"Du bist
undankbar!“ – Diese Worte meiner Mutter hallen wieder und wieder durch meinen
Kopf, dabei liegt es schon einige Zeit zurück, dass sie mir diese an denselben
geworfen hat.
Warum
triggern mich ihre Worte derart an?
Hat sie
damit vielleicht einen wunden Punkt getroffen?
Ich entnehme
dem Trockner die Wäsche und lege sie zusammen. Wie schon 1000 Male zuvor räume
ich diese in die Schränke der Kinder und auch in meinen Kleiderschrank.
Soll ich
etwa dankbar sein dafür, dass ich dies tun muss?
Jeden Tag
aufs Neue?
Jeden
Morgen schmiere ich die Brote für die Kinder und meinen Mann. Ich packe alles
in Boxen, lege etwas Obst dazu und stelle es zum Mitnehmen bereit. Und selbst
das klappt nicht ohne meine Aufforderung, dies zu tun.
Muss ich
dafür dankbar sein?
Jeden Tag
räume ich alle Zimmer auf, mache die Betten, kaufe ein, koche das Essen, sauge
in allen Räumen.
Ist das
etwas, für das ich Dankbarkeit verspüren müsste?
Und ist
es nicht mein Recht, mich darüber zu ärgern, wie undankbar die anderen sind?
Das niemand sieht, was ich jeden Tag leiste. Niemand!
Ich gehe
in die Küche, mache mir eine heiße Schokolade und träume mich in ein anderes
Leben hinein.
Wie schön
wäre es, jeden Morgen zur Arbeit fahren zu dürfen. So wie früher, bevor die
Kinder geboren wurden.
Wie schön
wäre es, für den Chef allmorgendlich einen Kaffee zu kochen und sich von ihm
schikanieren zu lassen.
Okay,
selbst ich bemerke den Sarkasmus meiner Gedanken und ich merke, dass es das
auch nicht ist, was mich dankbar und glücklich machen würde.
Also
müsste ich doch dankbar sein für mein jetziges Leben.
Ich
wollte doch immer Kinder. Aber irgendwie habe ich mir meinen Alltag anders
vorgestellt. Tagein, tagaus die gleichen Aufgaben. Und niemand, der diese Arbeit
wirklich sieht und wertschätzt. Wie soll man da Dankbarkeit empfinden?
Ich nehme
einen Schluck meines Getränks, spüre die Süße auf meiner Zunge und träume
weiter meinen Tagtraum.
Wie wäre
es, wenn es an diesem Wochenende endlich mit einem Lottogewinn klappen würde?
Nicht nur so ein paar Tausend Euro. Nein, gleich eine Million oder besser noch
zwei oder drei Millionen.
Dann
könnte ich mir eine Haushaltshilfe leisten und eine Köchin. Ich könnte jemanden
einstellen, der sich um den Garten kümmert und die Kinder zum Sport und zum
Ballett fährt.
Abends
ginge ich mit meinem Mann Essen, ins Kino, in die Oper und für die Kinder würde
ich ein Kindermädchen einstellen.
Wir
könnten in den Urlaub fliegen, am Strand liegen und wir könnten vielleicht ein
eigenes Boot besitzen.
Dann, ja
dann würde ich dankbar sein für mein Leben und glücklich obendrein. Aber so,
wie es jetzt ist? Nein, dafür kann ich keine Dankbarkeit empfinden.
So vergeht
auch dieser Tag, wie alle anderen Tage zuvor und ich ersticke fast in dieser Eintönigkeit
meines Seins.
Doch dann
tritt Biggi in mein Leben. Sie zieht in das Haus nebenan, indem zuvor eine
ältere Dame wohnte.
Biggi
strotzt nur so vor Selbstbewusstsein und Lebensfreude und das, obwohl ihr Alltag
dem meinen doch sehr gleicht.
Sie wirkt
im Gegensatz zu mir glücklich, angekommen und ja, auch dankbar.
Wie ist
das möglich?
Im Laufe
der Zeit freunden wir uns an und eines Tages traue ich mich, sie zu fragen, warum
sie den Eindruck vermittelt, dankbar für ihr Leben zu sein.
Ich kann mich
noch genau an ihren Gesichtsausdruck erinnern, als sie mich fragte: „Wie kommst
du nur darauf, dass es anders sein könnte? Wie soll es mir denn möglich sein,
nicht dankbar zu sein?“
Und so
erzähle ich ihr von meinem Alltag und auch von meinen Träumen.
Sie hört
mir aufmerksam zu, überlegt eine Weile und fragt mich dann: „Was ist das
Liebste und Wertvollste, das du im Leben besitzt?“
Da muss
ich nicht lange nachdenken. Das ist natürlich meine Familie und das sagte ich
auch so.
„Okay!“,
meint sie. „Dann stell dir doch bitte einmal vor, die vier Menschen, die dir am
wichtigsten sind, kämen heute Abend nicht mehr nach Hause.“
„Biggi!“,
rufe ich entsetzt, „das wäre das Schrecklichste, was geschehen könnte.“
„Warum?“,
fragt sie mich leicht provozierend. „Ist es nicht dein Traum, all diese Dinge
wie Brote schmieren, hinter den Kindern herzuräumen, Wäsche waschen und bügeln,
nicht mehr tun zu müssen? Du müsstest doch eigentlich dankbar sein dafür, dass
sich dein Alltag sehr verändern würde. Du bräuchtest all diese verhassten Dinge
nicht mehr zu tun. Das müsste doch für dich das wahre Paradies bedeuten.“
Klar bringt
sie mich damit zum Nachdenken. Wenn man sich mit all seinen Gefühlen wirklich
in diese Situation hinein versetzt, merkt man plötzlich, wie furchtbar dieser
Zustand wäre.
„Weißt
du“, gibt mir Biggi noch mit auf den Weg, „wenn wir unseren Blick immer nur auf
unseren vermeintlichen Mangel richten, statt auf die Fülle, die uns umgibt,
werden wir undankbar und wir werden nicht mehr schätzen, was wir haben.
Und es
muss gar nicht immer so eine große Sache sein, von der wir uns vorstellen
sollten, dass sie uns fehlt.
Was wäre,
wenn man dir die Waschmaschine weg nähme? Was wäre, wenn du keine Brote mehr
schmieren könntest, weil es einfach kein Brot mehr zu kaufen gäbe. Und was
wäre, wenn deine Kinder gar keine Spielsachen besäßen, weil ihr sie euch
einfach nicht leisten könntet?
Richte
deinen Fokus einfach auf all das Gute und Positive, das dich umgibt und nicht
auf den vermeintlichen Mangel“, rät sie mir weiter und fügt an: „Ihr seid
gesund. Du kannst all diese Arbeiten tun, denn du hast alle Gliedmaßen, die du
dafür benötigst. Ihr habt ein Haus, einen Garten, frisches Wasser, genug
Lebensmittel. Ihr habt auch Freizeit und die Freiheit, zu sagen, was ihr denkt.
Sag ehrlich,
sind das nicht genügend Gründe, um dankbar zu sein?“
© Martina
Pfannenschmidt, 2020
Diese Geschichte nimmt an Elkes 'froher und kreativer Linkparty' teil.
Hier geht es zu Elke und ihrem 'Kleinen Blog'. KLICK!
Das ist eine wunderbare Zusammenfassung! Trotzdem beleuchtet das nur die eine Seite, nämlich die Dankbarkeit, die man selbst empfinden kann und und sich zusprechen kann. Das enthebt aber die anderen nicht von der Aufgabe, ebenfalls Wertschätung weiterzugeben. Ich glaube, jeder Mensch ist auch ein wenig auf Wertschätzung angewiesen, für das, was er leistet. Und wenn das Gleichgewicht aus Geben und Nehmen ins Wanken gerät, dann kann durchaus berechtigterweise auch das Zufriedenheitsgefühl aus den Fugen geraten, ohne dass man gleich das ganze Lebenskonstrukt in Frage stellt. Jeder, der andere von unangenehmen Aufgaben freihält, darf auch ein wenig Wertschätzung durchaus mal einfordern. ;-) LG Tanja
AntwortenLöschenLiebe Tanja, ich danke dir sehr für deinen Kommentar und deine Gedanken.
LöschenIch weiß nicht, ob du zurück kommst, doch ich habe vor einiger Zeit zum Thema 'Wertschätzung' eine Geschichte geschrieben und stelle hier mal den Link dorthin ein (ich hoffe, das geht überhaupt:-): https://von-herz-zu-herz-geschichten.blogspot.com/2017/11/wertschatzung.html
Meine Gedanken nehmen da zwar auch nochmal eine andere Richtung, als deine, aber vielleicht interessiert dich die Geschichte und das Thema ja auch. - LG! Schön, dass du hier warst! Martina
Ja, so ist es. Manchmal lohnt es sich, die Dinge mit einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Dazu passt dieser Text, den ich auf FB geteilt habe:
AntwortenLöschenIch bin dankbar...
●für die Steuern💸, die ich zahle, weil das bedeutet, ich habe Arbeit💪 und Einkommen💶
●für die Hose👖, die ein bisschen zu eng 🤨sitzt,weil das bedeutet, ich habe genug zu Essen🥘
●für das Durcheinander🌪 nach einer Feier🥂, das ich aufräumen muss, weil das bedeutet, ich war von lieben❤ Menschen👨👩👧👦 umgeben
●für den Rasen🌱, der gemäht, die Fenster🖼, die geputzt werden müssen, weil das bedeutet, ich habe ein Zuhause🏡
●für die laut geäußerten Beschwerden🗣 über die Regierung🏫, weil das bedeutet, wir leben in einem freien Land 🏳🌈und haben das Recht auf freie Meinungsäußerung📰
●für die Parklücke🅿, ganz hinten in der äußersten Ecke des Parkplatzes, weil das bedeutet, ich kann mir ein Auto 🚗 leisten
●für die Frau👱♀, die in der Gemeinde hinter mir sitzt und falsch 🎶singt, weil das bedeutet, dass ich gut hören kann🙉
●für die Wäsche 👕und den Bügelberg🤦♀🏔, weil das bedeutet, dass ich genug Kleidung👔 habe
●für Müdigkeit😴 und schmerzende Muskeln am Ende des Tages🌅, weil das bedeutet, ich bin fähig hart zu arbeiten
●für den Wecker⏰, der morgens klingelt, weil das bedeutet, mir wird ein neuer Tag☀geschenkt🎁!
LG Elke
Elke, das ist ein grandioser Text.
LöschenDanke, dass du ihn mit mir (uns) teilst.
LG Martina
eine schöne Geschichte
AntwortenLöschenund ja.. ich kann sie so voll und ganz nachvollziehen
es war schon manchmal sehr scher das Glas halb voll zu sehen anstatt halb leer
und ich hatte schon mal eine "Stellenanzeige" aufgeschrieben in der ich meinen "Job" zur Disposition gestellt habe ;)
aber irgendwann wächst es sich aus und auch das letzt Küken verlässt das Nest ..
die Antwort oben drüber finde ich auch seeehr gut ..
liebe Grüße
Rosi
Jetzt hab ich breit grinsen müssen. Die Sache mit der Stellenanzeige finde ich grandios, aber der Satz: 'Es wächst sich aus' toppt die Sache noch!!!
LöschenDanke für den Besuch und deinen Kommentar! LG und pass auf, dass du heute nicht davon wehst! Martina
Guten Morgen liebe Martina,
AntwortenLöschenherzlichen Dank für diese wunderbare Geschichte!
Ich wünsche Dir einen schönen und hoffentlich nicht allzu stürmischen Tag!
♥️ Allerliebste Grüße,Claudia ♥️
Guten Morgen, liebe Claudia! Danke, dass du bei mir gelesen hast - und ja, heute wird es stürmisch! - Pass also auf dich auf! - LG Martina
LöschenLiebe Martina, ich grüße Dich.Sehr schön geschrieben hast Du über dieses wichtige Thema.
AntwortenLöschenDankbarkeit verändert unsere innere Einstellung zum Leben und lässt uns glücklich und zufrieden werden.
Gründe zur Dankbarkeit gibt es tonnenweise.:)
Alles Liebe.
Helga
Ja, die gibt es, liebe Helga, wenn man seinen Blick danach ausrichtet. - Es ist genau so, wie du schreibst: Es geht um unsere innere Einstellung. - Hab einen ganz schönen Tag! Martina
LöschenStrange "water hack" burns 2lbs overnight
AntwortenLöschenOver 160 000 women and men are using a easy and secret "water hack" to lose 2 lbs each night in their sleep.
It is proven and it works every time.
This is how you can do it yourself:
1) Go get a clear glass and fill it with water half glass
2) Then follow this strange hack
and you'll become 2 lbs thinner the next day!