„Guten Morgen, Joschua! Zeit aufzustehen.“
Es schien ihm, als
flüstere seine Mutter ihm diese Worte direkt in sein Ohr hinein.
Aber das machte
sie doch sonst nie und außerdem konnte die Nacht doch noch gar nicht vorüber
sein, oder doch?
Vorsichtig
schielte er mit einem Auge auf seinen Wecker: 5.50 Uhr.
War sie nicht mehr
ganz bei Trost? Er konnte doch noch eine ganze Stunde schlafen. Erleichtert drehte
er sich auf die andere Seite und schlief wieder ein.
6.50 Uhr! Lena
öffnete leise die Tür ins Zimmer ihres Sohnes: „Aufwachen, Josch!“
Sie ging zum
Fenster, um die Jalousie hochzuziehen und das Fenster weit zu öffnen.
„Mach es sofort wieder zu! Es ist arschkalt!“
„Umso besser! Dann
wirst du schneller munter!“
Was war heute nur
mit seiner Mutter los? Zuerst weckte sie ihn eine Stunde zu früh und jetzt kam
sie mit einem solchen Spruch daher.
Aber er hatte
keine Lust auf eine Debatte am frühen Morgen und es half ja auch nichts. Er
musste aufstehen.
Mühsam schleppte
er sich ins Bad. Als er kurze Zeit später unter der Dusche stand, kamen die
Lebensgeister ganz langsam zu ihm zurück.
In der Küche stand
das Frühstück für ihn bereit und neben seinem Teller lag ein Stückchen
Schokolade – aus dem Adventskalender, wie er unschwer erkennen konnte, und musste schmunzeln.
Irgendwie war seine Mutter ganz in Ordnung. Aber das musste er ja nicht
unbedingt laut sagen und außerdem … „Sag mal, wieso warst du schon eine Stunde bevor
ich aufstehen musste in meinem Zimmer, um mich zu wecken?“
„Wie kommst du denn
darauf? Ich war doch vorher gar nicht in deinem Zimmer.“
„Aber du hast doch
‚Guten Morgen, Joschua, Zeit aufzustehen’, gesagt. Ich habe es deutlich
gehört.“
„Also, noch einmal
zum Mitschreiben: ich war zuvor nicht in deinem Zimmer und außerdem nenne ich
dich meistens nur Josch – oder?“
„Stimmt!“
„Ich schätze, du
hast geträumt - oder eine Elfe war in deinem Zimmer und hat dir ins Ohr
geflüstert“, meinte Lena grinsend.
O man, hätte er
bloß nichts gesagt. Klar hatte er geträumt. Was sonst!
Einige Zeit später
fuhr er mit seinem Rad Richtung Schule. In der ersten Stunde hatte er Deutsch.
Mathe mochte er mehr, aber Deutsch war auch okay. Momentan sprachen sie über
Gedichte. Das war schon ein bisschen ätzend, weil sie sicherlich eines
auswendig lernen müssten.
„Guten Morgen, ihr
Lieben!“
Frau
Schwartenmeier-Schweinespeck, wie manche Schüler ihre korpulente
Deutschlehrerin böswillig nannten, begrüßte ihre Schüler wie gewohnt
freundlich.
„Habt ihr schon
mal etwas von einem Elfchen gehört?“, fragte sie in die Klasse hinein.
Prompt rief Anton,
der Klassenclown, ungebeten: „Na klar, das ist der Gnom unter allen Elfen.“
Einige Mädchen
kicherten.
Miriam, die
Klassenbeste, rettete die Situation: „Ein Elfchen ist eine besondere Gedichtform
und es besteht, wie der Name bereits vermuten lässt, aus 11 Wörtern.“
„Ganz richtig,
Miriam. Und diese 11 Wörter teilt man wie folgt auf: In der ersten Zeile steht
1 Wort, in der zweiten 2, in der dritten 3, in der vierten …“
„… stehen 4 Wörter
…“ warf Anton lautstark in den Raum.
„Auch das ist
richtig, Anton. Dann kannst du uns bestimmt auch sagen, wie viele Wörter dann
noch für die 5. Zeile übrigbleiben?“
Das konnte er nicht,
aber Joschua wusste es: „Ein Wort!“
„Genau! Und ihr
könnt euch jetzt schon mal als Hausaufgabe notieren, dass ihr ein Elfchen
schreiben sollt – und das Thema ist klar, oder? Schreibt ein Elfchen über eine
Elfe!“
Fortsetzung folgt
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