Dienstag, 2. Dezember 2025

Adventskalendergeschichte - Dienstag, 2. Dezember

Joschua brütete über seinen Hausaufgaben.

Genau genommen brütete er ein Elfchen aus. Ein Elfchen über eine Elfe. Das konnte sich auch nur Frau Schwarte-Schein, wie seine Deutschlehrerin eigentlich hieß, ausdenken.

Er wusste genau, was die meisten seiner Mitschüler in diesem Fall machen würden. Sie würden KI befragen und in weniger als 2 Sekunden würde KI ein Elfchen über eine Elfe ausspucken.

Aber irgendwie fand er das blöd. Man verlernte ganz das eigene Denken, wenn man nur noch die Künstliche Intelligenz machen ließ. Und so schwer konnte es nun auch wieder nicht sein, ein Elfchen zu schreiben.

Wie immer, wenn er nachdachte, klopfte er unbewusst mit seinem rechten Mittelfinger gegen seine rechte Schläfe – und siehe da, erste Gedanken kamen.

 

Elfen

Kleine Wesen

mit zarten Flügeln

tanzen sie im Mondenschein.

Fein!

 

Das war doch gar nicht so schlecht. Er würde es später seiner Mutter zeigen und fragen, ob es gut war. Er fand es ganz okay!

„Und weshalb fragst du nicht mich?“

Joschua erstarrte.

Woher kam das?

Er wusste, dass er allein zuhause war. Er war verrückt! Musste verrückt sein. Schon zum zweiten Mal an diesem Tag hörte er Stimmen, die nicht da sein konnten. Sein Herz raste und ihm wurde ein bisschen übel.

„Hier bin ich! Schau doch mal zu deinem Wecker.“

Langsam drehte er sich um.

Auf dem Wecker saß ein winzig kleines Wesen, so zart und zerbrechlich, wie er es noch nie zuvor gesehen hatte. Es war keine 10 cm groß, wirkte sehr zierlich, aber auch unglaublich anmutig. Auf seinem Rücken trug es zwei hauchzarte Flügel. Joschua spürte sofort, dass etwas Magisches von diesem Wesen ausging.

Er schloss seine Augen, weil er nicht sehen wollte, was er eindeutig sah. Das konnte nicht die Realität sein. Das war nicht möglich. Es gab weder Elfen noch Wichtel oder Feen. Das gab es nicht. Also konnte auch keine Elfe auf seinem Wecker sitzen.

„Öffne deine Augen, Joschua! Es hilft dir nichts. Du kannst mich nicht ignorieren. Ich bin da. Und du kannst mich deutlich sehen.“

Ja, er sah sie und er hörte sie – aber er wollte nicht. Das bedeutete nämlich eines: er würde für immer und ewig ein Geheimnis bei sich tragen müssen. Niemand würde ihm diese Geschichte jemals glauben.

 

Fortsetzung folgt

 


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