Joschua brütete über seinen Hausaufgaben.
Genau genommen
brütete er ein Elfchen aus. Ein Elfchen über eine Elfe. Das konnte sich auch
nur Frau Schwarte-Schein, wie seine Deutschlehrerin eigentlich hieß, ausdenken.
Er wusste genau,
was die meisten seiner Mitschüler in diesem Fall machen würden. Sie würden KI
befragen und in weniger als 2 Sekunden würde KI ein Elfchen über eine Elfe
ausspucken.
Aber irgendwie
fand er das blöd. Man verlernte ganz das eigene Denken, wenn man nur noch die Künstliche
Intelligenz machen ließ. Und so schwer konnte es nun auch wieder nicht sein,
ein Elfchen zu schreiben.
Wie immer, wenn er
nachdachte, klopfte er unbewusst mit seinem rechten Mittelfinger gegen seine
rechte Schläfe – und siehe da, erste Gedanken kamen.
Elfen
Kleine Wesen
mit zarten Flügeln
tanzen sie im
Mondenschein.
Fein!
Das war doch gar
nicht so schlecht. Er würde es später seiner Mutter zeigen und fragen, ob es
gut war. Er fand es ganz okay!
„Und weshalb
fragst du nicht mich?“
Joschua erstarrte.
Woher kam das?
Er wusste, dass er
allein zuhause war. Er war verrückt! Musste verrückt sein. Schon zum zweiten
Mal an diesem Tag hörte er Stimmen, die nicht da sein konnten. Sein Herz raste
und ihm wurde ein bisschen übel.
„Hier bin ich!
Schau doch mal zu deinem Wecker.“
Langsam drehte er
sich um.
Auf dem Wecker saß
ein winzig kleines Wesen, so zart und zerbrechlich, wie er es noch nie zuvor
gesehen hatte. Es war keine 10 cm groß, wirkte sehr zierlich, aber auch
unglaublich anmutig. Auf seinem Rücken trug es zwei hauchzarte Flügel. Joschua
spürte sofort, dass etwas Magisches von diesem Wesen ausging.
Er schloss seine
Augen, weil er nicht sehen wollte, was er eindeutig sah. Das konnte nicht die
Realität sein. Das war nicht möglich. Es gab weder Elfen noch Wichtel oder
Feen. Das gab es nicht. Also konnte auch keine Elfe auf seinem Wecker sitzen.
„Öffne deine
Augen, Joschua! Es hilft dir nichts. Du kannst mich nicht ignorieren. Ich bin
da. Und du kannst mich deutlich sehen.“
Ja, er sah sie und
er hörte sie – aber er wollte nicht. Das bedeutete nämlich eines: er würde für
immer und ewig ein Geheimnis bei sich tragen müssen. Niemand würde ihm diese
Geschichte jemals glauben.
Fortsetzung folgt
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