Dienstag, 1. Oktober 2019

Wirst du es versuchen?


Da sitzt man vor seinem Laptop und möchte eine Geschichte schreiben, weiß aber gar nicht, worüber man schreiben könnte!
Ja und dann kommt jemand und sagt: „Schreib einfach, was geschrieben werden möchte, einfach so, ohne darüber nachzudenken. Lass einfach aufs Papier fließen, was aus dir heraus fließt.“ 
Dies ist meine zweite nach diesem Prinzip geschriebene ‚Geschichte’.
Diesmal ist es ein Gespräch, das geschrieben werden wollte:

„Schau dich um, alles ist nur grau und trüb!“
„Ja, so ist das, wenn man nur grau und trüb sehen möchte. Aber schau, die Rose dort, sie ist immer noch rot und der Rasen ist grün. Es ist nicht alles grau!“
„Für mich ist alles grau!“
„Sage ich ja!“
„Was willst du mir jetzt genau damit sagen?“
„Ändere deinen Blickwinkel. Wenn du immer nur das Graue sehen möchtest, wird deine Welt wohl kaum bunt werden.“
„Ich will gar nicht, dass sie bunt ist.“
„Ach schau, dann bist du heute das erste Mal ehrlich zu dir selbst. Und was will dir das sagen?“
„Ach Mensch, ist doch alles Mist! Auch wenn die Rose dort noch rot ist. Sie blüht nicht für mich.“
„So, für wen denn dann?“
„Weiß nicht, für einen reichen Mann vielleicht.“
„So, für einen reichen Mann. Ich wette mit dir, dass auch er an dieser Rose vorübergehen würde. Er würde sie vor lauter Zahlen in seinem Kopf gar nicht wahrnehmen.“
„Dann vielleicht die alte Frau dort?“
„Vielleicht, aber eher nicht. Schau, sie geht ganz gebeugt. Das Leben hat seine Spuren hinterlassen. Sie hat wohl auch alles immer nur grau gesehen. Ob sie die Rose sehen kann? Ich möchte es bezweifeln.“
„Aber wer sieht sie dann?“
„Kinder vielleicht und die Menschen, die sie sehen möchten. Die, die mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt gehen und das Schöne suchen und sehen möchten.“
„Aber sag ehrlich, was verändert sich für mich, wenn ich die Rose sehe? Mein Job ist trotzdem doof, in meinem Portemonnaie ist immer noch kein Geld und einen Urlaub kann ich mir dadurch auch nicht leisten.“
„Vielleicht wäre das ein ganz kleiner Urlaub für deine Seele, wenn du die Rose betrachten würdest. Wenn du sie berühren und ihren Duft einatmen würdest.“
„Das soll Urlaub sein?“
„Ja, ein Miniurlaub, wenn du so möchtest. Eine kleine Veränderung in deinem Leben. Du wendest dich der Rose zu und was geschieht in diesem Moment? Du wendest dich von deinen Sorgen ab. Schon kann sich auch in dir etwas verändern. Du erfreust dich an der Blume, an ihrem Duft und gehst freudiger weiter, als es zuvor der Fall war.“
„Meinst du, dass die Rose das vermag?“
„Ja, das meine ich. Sie vermag es, wenn du sie lässt.“
„Aber schau, sie beugt sich schon durch die Nässe. Auch ihr Leben ist schwer.“
„Glaub ich nicht, ehrlich gesagt. Sie freut sich über den Regen. Sie benötigt ihn zum Leben. Sie weiß, dass nach dem Regen wieder die Sonne scheinen wird, die es vermag, die schweren Tropfen zu trocknen. Und schon wird sie sich wieder dem Licht zuwenden und ihre Haltung ändern.“
„Du meinst, ich soll mich auch dem Licht zuwenden und meine Haltung ändern?“
„Das wäre doch mal ein Anfang!“
„Aber meine Probleme?“
„Werden sich verändern, sobald du deine Einstellung zu ihnen veränderst. Sag, wie willst du jemals in deinem Leben etwas verändern, wenn du alles immer genau so machst, wie bisher? Da kannst du solange warten, bis zu schwarz wirst. Es wird sich nichts tun. Erst wenn du dein Leben in die Hand nimmst, erst dann, wenn du die guten Seiten – auch die guten Seiten an deinem Job, den du nicht magst -, siehst, werden dir die Rosen auffallen und die bunten und fröhlichen Seiten des Lebens werden sich dir zeigen. Du ziehst an, was du aussendest. Sendest du Traurigkeit aus und ist dein Blick dunkel, wirst du genau das anziehen. Versuchst du aber, aus dieser Traurigkeit heraus zu kommen und dich den hellen Farben zuzuwenden, verändert sich die Situation und auch das Blatt wird sich für dich wenden.“
„Das sagst du so. Glauben kann ich es nicht!“
„Gut, aber versuchen könntest du es. Es kostet dich ja nichts. Du sollst ja ‚nur’ deine Augen weg von dem Grau und der Dunkelheit hin zur Farbe und zum Licht wenden. Das ist gar nicht so schwer, wenn du es einmal versucht hast. Wenn du damit die Veränderungen in dein Leben geholt hast, wirst du dich fragen, warum du nicht immer schon so gehandelt hast. Also: Wirst du es versuchen?“
„Mal sehen!“

© Martina Pfannenschmidt, 2019


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4 Kommentare:

  1. oh.. Kommentare sind wieder möglich ;)

    eine sehr schöne Geschichte
    genau so ist es manchmal ist man so in einem "Kokon" eingesponnen dass man nur noch dass sieht was man gewohnt ist zu sehen
    jede Hinwendung zu etwas Anderem kann das Leben so viel bunter und schöner machen
    auch wenn es natürlich die Probleme erst einmal nicht löst
    aber vielleicht findet man leiter die Wege dazu

    liebe Grüße
    Rosi

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    1. Ja, liebe Rosi! Seid wir wieder Reizwörtergeschichten schreiben, ist die Kommentarfunktion wieder aktiv. - Gefällt mir (eigentlich) ganz gut :-)!
      Es ist einfach schön, wenn man eine Resonanz bekommt. - Deshalb: Danke!
      Ich glaube ganz sicher, dass wir etwas verändern, sobald wir einen anderen Blickwinkel einnehmen. - Es kommt einfach auf den Versuch an! - LG! Martina

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  2. Daran glaube ich ja schon immer, lächle das leben an und es lächelt zurück. Übrigens bei arbeiten, die ich so gar nicht mag, singe ich, dann fällt es mir gleich leichter. Lore

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    1. Das ist ein guter Tipp! Darauf bin ich noch gar nicht gekommen, bei unangenehmen Arbeiten zu singen. - Ich glaube, manche kämen aus dem Singen gar nicht mehr heraus. :-)

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