„Heute habe ich Frau Braun beim Einkaufen getroffen“, erzählte Lena ihrem Sohn. „Sie hat mir davon berichtet, dass ihre Nachbarin, Frau Schmittke, das Haus kaum mehr verlassen kann.“
„Hm!“
„Du weißt, wen ich
meine, Josch?“
„Hm!“
„Hörst du mir
überhaupt zu?“
In dem Moment
erinnerte Joschua sich an das Gespräch mit der Elfe und ihm wurde bewusst, dass
er es schon wieder tat. Er hörte seiner Mutter nicht zu.
„Sorry, Ma, nein
ich habe nicht zugehört. Musste zuerst noch … egal. Was hast du gesagt?“
Mama schüttelte
ein wenig den Kopf.
„Ich sagte, dass
Frau Schmittke kaum mehr ihr Haus verlassen kann.“
„Frau Schmittke?
Du meinst die Frau aus dem kleinen Haus mit dem hellblauen Zaun und der hellblau
gestrichenen Eingangstür?“
„Genau die!“
„Und die kann das
Haus nicht mehr verlassen?“
Es war nicht so,
dass Joschua in diesem Augenblick Interesse bezüglich der alten Frau heuchelte,
sondern es war ihm ein Bedürfnis, von ihr zu erfahren.
Zur Grundschulzeit
war er immer an ihrem Haus vorbei gegangen. Oft hatte er ihr zugewunken und die
alte Frau mit den grauen Haaren und den liebevollen Augen hatte ihm hin und
wieder ein Bonbon geschenkt.
„Sie ist wohl
schon das eine oder andere Mal gestürzt, hatte Glück, dass sie sich außer ein
paar blauen Flecken nichts gebrochen hat“, sprach Mama weiter, „und vor allen
Dingen … erinnerst du dich an ihren Hund? Sie schafft es nicht mehr, mit ihm rauszugehen.“
„Na klar erinnere
ich mich. Der kleine Mischling. Wie heißt er noch gleich?“, und dann fiel es
ihm wieder ein, „Filou! Der Hund heißt Filou!“
„Ja, so ist es.
Und wenn sich das Laufen bei Frau Schmittke nicht verbessert, muss sie ihn wohl
ins Tierheim geben. Das wird bestimmt sehr schwer für sie – und das alles so
kurz vor Weihnachten.“
„Moment, was sagst
du? Filou muss ins Tierheim?“
„Es sieht ganz so
aus. Wenn Frau Schmittke ins Pflegeheim muss, weil sie nicht mehr allein im
Haus bleiben kann, muss der Hund ja irgendwo bleiben, nicht wahr. Mitnehmen
darf sie ihn nicht.“
Noch fiel es
Joschua schwer, all die Zusammenhänge zu verstehen. Aber ihm war sofort klar,
dass das für die alte Frau und Filou ganz schwer werden würde.
„Da muss man doch
etwas unternehmen!“, sagte er. „Es müsste Pflegeheime geben, wo man Tiere
mitbringen darf!“
Joschua schrie die
Worte fast, was zeigte, wie wütend ihn die Situation machte.
„Du hast durchaus
recht. Das müsste selbstverständlich sein, dass man Mensch und Tier, die so
lange beisammen waren, nicht trennt. Aber soviel ich weiß, gibt es nur sehr
wenig Einrichtungen, die das anbieten und ich habe hier bei uns noch von keiner
gehört.“
Fortsetzung folgt
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