Bevor
ihr die folgende Geschichte lest, möchte ich einen kleinen Hinweis geben. –
Bei all meinen Geschichten war es bisher so, dass sie ‚gewachsen’ sind. Zuerst
war ein kleiner Gedanke da, der reifte und irgendwann hab ich mich dann an den
Laptop gesetzt und eine Geschichte daraus gebastelt.
Doch
vor ein paar Tagen kam ich auf eine Webseite, auf der ich folgendes las:
1.
Du kannst auch ohne einen bestimmten Grund aufschreiben, was in
Dir ist und gern niedergeschrieben werden mag. Schreiben ist Kunst. Das
bedeutet, sie ist gut so wie sie ist. Alles, was aus Dir heraus möchte, ist
perfekt. Es braucht dabei keine Bewertung und kein Urteil. Keine Erklärung und
keine Rechtfertigung. Nicht von Fremden, ebenso wenig von Dir selbst.
2.
Denk immer daran: Es
ist nur für Dich! Was auch immer Du schreibst, in welchem
Wortlaut Du schreibst, in welchem Stil, mit welchen Rechtschreib- oder
Grammatikfehlern auch immer. Es ist ausschließlich für Dich. Trau Dich. Gib
Deiner Intuition eine Stimme und schreib, ohne nachzudenken, einfach drauf los.
Lass fließen, was fließen will und fließen muss.
Und
das ist dabei heraus gekommen. - Auch wenn sie (eigentlich) nur für mich ist, so möchte ich die Geschichte doch mit Euch teilen J:
Emilia
öffnete die Tür und betrat den kleinen Wohnraum. Ihren Schirm hängte sie an
einen Haken, der sich hinter der Tür befand. Das Wasser, das aus dem Schirm
tropfte, bildete sogleich eine große Pfütze auf dem Fußboden.
„Meine
Güte, was ist das bloß für ein Wetter heute“, schimpfte sie, während sie ihre
Jacke auf einen weiteren Haken hängte.
„Hab
ich dir ja gleich gesagt“, wusste Hannes, ihr Mann, „für heute haben sie Sturm
und Regen angesagt.“
„Ja,
ja! Du und deine Wetterprognosen. Immer haben die auch nicht recht.“
„Aber
heute!“, beharrte Hannes.
„War ganz schön was los auf dem Maisfeld“, fuhr
Emilia fort, „aber schau, ich habe reichlich Beute gemacht.“
Sie öffnete ihre Einkaufstasche und ihr Mann blickte
wohlwollend hinein.
„Wirklich! Da haben wir wieder für ein paar Tage
etwas zu essen.“
Emilia ärgerte sich: „Und, wann gedenkst du,
aufzustehen und uns Vorrat für den Winter zu besorgen?“
„Morgen“, erwiderte er, „oder übermorgen. Wenn das
Wetter wieder besser wird.“
„Und wenn es gar nicht mehr besser wird? Sollen
wir dann verhungern?“
„Ach, mein lieber Schatz, wo bleibt dein Gottvertrauen?
Er wird schon dafür sorgen, dass wir nicht verhungern.“
„So, wird er das?“
„Ja, wird er!“
„Das ist Blödsinn, Hannes. Und das weißt du auch. Keinem
fliegen die gebratenen Tauben einfach so in den Mund. Auch den Menschen nicht.“
„Du immer mit deinen Sprüchen. Die Vögel legen
sich auch keinen Wintervorrat an und weißt du was: Die Menschen füttern sie.“
„Und darauf hoffst du, dass sie uns auch füttern,
oder was? Vergiss es. Kein Mensch füttert eine Feldmaus. Das habe ich im Leben
noch nicht gehört.“
„Wir können es ja mal auf einen Versuch ankommen
lassen. Lass dich überraschen, was uns erwartet. Vielleicht bekommen wir viel
bessere Dinge, als wenn wir uns selbst auf die Suche machen.“
„Darauf verlasse ich mich lieber nicht. Also, mein
Lieber, entweder du machst dich morgen, wenn der Sturm nachgelassen hast, auf
den Weg, oder …!“
„Was oder? Oder du verlässt mich oder was?“
„Oder … Ich weiß auch nicht. Nein, ich will dich
doch gar nicht verlassen, aber manchmal bist du wirklich schwierig. Ich habe ja
Vertrauen …“.
„… aber nicht in mich und auch nicht in Gott“,
fiel Hannes ihr ins Wort. „Ich sage dir mal was, mein Liebes. Wir sind doch
nicht hier auf der Welt, um uns zu zanken und zu plagen. Er wird schon für uns
sorgen, wenn wir Vertrauen haben. Also, ich möchte das durchaus mal
ausprobieren.“
Emilia war außer sich. Dieser Typ ging ihr
manchmal echt auf die Nerven. Also gut, dann müsste sie eine Entscheidung
treffen. Entweder müsste sie ausziehen und sich alleine durchschlagen oder sie
müsste wieder zurück zu ihren Eltern ziehen. Aber diese Schmach wollte sie sich
nicht antun. Aber da war ja auch noch Jakob, der sich immer sehr um sie
bemühte. Ob der etwas für sie war? Vielleicht war der nicht so stur wie ihr
Hannes. Ob sie dem mal schöne Augen machen sollte? Ob das der richtige Weg
wäre?
Viel Zeit blieb ihr nicht mehr. Der Herbst war da
und der Winter stand vor der Tür. Es wurde Zeit, sich zu bevorraten. Vertrauen
hin oder her. Es war bestimmt nicht so gedacht, dass man einfach darauf
wartete, dass etwas geschieht. Man hatte bei allem Vertrauen auch
Verpflichtungen. Da war sie sicher.
Da sie keinen Streit wollte, setzte sich Emilia zu
ihrem Mann, doch die Sache mit Jakob behielt sie im Hinterkopf.
Als sie am nächsten Morgen erwachte, lachte die
Sonne vom Himmel. Herrlicher Sonnenschein erwartete sie. Beste Voraussetzungen,
um sich auf die Suche nach Nahrungsmitteln zu machen. Doch wo war Hannes? Ob er
schon losgezogen war? Sie öffnete die Haustür und trat vor Schreck einen
Schritt zurück.
Ihr Hannes lag faul auf seinem Liegestuhl und
sonnte sich. Ein paar Maiskörner, die sie am Tag zuvor mitgebracht hatte, lagen
auf einem kleinen Beistelltischchen neben ihm.
„Na schau mal her! Geht es dir gut?“, fragte sie
vielleicht ein bisschen zynisch.
„Mir geht es sogar sehr gut! Ich genieße den Tag.
Denke nicht an gestern und nicht an morgen und lass den lieben Gott einen guten
Mann sein.“
„So geht das aber nicht, Hannes. Wir werden im
Winter verhungern. Du weißt, dass wir keine Sonnenstrahlen einfrieren können
für kalte Wintertage und du weißt auch, dass wir davon nicht satt würden.
Also, mein Lieber, ich mache mich jetzt auf den
Weg und schaue, wohin mich das Leben verschlägt. Bei dir bleibe ich jedenfalls
nicht länger.“
Dann stapfte sie ins Schlafzimmer, warf ein paar
Dinge in ihren Koffer, schnappte sich den Regenschirm und ihre Jacke und
verließ ohne Gruß das Haus und ihren Mann, der ziemlich verdutzt hinter ihr her
schaute
„Aber Liebes, so war das doch nicht gemeint!“,
hörte sie ihn von weitem rufen.
Doch darum kümmerte sie sich jetzt nicht mehr. Sie
ging ihren Weg, auch wenn sie noch nicht wusste, wohin er sie führen würde.
Vertrauen sollte sie haben, hatte Hannes gesagt. Gut, sie hatte Vertrauen
darin, dass der liebe Gott ihr schon den rechten Weg zeigen würde. Sie
vertraute darauf, weder zu verhungern, noch hatte sie Angst, im Winter ohne
Bleibe zu sein. Es würde sich schon fügen.
Ohne zurückzublicken, ging sie zielstrebig voran.
„Nanu“, wurde sie bald angesprochen, „wohin des
Weges, schöne Frau.“
Oh nein, das war Gerald! Der hatte ihr gerade noch
gefehlt. Er war so ein richtiger Schleimbolzen. Jeden Morgen stand er
stundenlang vor dem Spiegel und striegelte sein Fell, bis auch kein Härchen mehr
in eine falsche Richtung stand. Ne, auf den hatte sie überhaupt keine Lust.
Ohne ein Wort ging sie einfach weiter.
„Eingebildete Schnepfe!“, rief er ihr noch nach.
Doch das machte ihr nichts aus.
Wer ihr wohl noch alles über den Weg laufen würde?
„Hopsa!“, rief sie aus, während sie fast über
Renate gestolpert wäre. „Was ist mit dir?“, fragte sie, „weshalb liegst du hier
mitten auf dem Weg?“
Erst jetzt sah Emilia die verweinten Augen ihrer
Freundin. „Was ist geschehen?“, fragte sie deshalb panisch.
„Ach, Emilia, es ist furchtbar. Mein Mann wurde
gestern von einem Traktor überfahren. Jetzt stehe ich ganz allein da und der
Winter steht vor der Tür. Wie soll ich das nur schaffen?“
O weh! Emilia hatte großes Mitleid mit ihrer
Freundin, der sie bald darauf erzählte, dass auch sie alleine sei. Täuschte
sich die Maus oder freute sich ihre Freundin über ihre Geschichte? Nein, sie
täuschte sich nicht, denn bald darauf begann Renate zu jubeln: „Das ist ja
wirklich großartig, Emilia. Lass uns zusammen bleiben.“
„Wir beide? Aber was sollen die anderen dazu
sagen?“
„Das ist doch ganz egal, was die sagen.
Hauptsache, wir sind nicht alleine und wir haben uns doch immer gut verstanden.
Wir bekommen das schon hin. Komm mit in mein Haus. Das können wir gemeinsam
bewohnen und wir können gemeinsam dafür sorgen, dass wir im Winter nicht verhungern
und wir können plaudern und Strümpfe stricken für den Winterbasar und wir
können uns gegenseitig aus unseren Leben erzählen und es uns am Feuer gemütlich
machen. Ach, Emilia, lass dich doch nicht so lange bitten.“
Wenn sie es recht bedachte, hatte ihre Freundin Recht.
Egal, was andere darüber dachten. Sie würde mit Renate gehen und sie würden
eine tolle gemeinsame Zeit verbringen. Wie gut, dass sie darauf vertraut hatte,
dass der liebe Gott schon wusste, was am besten für sie ist.
© Martina Pfannenschmidt, 2019
Dann sage ich mal danke, dass du deine Geschichte mit uns teilst, denn sie hat mir gut gefallen.
AntwortenLöschenHannes wird aber bald sein Gottvertrauen bereuen, denn bisher hat ja Emilia für das Essen gesorgt, naja und Gott unterstützt keine Faulpelze. Er führt uns nur, wie man bei Renate und Emilia sieht.
Übrigens hat es mit der Mail geklappt, super. LGLore
Na, da bin ich doch gleich vierfach erfreut:
Löschen1. Weil du hier warst und die Geschichte gelesen hast.
2. Weil du einen Kommentar hinterlassen hast.
3. Weil dir die Geschichte gefällt und
4. dass es mit der Mail klappt! :-)
Danke dir und liebe Grüße!
Martina
eine hübsche Geschichte
AntwortenLöschenja so ist das mit dem Gottvertrauen
man muss auch schon selber etwas tun
darf aber auch Führung und Fügung vertrauen
liebe Grüße
Rosi
Liebe Rosi, ich las letztens folgende Frage: Was machst du, wenn du von der Küche ins Wohnzimmer gehen möchtest? Antwort: Du stehst auf und gehst hin!
LöschenWill sagen: Wir müssen einen Entschluss fassen. In diesem Fall: aufstehen und dorthin gehen. Zunächst muss es unsererseits eine Handlung geben und dann dürfen wir auf Führung und Fügung hoffen! - Ich glaube ganz sicher, dass es so ist. - Danke für deinen Besuch und den Kommentar! LG Martina
Liebe Martina,
AntwortenLöschenschön dass Du Deine Geschichte mit uns geteilt hast. Irgendwie muss ich schmunzeln, wenn ich sie lese.Sehe die Mäuschen so lebhaft vor mir. Tja nur faulenzen und nicht vorsorgen, bekommt der gemütlichsten Maus auf Dauer nicht gut. Ständig nur Vorsorgen zu treffen und nicht in der Sonne zu faulenzen, ist auch nicht gesund, das rechte Maß entscheidet.
Die zwei Mausemädels werden das schon schaffen, gemeinsam ist man/frau stark.
Winke mal fröhlich zu Dir rüber,
Gruß Helga
Hallo, liebe Helga! Ja, das rechte Maß macht's. Da gebe ich dir recht. Und das ist oft gar nicht so einfach. - Gerade in der heutigen Zeit scheint es mir, als würden wir viel zu viel Vorsorge treffen - wenn ich zum Beispiel an all die Versicherungen denke, die man so für sein Leben abschließen kann. - Das hat dann wenig mit Vertrauen in das Leben zu tun.
LöschenDa winke ich doch mal fröhlich zurück! Winkewinke!
Martina