Der gestrige Nachmittag war gut verlaufen. Emilia hatte ihm wirklich zugehört und war sehr einfühlsam gewesen. Sie hatten darüber gesprochen, wie schwer es Emilia fallen würde, wenn sie ihren Hund abgeben müsste und sie hatte davon gesprochen, dass sie sich schon sehr an die gemeinsamen Nachmittage und Spaziergänge mit Joschua und Filou gewöhnt hätte.
Obwohl sich
Joschua so sehr über diese Worte gefreut hatte, wollte es ihm nicht gelingen,
diese Freude auch wirklich zu spüren.
Heute, am
Heiligabend, würde der Sohn mit Filou ausgehen. So hatte es Frau Schmittke
gesagt. Joschua solle sich ganz seiner Familie widmen.
Nun saß er im
Wohnzimmer vor dem Tannenbaum, aus dem Radio dudelten Weihnachtslieder und
unter dem Baum lagen unzählige kleine Päckchen.
Doch all das
bedeutete ihm nichts. All das waren nur materielle Dinge. Er wünschte sich aber
nur eines: einen Hund!
Nein, das war so
nicht mehr richtig. Er wünschte sich nicht einen Hund. Er wünschte sich Filou!
Er wünschte, Filou könnte bei ihm bleiben.
Gleich würde Mama
das Glöckchen läuten.
Nicht, weil
irgendjemand das heutzutage noch angemessen fand, aber aus Tradition, hatte
seine Mutter gesagt.
Und tatsächlich
läutete es in dem Moment. Aber es war nicht das Bescherungsläuten, sondern es
läutete an der Haustür.
Joschua hörte
Stimmen und dann seinen Namen: „Joschua, kannst du bitte mal zur Tür kommen?“
Mühsam erhob er
sich und schlurfte Richtung Haustür.
Davor stand ein
Mann, den er nicht kannte, mit einem Hund.
Der riss sich
sofort los und lief Joschua schwanzwedelnd entgegen.
„Filou, was machst
du denn hier?“
„Hallo, Joschua!
Mein Name ist Sven. Sven Schmittke. Ich bin der Sohn von Frau Schmittke. Ja und
das ist Filou. Aber ihn muss ich dir ja nicht mehr vorstellen.“
Sofort
verfinsterte sich Joschuas Gesicht.
„Meine Mutter
schickt mich zu dir und deinen Eltern und wenn ich darf, würde ich gerne mit
Ihnen allen sprechen.“
Lena nickte dem
Mann zu: „Kommen sie gerne herein!“
„Also das ist so“,
begann der Besucher, als sie alle gemeinsam im Wohnzimmer beim Weihnachtsbaum
saßen, „meine Mutter hat nochmal nachgedacht über meinen Vorschlag, Filou mit
zu mir zu nehmen. Sie meint, ich hätte viel zu wenig Zeit für ihn und dass es
in ihrer Nachbarschaft einen fantastischen Jungen gäbe, der sich sehr gut mit
Filou verstehen würde. Und deshalb bin ich hier. Ich möchte dich, Joschua, im
Namen meiner Mutter fragen, ob du Filou ganz zu dir nehmen möchtest. Meine
Mutter käme selbstverständlich für alle Kosten auf – und wenn du sie gemeinsam
mit Filou hin und wieder im Pflegeheim besuchen könntest, müsste sie sich nicht
ganz von ihrem Hund verabschieden. Aber all das geht natürlich nur, wenn es
deine Eltern erlauben und du es überhaupt möchtest.“
Jetzt stand allen
der Mund weit offen!
Mit dieser Wendung
hatte niemand gerechnet.
Joschua sprang auf
und umarmte den ihm unbekannten Mann. "Danke!"
Anschließend kniete er sich vor den Hund und fragte ihn: "Sag, Filou, möchtest du ganz zu mir ziehen?"
Der Hund sprang schwanzwedelnd an ihm hoch und leckte dem Jungen quer durch das Gesicht.
"Das heißt dann wohl JA", freute sich Josch und Filou bestätigte es mit seinem Bellen.
„Danke, dass ist
das schönste Weihnachtsfest meines Lebens.“
„Aber Moment mal“,
sagte Papa, „wir haben ja noch gar nicht darüber gesprochen, ob das für uns
umsetzbar ist.“
Lena legte ihre
Hand beruhigend auf die ihres Mannes.
„Es ist
umsetzbar!“
Am späten Abend,
als Joschua im Bett lag und über den Tag nachdachte, erschien Anela und setzte
sich wie so oft auf seine Bettdecke.
„Wundersame Dinge
geschehen in der Heiligen Nacht, nicht wahr?“
„Ja! Das stimmt!
Filou darf bei mir sein. Er wird mein Hund sein. Ist das nicht unglaublich. Und
wir werden so oft es geht Frau Schmittke im Pflegeheim besuchen.“
„Und sicher wird
Emilia dich dabei begleiten!“
„Ja! Das wird sie.
Schöner kann es gar nicht mehr werden!“
„Joschua?!“
„Ja!“ – und sogleich
erkannte er am Klang ihrer Stimme, dass der Tag doch nicht so erfreulich enden würde,
wie er gerade noch gedacht hatte.
„Mein Auftrag,
einen Jungen namens Joschua glücklich zu machen, ist hiermit beendet. Du wirst
dich in Zukunft nicht mehr einsam fühlen, weil du nicht mehr allein sein wirst.
Filou ist in dein Leben gekommen und Emilia und Bobby ebenfalls.“
„Aber du wirst jetzt
nicht gehen, oder?“
„Ich muss,
Joschua! Das nächste Kind wartet auf mich. Der nächste Auftrag.“
„Aber …“
„… wir werden uns
wiedersehen. Ich verspreche es dir. Eines Tages werde ich wieder auftauchen.
Vielleicht wirst du dann schon ein erwachsener Mann sein, mit eigenen Kindern.
Wer weiß es schon?“
„Werden meine
Kinder dich sehen können?“
„Ganz gewiss
werden sie das. Sie werden genauso bezaubernd sein, wie du es bist und jetzt
schlaf gut, Joschua, und träum von dem Wunsch, der sich endlich erfüllt hat.“
Dann war sie fort,
doch sie hinterließ keine Traurigkeit bei Joschua. Es war, als hätte sie diese
mitgenommen in ihre unsichtbare Welt!
Zurück blieb ein
glücklicher Junge, dessen größter Wunsch sich gerade erfüllt hatte!
Ihr Lieben,
auch wenn die Adventskalender-Geschichte hier und heute endet, geht es dennoch weiter mit meinen Geschichten. Bis zum 6. Januar könnt ihr weiterhin täglich eine Geschichte lesen - wenn ihr mögt. Und wenn mir die Ideen nicht ausgehen, auch darüber hinaus!
Danke, dass DU da bist!
Liebe Martina, ich danke dir von Herzen für diese schöne Adventsgeschichte. Ich habe sie täglich genossen und als eben ein paar Tränen kullern wollten, weil Anela sich verabschiedet hat, da fühlte ich, wie sie die Traurigkeit mitnehmen wollte und ich habe losgelassen. (Das ging nur, weil du weitere Geschichten versprochen hast!)
AntwortenLöschenIch wünsche nun dir und deiner Familie ein frohes Weihnachtsfest
Regina