Das waren unsere Reizwörter:
Bart, Nasenspitze, vorwitzig, füllig,
saugen
Und das sind die Namen meiner 'Mitschreiberinnen': Lore und Regina.
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Als ich Omas Küche betrat,
saß sie am Küchentisch. Sofort fielen mir ihre strahlenden Augen auf und auch
das fröhliche Lächeln, das ihre Lippen umspielte. Was es wohl war, dass Oma so
zum Strahlen brachte? Dem wollte ich unbedingt auf die Spur kommen.
Als ich zum Tisch kam, sah
ich, dass Oma in einem Fotoalbum blätterte. Puh, die Bilder darin sahen schon
ganz schön vergilbt aus und irgendwie roch es auch unangenehm. Alt eben.
„Was sind denn das für Fotos,
die du dir da anschaust?“, fragte ich neugierig.
„Ach weißt du, gestern bekam
ich von Hanne, meiner besten Freundin, eine Postkarte zugeschickt. Sie macht im
Augenblick mit ihrem Mann Urlaub an der Ostsee. Da wurden sofort Erinnerungen
in mir wach, denn genau in dem Ort haben dein Opa und ich unseren ersten
gemeinsamen Urlaub verbracht. In einem winzigen Zelt.“
„Das war bestimmt kuschelig“,
sagte ich und mir schien, als zöge eine leichte Röte über Omas Wangen, als sie
entgegnete: „Ja, das war es!“
„Und wer ist dieser dünne
Kerl da mit dem Bart?“,
erkundigte ich mich.
Oma begann zu lachen. „Der
Kerl, dem man das Halleluja durch die Backen blasen konnte, meinst du? Das ist dein
Opa!“
„Waaas? Also heute ist er aber um
einiges fülliger“, lachte
ich. Und das war wirklich noch charmant ausgedrückt. „Ich wusste gar nicht,
dass er mal einen Bart getragen hat.“
„Oh, diesen Gesichtspulli,
wie ich immer gesagt habe, fand ich wirklich furchtbar. Aber er hatte eine
Wette verloren und deshalb durfte er sich ein halbes Jahr lang nicht rasieren.
– Ja, und wie das dann aussah, kannst du auf diesem Foto sehen.“
Oma blätterte um und der alte
Geruch stieg umso mehr in meine Nase. Aber da musste ich durch. Schließlich war meine Neugierde geweckt.
„Schau nur“, meinte Oma, „da
ist mir ein echter Schnappschuss gelungen.“
In der Tat. Auf dem Bild war
Opa zu sehen. Das Besondere aber war eine vorwitzige
Fliege, die direkt auf Opas Nasenspitze
gelandet war.
„Du Oma“, sagte ich
beeindruckt, „mit dem Foto hättest du auch einen Fotowettbewerb gewinnen
können.“
„Ja, vielleicht. Aber ich
hatte ja schon doppelt gewonnen“, erwiderte sie verschmitzt, „zum einen hatte
ich mir deinen Opa geangelt und zum anderen meine kleine Fotokamera gewonnen.“
„Wirklich? Erzähl mir davon!“
„In unserem Ort gab es einen
Fotoladen. Und dort fand damals eine besondere Aktion statt. Sie verschenkten
nämlich eine Kamera an den Besitzer eines 10-DM-Scheines mit einer ganz
bestimmten Nummer. Ja und was denkst du, in wessen Geldbörse sich genau dieser
10-DM-Schein befand?“
„Ne, das glaub ich jetzt
nicht!“
„Doch, dass sauge ich mir nicht aus den
Fingern. Es stimmt wirklich. Ich war wirklich im Besitz dieses 10-DM-Scheines.“
„Dinge gibt’s!“, erwiderte
ich.
Wir wandten uns wieder dem
Album zu und ich entdeckte auf einem Foto eine junge Frau mit einem
ungewöhnlichen Kopfschmuck. „Bist du dass Oma? Aber was bitte trägst du da auf
deinem Kopf?“
„Na klar bin ich das und das
Ding da auf meinem Kopf ist eine Badekappe. Sie war hellblau mit himmelblauen Kunststoff-Haaren
darauf. Das war damals der allerletzte Schrei. Ich war also modisch ganz vorne
mit dabei.“
Auf dem nächsten Foto sah Opa
ein bisschen bedrückt aus und ich erkundigte mich bei Oma nach dem Grund.
„Oh ja, wir waren beide
deprimiert an dem Morgen. Wir hatten am Abend zuvor noch lange draußen unter
dem Sternenhimmel gesessen und roten, aber sehr billigen Wein getrunken“,
schmunzelte sie, „ja und als wir uns dann zum Schlafen in das Zelt verkrochen,
haben wir unseren kleinen Campingtisch und die Klappstühle nicht mehr in den
Kofferraum unseres Autos verfrachtet, sondern einfach vor dem Zelt stehen gelassen.
Das war keine gute Idee, wie sich am nächsten Tag herausstellte. Man hatte uns
nämlich bestohlen. Da die Dinge deinen Urgroßeltern gehörten, war das besonders
blöd.“
„Hat man die Diebe gefunden?“
„Nein, und auch den Tisch und
die Stühle haben wir trotz langen Suchens auf dem ganzen Campingplatz nicht
mehr gefunden.“
So ein Zelturlaub schien mir trotz dieses Vorfalls wirklich erlebenswert, weshalb ich spontan äußerte: „Ich möchte mit meinem Freund
auch mal einen Urlaub im Zelt verbringen."
„Das ist schon romantisch.
Jedenfalls dann, wenn die Sonne scheint und es trocken bleibt“, meinte Oma, „doch
damals gab es in einer Nacht einen furchtbaren Regenschauer. Da ich nie zuvor
gezeltet hatte, war ich unbedarft und hab von innen an der Zeltwand mit dem
Finger die Regentropfen nachgezeichnet. Dass man das tunlichst unterlassen
sollte, hab ich dann gemerkt, denn ab da tropfte der Regen durch die Zeltplane
nach innen. Dadurch wurde es dort nicht nur nass, sondern mir war erbärmlich
kalt und ich habe mächtig gefroren. Wir sind dann auch recht bald abgereist, da
es nicht aufhören wollte zu regnen und sich alle Sachen feucht anfühlten. Ja und
das war dann auch unser erster und einziger Campingurlaub …“
„… von dem du damals noch
nicht ahntest, dass du eines Tages deiner Enkelin davon erzählen würdest.“
„Das stimmt wohl, meine
Große!“, erwiderte sie und strich mir liebevoll über die Haare, so wie sie es
immer tat, auch wenn es in Anbetracht meines Alters so langsam aber sicher
peinlich wurde. Aber solange es niemand sah …
© Martina Pfannenschmidt,
2021
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Liebe Martina,
AntwortenLöschendeine Geschichte hat mich mitgenommen in einen eigenen Campingurlaub vor vielen Jahren und es gibt so viele Parallelen, z.B. das Zeichnen mit den Finger von innen und dem anschließenden Durchtropfen.
In der Erinnerung scheint es gar nicht mehr schlimm - schön, das deine "Oma" so viele Andenken in Bildform hat! Es ist schön, in alten Bildern zu stöbern, wie man hier in deiner Geschichte erleben darf!
Liebe Grüße
Regina
Danke, liebe Regina! - Ja, so ist das mit den Erinnerungen. - Meistens erinnert man sich an etwas Positives oder - wie du schon sagst - in der Erinnerung sind die negativeren Momente dann gar nicht mehr so schlimm. - LG und Danke für deinen Besuch! Martina
LöschenEine zauberhafte Geschichte und dazu die richtige Wortwahl. Wie immer ein Vergnügen.Camping, aus den Abendteuerurlauben sind wir raus, lieber ein Hotel! Liebste Grüsse, Klärchen
AntwortenLöschenDu hast recht. Dieses Abenteuer sollen andere gerne erleben. - Mir sind Ferienwohnung oder Hotelzimmer auch lieber! Danke für deinen Besuch und den lieben Kommentar! Martina
AntwortenLöschenHallo liebe Martina,
AntwortenLöschenich hoffe Du erinnerst Dich noch an mich bzw. meinen Blog (www.lifetellsstories.de). Ich lese zwar immer Deine Geschichten, aber irgendwie habe ich schon eine halbe Ewigkeit nicht mehr kommentiert. Heute muss ich es einfach mal tun:
Die Badekappe hat mich nämlich an die meiner Mutter erinnert. Eigentlich hatte meine Mutter von Natur aus pechschwarze Haare. Die Ponyfranzen an der hellblauen Badekappe waren allerdings blond. Das sah schon gewöhnungsbedürftig aus. :-)
Unseren ersten Urlaub haben wir auch im Zelt verbracht. Reingeregnet hat es zwar nicht, aber die Luftmatratze war plötzlich jede Nacht platt. Irgendwie war in dem kleinen Zelt meine Haarbürste (es war so eine mit einer Art „Drahtborsten“ ) unter die Luftmatratze gerutscht und hatte dort kleine Löchlein verursacht. Mein Mann (damals noch mein Freund) hat aber jede Nacht fleißig die Matratze wieder aufgepumpt. :-).
Ich wünsche Dir noch einen schönen restlichen Sonntag
Astrid
Hallo, liebe Astrid, na klar erinnere ich mich und freue mich über mehrere Dinge gleichzeitig: Dass du meinen Blog besucht, meine Geschichten liest, diesmal einen Kommentar hinterlassen hast und auch noch darüber, dass ich dich in vergangene Zeiten 'entführt' habe. - Hab Dank für den Besuch und den lieben Kommentar! - Ich schicke dir sonnige Grüße (und die Sache mit der Luftmatratze, die kommt mir doch auch recht bekannt vor ;-) LG Martina
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