Donnerstag, 9. November 2017

Meer

Wenn ich an deinem Ufer stehe,
bin ich ergriffen.
Das Wort ‚ewig’ bekommt eine andere
Bedeutung.
Du reichst bis zum Horizont,
vereinst dich mit dem Himmel -
wirst von der Sonne geküsst.
Still ruhst du vor mir;
doch du kannst auch
wütend werden, aufbrausend.
Du forderst von den Menschen das Land zurück,
von dem sie behaupten, es gehöre ihnen.
Mit einem Schlag deiner Pranke 
ist es wieder dein.
Wenn du willst, treibst du Schiffe
wie Streichholzschachteln vor dir her.
Du wurdest zum Grab 
und doch bist du Lebensraum für viele.
Ungezählt die Lebewesen,
die sich in dir tummeln.
Staunend stehe ich da!
Groß und gewaltig bist du.
In deiner Gegenwart fühle ich mich
unbedeutend und klein.
Doch ich weiß,
wir sind miteinander verbunden,
du und ich.
Wir sind ein Teil des großen Ganzen.
Wenn wir Menschen das vergessen,
werden wir auf grausame Weise daran erinnert.
Du bist das Meer – aus dem alles kam –
ich bin der Mensch – 
und doch sind wir nicht zwei -
wir sind EINS!

© Martina Pfannenschmidt, 2015