Dienstag, 9. Dezember 2025

Adventskalendergeschichte, Dienstag, 9. Dezember

Genervt schmiss Josch seine Schultasche gegen die Wand.

Upps! Das wollte er nicht.

Schnell bückte er sich, und richtete die Elfentür, die bei seiner Aktion von der Fußleiste gefallen war, wieder her.

„Na, da habe ich ja noch einmal Glück gehabt“, meinte die Elfe, die im selben Moment erschien, „dass du mir die Tasche nicht an den Kopf geworfen hast.“

„Sorry! Das wollte ich echt nicht.“

„Weiß ich doch! Aber woher kommt schon wieder diese schlechte Laune?“

„Ach, ich weiß auch nicht! Eigentlich ist in der Schule gar nichts Besonderes vorgefallen, außer …“, und er musste grinsen, „eine ziemlich witzige Aktion. Meine Lehrerin malte mit der Kreide einen langen Strich an die Tafel und meinte, soooo lang sei ihr Geduldsfaden gewesen, als sie den Klassenraum betreten habe – und dann wischte sie die Hälfte des Striches weg und meinte, dass er nach einer halben Schulstunde in unserer Klasse nur noch halb so lang sei. Das war schon witzig. Aber mein Geduldsfaden mit ihr ist halt auch um einiges geschrumpft.“

„Ich weiß, dass es für euch Schüler oft nicht so einfach ist“, entgegnete Anela mitfühlend. „Weißt du, Josch, kein Mensch käme auf die Idee, einen Fisch, einen Affen, einen Elefanten und eine Schildkröte in einen Raum zu stecken, um ihnen allen das gleiche beizubringen. Aber so macht man es mit den Menschenkindern. Ihr seid alle so unterschiedlich in euren Interessen und Begabungen, aber niemand wird individuell in dem gefördert, was ihm Freude macht. Im Gegenteil. Alle sollen den gleichen Wissensstand haben und sich anpassen. Ich finde das echt nicht schön. Stell dir vor, jemand würde dem Fisch beibringen wollen, auf einen Baum zu klettern, wie es der Affe tut, und zeitgleich soll der Affe im Wasser tauchen. Niemand käme jemals auf die Idee, dies zu fordern. Aber bei euch Menschenkindern handhabt man es so.“

Joschua schaute die Elfe mit großen Augen an. Warum hatte das noch niemand erkannt? Warum wurde das nicht sofort geändert?

„Warum es nicht geändert wird, fragst du dich? Auch hier ist es so, dass Dinge ungefragt von Generation zu Generation weitergegeben werden, ohne dass man sie hinterfragt. Es war immer schon so – also bleibt es auch so, zumindest so lange, bis doch mal jemand kommt und es ändert.“

„Hoffentlich passiert das noch, solange ich zur Schule gehe.“

Die Elfe wünschte es ihm von Herzen.

 

Fortsetzung folgt

 

 

 

 


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