Es
war eine von diesen glitzernden Winternächten, in denen der Schnee wie
Zuckerwatte auf den Dächern lag und die Straßen im sanften Licht der Laternen
glänzten, als drei junge Männer ausgelassen die kleine Bar am Ende der Straße
verließen.
Ihre
Nasenspitzen waren rot und niemand konnte sagen, ob es an der Kälte lag oder an
den alkoholischen Getränken, die sie reichlich zu sich genommen hatten.
Schwankend
traten sie ihren Heimweg an und freuten sich an den kleinen Wölkchen, die die
kalte Nachtluft aus ihrem Atem zauberte.
Als
sie an einem alten Backsteinhaus vorbeikamen, fiel ihr Blick auf die unberührte
Schneedecke, die vor dem Haus im Mondschein glitzerte.
„Wie
wäre es“, fragte einer der drei, so leise es ihm möglich war, „wollen wir, so
wie früher, über den Zaun klettern und einen Schneemann bauen?“
Die
anderen waren von der Idee begeistert und schon huschten sie kichernd über den
Zaun - vorsichtig und so leise wie es ihnen möglich war.
Mit
kalten Händen rollten sie große, weiße Kugeln aus dem Schnee, stapelten sie
übereinander und betrachteten nach einer Weile das schiefe Kunstwerk.
„Wartet,
ich binde ihm noch meinen Schal um“, rief einer und als die Kirchturmuhr
Mitternacht schlug, kletterten die drei jungen Männer zurück auf die Straße und
stapften fröhlich davon.
Sie
konnten ja nicht ahnen, welches Abenteuer ihr Schneemann noch erleben würde.
Am nächsten Morgen kamen die Kinder aus der Nachbarschaft herbeigerannt. Sie staunten nicht schlecht, als sie den schiefen Schneemann sahen. "Schaut mal, wie der aussieht!", rief Lisa und prustete los. "Der ist ja schiefer als der Turm von Pisa!"
"Und er hat nicht einmal Augen und eine Nase“,
rief eine andere.
Als
der Schneemann das hörte und bemerkte, dass sie über ihn lachten, wurde er sehr, sehr traurig. Er wollte so gerne geradestehen
und schön sein, wie andere Schneemänner.
Doch
am Nachmittag nahte seine Rettung, als die beiden Enkelkinder ihre Oma
besuchten. Sie entdeckten sogleich den schiefen, traurigen Schneemann und
beschlossen, ihm zu helfen. Gemeinsam stemmten sie sich gegen die Schneekugeln,
schoben und formten, bis der schiefe Schneemann stolz und aufrecht im Garten stand.
„Ich
hole noch einen Suppentopf von Oma“, rief Mia, „und zwei Kohlestücke für die
Augen, Knöpfe für den Mund und eine Möhre, damit er auch eine Nase bekommt!“
Gesagt,
getan!
Glücklich
stand der Schneemann nun da und freute sich sehr, als er hörte, wie der Junge seine Schwester fragte: „Wollen wir ihm noch eine Schneefrau machen, damit er nicht so allein
ist?“
Seine
ältere Schwester war von der Idee begeistert und bald rollten sie mit eifrigen
Händen eine große Kugel, eine mittlere und noch eine kleine Schneekugel. Oma
steuerte einen Schal, ihren Sonnenhut, weitere Knöpfe und eine Möhre bei, so
dass in kurzer Zeit eine wunderschöne Schneefrau entstanden war. Der Schneemann
konnte sein Glück kaum fassen. Jetzt stand er nicht nur gerade da, sondern auch
nicht mehr allein.
In
dieser Nacht, als die Kinder längst im Bett lagen und selbst der Wind nur noch
leise an den Karottennasen rüttelte, sagte der Schneemann schüchtern: „Du bist
so schön und ich freue mich so sehr, dass du hier bist."
Die
Schneefrau errötete ein wenig: "Dankeschön, ich freue mich auch, aber noch
schöner wäre es, wenn uns die Kinder nicht so weit auseinandergestellt hätten.
Dann könnten wir uns jetzt gegenseitig wärmen.“
Der
Schneemann seufzte: "Ich wünschte, ich könnte näher zu dir rücken. Aber
ich fürchte, dann verliere ich mein Gleichgewicht und falle um."
Dennoch
unterhielten sich die beiden die ganze Nacht. Sie sprachen über den
wunderschönen Sternenhimmel und auch über ihre Träume. Doch so sehr sie es auch
versuchten, sie konnten sich nicht nah genug kommen, um sich zu wärmen oder zu
berühren.
Gerade
als der neue Morgen anbrach, schien die Sonne besonders warm in den Garten.
Ihre Strahlen wurden immer kräftiger und langsam begann der Schnee zu
schmelzen. Der Schneemann und die Schneefrau spürten, wie sie kleiner und
kleiner wurden. Dennoch blickten sie sich lächelnd an.
„Es
ist Zeit, Abschied zu nehmen“, flüsterte der Schneemann. Die Schneefrau nickte:
„Aber vielleicht bleiben wir ja dennoch verbunden.“
Als
die Sonne höher stieg, verwandelten sich die beiden Schneegestalten in kleine
Pfützen aus klarem Schmelzwasser. Doch das Wasser floss zusammen, vereinte sich
und bildete eine große, funkelnde Lache mitten im Garten. In diesem Moment
waren der Schneemann und die Schneefrau nicht mehr getrennt.
Und
als die Kinder später durch den Garten liefen, glitzerte das Schmelzwasser in der
Sonne und erzählte leise die ungewöhnliche Geschichte einer kurzen Liebe und von
dem Zauber eines gemeinsamen Winterabenteuers.
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