Vorsichtig öffnete Joschua seine Augen. Das Wesen war immer noch da. Saß auf seinem Wecker mit baumelnden Beinchen und winkte ihm freundlich zu.
„Mein Name ist
Anela und ich bin eine Elfe, wie du wahrscheinlich schon vermutest hast. Ja,
ich weiß, ihr Menschen tut euch schwer damit, Dinge als wahr zu akzeptieren,
die außerhalb eurer Vorstellungskraft liegen und ja, vielleicht muss es für
immer dein Geheimnis bleiben, dass du mich sehen kannst, aber ist es nicht auch
ein kleines bisschen aufregend, ein solches Geheimnis zu haben?“
Woher wusste sie,
was er gerade gedacht hatte?
„Und ja, was ich
vielleicht noch erwähnen sollte, ist, dass ich deine Gedanken lesen kann, wie
ihr Menschen sagen würdet. Es gibt auch noch ein anderes menschliches Wort
dafür, dass du aber noch nicht kennst. Man nennt es Telepathie und manche
Menschen besitzen – genau wie ich - telepathische Fähigkeiten. Es ist also gar
nicht so besonders, wie du vielleicht denkst.“
Stille im Raum,
für einige Sekunden.
Joschua stand
immer noch unter Schock, brachte kein Wort heraus.
„Ich weiß, das ist
alles surreal für dich. Das heißt, du kannst es einfach nicht glauben. Aber
schau, du hast doch schon Bilder von Elfen in Büchern gesehen, nicht wahr. Und
denkst du, sie entstammen der Fantasie der Menschen? Dann muss ich dich
korrigieren. Es gibt noch mehr Menschen wie dich, die uns sehen und im Kontakt
mit uns leben und uns deshalb so genau beschreiben oder zeichnen können. Aber,
ich gebe zu, es sind noch sehr wenige. Doch, wer weiß, vielleicht wird sich das
eines Tages ändern.“
Joschua schwieg
immer noch. Versuchte, all das Gehörte zu verarbeiten.
„Na, besonders
gesprächig bist du heute ja nicht. Aber das wird schon noch, wenn du dich erst
an mich gewöhnt hast oder besser gesagt, wenn du dich an mich erinnerst.“
Hieß es nicht in
Märchen, dass all diese Wesen den Menschen in der Regel nachts erschienen?
Weshalb war diese Elfe, wie hieß sie noch gleich, tagsüber da?
„Anela ist mein
Name, Joschua, und ich erscheine dir tagsüber, damit du mich bewusst wahrnehmen
kannst und nicht nur in deinen Träumen. Und ich verrate dir noch ein Geheimnis.
Wie ich eben schon angedeutet habe, kennst du mich bereits. Du musst dich nur
erinnern und ich werde dir dabei helfen. – Immer dann, wenn im Kindergarten
niemand mit dir spielen wollte oder du aus irgendeinem Grund traurig warst, war
ich bei dir. Erinnerst du dich?
Damals hast du
über mich gesprochen und man hat dir erzählt, dass es uns nicht gibt. Dass ich
nur in deiner Fantasie existiere und so tat sich eine große Kluft zwischen uns
auf und ich ging zurück in mein Reich. Doch ich wusste immer, dass es ein
Wiedersehen geben wird!“
Und dann kam sie
zurück, die Erinnerung. Ganz langsam zwar, aber sehr deutlich. Ja, so war es
gewesen! Anela, sein kleiner Engel aus Kindergartenzeiten, war zurückgekehrt.
Sein Herz quoll über vor Freude und liebevoller Rückschau.
Die kleine Elfe
nahm den Wandel in Joschua wahr, bewegte leise ihre Flügel und landete sacht
auf der Hand, die der Junge ihr einladend entgegenhielt.
Anela war zurück
in seinem Leben und er genoss das Gefühl und die Freude, die sich in seinem
ganzen Körper ausbreitete und das leichte Kitzeln, das der Flügelschlag auf
seiner Handfläche auslöste.
Fortsetzung folgt.
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