Rosi
... und man kann einfach nichts dagegen tun. ;-) - Danke dir für deinen Besuch und den Kommentar. LG Martina
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