Donnerstag, 11. Dezember 2025

Adventskalendergeschichte - Donnerstag, 11. Dez.

 „Heute habe ich Frau Braun beim Einkaufen getroffen“, erzählte Lena ihrem Sohn. „Sie hat mir davon berichtet, dass ihre Nachbarin, Frau Schmittke, das Haus kaum mehr verlassen kann.“

„Hm!“

„Du weißt, wen ich meine, Josch?“

„Hm!“

„Hörst du mir überhaupt zu?“

In dem Moment erinnerte Joschua sich an das Gespräch mit der Elfe und ihm wurde bewusst, dass er es schon wieder tat. Er hörte seiner Mutter nicht zu.

„Sorry, Ma, nein ich habe nicht zugehört. Musste zuerst noch … egal. Was hast du gesagt?“

Mama schüttelte ein wenig den Kopf.

„Ich sagte, dass Frau Schmittke kaum mehr ihr Haus verlassen kann.“

„Frau Schmittke? Du meinst die Frau aus dem kleinen Haus mit dem hellblauen Zaun und der hellblau gestrichenen Eingangstür?“

„Genau die!“

„Und die kann das Haus nicht mehr verlassen?“

Es war nicht so, dass Joschua in diesem Augenblick Interesse bezüglich der alten Frau heuchelte, sondern es war ihm ein Bedürfnis, von ihr zu erfahren.

Zur Grundschulzeit war er immer an ihrem Haus vorbei gegangen. Oft hatte er ihr zugewunken und die alte Frau mit den grauen Haaren und den liebevollen Augen hatte ihm hin und wieder ein Bonbon geschenkt.

„Sie ist wohl schon das eine oder andere Mal gestürzt, hatte Glück, dass sie sich außer ein paar blauen Flecken nichts gebrochen hat“, sprach Mama weiter, „und vor allen Dingen … erinnerst du dich an ihren Hund? Sie schafft es nicht mehr, mit ihm rauszugehen.“

„Na klar erinnere ich mich. Der kleine Mischling. Wie heißt er noch gleich?“, und dann fiel es ihm wieder ein, „Filou! Der Hund heißt Filou!“

„Ja, so ist es. Und wenn sich das Laufen bei Frau Schmittke nicht verbessert, muss sie ihn wohl ins Tierheim geben. Das wird bestimmt sehr schwer für sie – und das alles so kurz vor Weihnachten.“

„Moment, was sagst du? Filou muss ins Tierheim?“

„Es sieht ganz so aus. Wenn Frau Schmittke ins Pflegeheim muss, weil sie nicht mehr allein im Haus bleiben kann, muss der Hund ja irgendwo bleiben, nicht wahr. Mitnehmen darf sie ihn nicht.“

Noch fiel es Joschua schwer, all die Zusammenhänge zu verstehen. Aber ihm war sofort klar, dass das für die alte Frau und Filou ganz schwer werden würde.

„Da muss man doch etwas unternehmen!“, sagte er. „Es müsste Pflegeheime geben, wo man Tiere mitbringen darf!“

Joschua schrie die Worte fast, was zeigte, wie wütend ihn die Situation machte.

„Du hast durchaus recht. Das müsste selbstverständlich sein, dass man Mensch und Tier, die so lange beisammen waren, nicht trennt. Aber soviel ich weiß, gibt es nur sehr wenig Einrichtungen, die das anbieten und ich habe hier bei uns noch von keiner gehört.“

 

Fortsetzung folgt

 

 

 

 

 


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