Montag, 1. Dezember 2025

Adventskalendergeschichte - Montag, 1. Dezember


„Guten Morgen, Joschua! Zeit aufzustehen.“

Es schien ihm, als flüstere seine Mutter ihm diese Worte direkt in sein Ohr hinein.

Aber das machte sie doch sonst nie und außerdem konnte die Nacht doch noch gar nicht vorüber sein, oder doch?

Vorsichtig schielte er mit einem Auge auf seinen Wecker: 5.50 Uhr.

War sie nicht mehr ganz bei Trost? Er konnte doch noch eine ganze Stunde schlafen. Erleichtert drehte er sich auf die andere Seite und schlief wieder ein.

6.50 Uhr! Lena öffnete leise die Tür ins Zimmer ihres Sohnes: „Aufwachen, Josch!“

Sie ging zum Fenster, um die Jalousie hochzuziehen und das Fenster weit zu öffnen.

„Mach es sofort wieder zu! Es ist arschkalt!“

„Umso besser! Dann wirst du schneller munter!“

Was war heute nur mit seiner Mutter los? Zuerst weckte sie ihn eine Stunde zu früh und jetzt kam sie mit einem solchen Spruch daher.

Aber er hatte keine Lust auf eine Debatte am frühen Morgen und es half ja auch nichts. Er musste aufstehen.

Mühsam schleppte er sich ins Bad. Als er kurze Zeit später unter der Dusche stand, kamen die Lebensgeister ganz langsam zu ihm zurück.

In der Küche stand das Frühstück für ihn bereit und neben seinem Teller lag ein Stückchen Schokolade – aus dem Adventskalender, wie er unschwer erkennen konnte, und musste schmunzeln. Irgendwie war seine Mutter ganz in Ordnung. Aber das musste er ja nicht unbedingt laut sagen und außerdem … „Sag mal, wieso warst du schon eine Stunde bevor ich aufstehen musste in meinem Zimmer, um mich zu wecken?“

„Wie kommst du denn darauf? Ich war doch vorher gar nicht in deinem Zimmer.“

„Aber du hast doch ‚Guten Morgen, Joschua, Zeit aufzustehen’, gesagt. Ich habe es deutlich gehört.“

„Also, noch einmal zum Mitschreiben: ich war zuvor nicht in deinem Zimmer und außerdem nenne ich dich meistens nur Josch – oder?“

„Stimmt!“

„Ich schätze, du hast geträumt - oder eine Elfe war in deinem Zimmer und hat dir ins Ohr geflüstert“, meinte Lena grinsend.

O man, hätte er bloß nichts gesagt. Klar hatte er geträumt. Was sonst!

Einige Zeit später fuhr er mit seinem Rad Richtung Schule. In der ersten Stunde hatte er Deutsch. Mathe mochte er mehr, aber Deutsch war auch okay. Momentan sprachen sie über Gedichte. Das war schon ein bisschen ätzend, weil sie sicherlich eines auswendig lernen müssten.

„Guten Morgen, ihr Lieben!“

Frau Schwartenmeier-Schweinespeck, wie manche Schüler ihre korpulente Deutschlehrerin böswillig nannten, begrüßte ihre Schüler wie gewohnt freundlich.

„Habt ihr schon mal etwas von einem Elfchen gehört?“, fragte sie in die Klasse hinein.

Prompt rief Anton, der Klassenclown, ungebeten: „Na klar, das ist der Gnom unter allen Elfen.“

Einige Mädchen kicherten.

Miriam, die Klassenbeste, rettete die Situation: „Ein Elfchen ist eine besondere Gedichtform und es besteht, wie der Name bereits vermuten lässt, aus 11 Wörtern.“

„Ganz richtig, Miriam. Und diese 11 Wörter teilt man wie folgt auf: In der ersten Zeile steht 1 Wort, in der zweiten 2, in der dritten 3, in der vierten  …“

„… stehen 4 Wörter …“ warf Anton lautstark in den Raum.

„Auch das ist richtig, Anton. Dann kannst du uns bestimmt auch sagen, wie viele Wörter dann noch für die 5. Zeile übrigbleiben?“

Das konnte er nicht, aber Joschua wusste es: „Ein Wort!“

„Genau! Und ihr könnt euch jetzt schon mal als Hausaufgabe notieren, dass ihr ein Elfchen schreiben sollt – und das Thema ist klar, oder? Schreibt ein Elfchen über eine Elfe!“

 

Fortsetzung folgt

 

 

 

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