Reizwörter: Pfingstrosen,
Übermut, rot, schütteln, sammeln
Heute ist ein wunderschöner
und sonniger Junitag. In der Nähe eines großen Walnussbaumes liege ich in der
Sonne und genieße die Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Der Wind weht sacht und
treibt den Duft der Pfingstrosen
aus dem nahe gelegenen Blumenbeet zu mir herüber. Ich liebe diese Blumen mit
ihren prachtvollen Blüten, die einer Rose an Schönheit in nichts nachstehen.
Meine Gedanken gehen zurück
an die Sommer meiner Kindheit. Ich sehe mich in meinen Erinnerungen mit einem rot verschmierten Mund, weil ich
wieder einmal den leckeren Früchten, die üppig in unserem Garten wuchsen, nicht
widerstehen konnte.
Wie oft bin ich voller
Tatendrang und Übermut auf
unseren Kirschbaum geklettert, um Kirschen zu naschen oder im Herbst auf den
Apfelbaum. Meine Mutter schüttelte
darüber oft den Kopf, weil durch meine Aktivität unweigerlich einige Äpfel vom
Baum fielen. Doch sie schimpfte deshalb nicht mit mir, sondern sammelte sie auf und kochte
daraus leckeres Apfelmus.
Meine Kindheit war wirklich
großartig und ich denke gerne und voller Dankbarkeit daran zurück.
Im Moment bin ich dankbar
dafür, einfach nur hier liegen und dösen zu dürfen. Nichts tun – einfach nichts
tun und nur den Moment genießen. Herrlich!
Wie schnell verrinnen sonst in
unserem turbulenten Alltag die Sekunden, Minuten, Stunden, Tage, Wochen, Monate
und Jahre. Unaufhaltsam ziehen sie vorbei.
Dabei gibt es so viele
Geschenke, die es wahrzunehmen gilt, so wie dieser Moment zum Beispiel oder einen
Sonnenaufgang. Die Frage ist doch: Wann nehmen wir uns die Zeit dafür? Und wann
nehmen wir uns einfach nur die Zeit, einen Marienkäfer auf seinem Weg zu einer
Blüte zu beobachten oder einen Vogel am Himmelszelt? - Kannst du seinen Gesang
hören?
Es ist herrlich, einfach nur so
da zu liegen und all die kleinen und großen Aufgaben zu vergessen, die der
Alltag sonst mit sich bringt. Keine Gedanken an Rechnungen, Sorgen oder Ängste.
Keine Gedanken an morgen, nur ‚sein‘ und
den Moment genießen.
Ich beobachte eine dicke
weiße Wattewolke, die sich kurz vor die Sonne schiebt und ihren Schatten auf den
Boden wirft. Sie geht ihren Weg gemächlich und ohne einen Gedanken an die
Vergangenheit oder gar Zukunft weiter.
Ich möchte diesem Moment
meine ganze Aufmerksamkeit schenken, schließe die Augen und achte auf meinen
Atem. Wie oft atmen wir, ohne uns dessen wirklich bewusst zu sein. – Ich atme
tief ein und aus, folge meinem Atem auf seinem Weg. – Es ist gar nicht so
einfach, mit seinen Gedanken einfach nur beim Atmen zu bleiben.
Zu gerne würden mich meine
Gedanken dazu ‚verführen‘, darüber nachzusinnen, was alles noch vor mir liegt,
was es noch alles zu tun gibt. Doch ich bleibe mit meiner Aufmerksamkeit für
eine ganze Weile bei meinem Atmen.
In diesem Moment bin ich ganz
bei mir, doch wie oft geschieht es, dass ich mit meinen Gedanken ganz weit weg
bin. Wie oft hetze und renne ich durch meinen Tag, anstatt ruhig zu gehen und
auf meine Schritte zu achten. Aber wem gelingt das schon, mit jedem Schritt
ganz im Hier und Jetzt zu sein? Wann nehme ich wirklich wahr, dass meine Füße
den Boden berühren und ob es ein harter Betonboden oder ein weicher Waldboden
ist, auf dem ich gehe?
Meine Hand greift zum
wiederholten Male in die Schale mit Erdbeeren, die neben mir steht. Ich nehme
eine Beere, ihren Geruch auf und ihren Geschmack wahr. Ganz bewusst. Wie süß
sie schmeckt und fruchtig. So, wie eine Erdbeere eben schmecken muss. Obwohl –
irgendwie schmeckte sie früher ‚erdbeeriger‘ – oder täusche ich mich?
Es hat für mich in diesem
Augenblick den Anschein, als ob die Vergangenheit, je älter man wird, in einem
ganz besonderen Licht zu leuchten beginnt.
Wenn ich an früher denke, war
eines in jedem Fall anders: Ich war jünger und so vieles ereignete sich zum
ersten Mal in meinem Leben. Das erste Mal ein Auto fahren, die erste Liebe, die
erste Reise ohne Eltern oder einfach nur knutschend mit dem Freund in der
letzten Reihe im Kino sitzen. Unvergessliche Momente, die sich nicht
wiederholen werden.
Ja, wir Jugendlichen von
damals, wir waren natürlich in jedem Fall besser, als die Jugend heute. Wir
waren nicht so frech und auch nicht so dumm. - Aber das ist natürlich nicht
ernst gemeint, denn das behauptet wohl jede ältere Generation von der jüngeren.
Also wenn ich ehrlich bin, sehe ich viele fantastische junge Menschen. – Es
kommt wohl auf den Blickwinkel an.
Die Welt hat in den letzten
Jahrzehnten ihr Gesicht sehr verändert und ich war mit dabei, als
Antibabypille, Computer, Handy und Internet die Welt veränderten und
revolutionierten.
Ich gehöre zu der Generation,
die Frieden, Freiheit und auch Wohlstand als dauerhaften Zustand kennenlernen
durfte.
Ja, die Dinge ändern sich und
heute gibt es Vieles, was die Generationen vor mir noch für unmöglich gehalten
haben. Und ich denke in diesem Moment nicht nur daran, dass wir weltweit
miteinander vernetzt sind, sondern auch daran, dass wir weltoffener geworden sind.
Ich greife nach der letzten
Erdbeere in meiner Schale und lasse sie mir schmecken, während ich eine große
Dankbarkeit dafür empfinde, JETZT zu leben!
© Martina Pfannenschmidt,
2020
Diese Geschichte nimmt an Elkes 'froher und kreativer Linkparty' teil.
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Liebe Martina,
AntwortenLöschender erste Teil deines Textes hat etwa Meditatives, ich stellte mir deine Stimme vor und lauschte dem, was du uns zu erzählen hast. Schön war das, das "Ganz bei sich selbst Sein", dem eigenen Atem zu lauschen, einfach mal nichts zu denken.
Im zweiten Teil treffen sich deine und meine Erinnerungen an die Jugendzeit. Vieles habe ich genauso empfunden und erlebt und ja, auch damals sagten die Älteren schon mit einem Kopfschütteln: Diese Jugend von heute. Daran hat sich nicht geändert, und das wird es wohl auch nicht! Gut so, denn die Jugend von heute ist nicht besser und nicht schlechter als wir damals. Anders? Ja, vielleicht anders, die Welt hat sich ja auch verändert und wir uns mit ihr!
Danke für deine Geschichte und liebe Grüße zu dir
Regina
Ich wollte ja nicht, dass du während des meditativen Textes einschläfst - lach! Deshalb musste in jedem Fall noch Teil zwei folgen, der dich wieder aufhorchen und aufwachen lässt. - Scherz beiseite: Danke für deinen Besuch und ganz besonders für deinen Kommentar. - Liebe Grüße! Martina
Löschenwunderschöne Gedanken hast du wieder aufgeschrieben ..
AntwortenLöschenja.. einfach so zu liegen und in den Tag hinein träumen
wie schön das ist und auch früher war..
mit dem Fahrrad unterwegs und dann einfach in einer Wiese im hohen Gras zu "versinken".. den Wolken nach zu sinnen
einfach herrlich
bei dem Gedanken daran spüre ich die Sonne auf der Haut und höre die Bienen summen
danke für die Erinnerung daran
liebe Grüße
Rosi
Dank dir, liebe Rosi! - Ja, unsere Kindheit war schon anders, als die der heutigen Kinder. - Sie war einfach unbeschwert und wunderschön! - Und genau das wünsche ich den Kindern bei allem Fortschritt, den die Menschheit in der Zwischenzeit erlebt hat, ebenso. - Liebe Grüße hin zu dir! Martina
LöschenSchön deinen Gedanken zu folgen, ich kann mich hinein vesetzen, denn als wir noch jung waren liefen die Uhren etwas langsamer, Ich denke die Coronakrise hat vielleicht auch im jetzt manche zum innehalten und den Augenblick zu genießen gezwungen. Herzliche Grß0e Lore
AntwortenLöschenDas stimmt wohl. - Viele mussten oder durften kürzer treten. Für andere, z. B. die Mütter, die neben ihrer Arbeit auch noch ihre Kinder unterrichten mussten oder immer noch müssen, ist es wohl eher das Gegenteil. - Wie auch immer. Es wird so seinen Sinn haben. - Danke für deinen Besuch und liebe Grüße hin zu dir! Martina
LöschenDas hast Du wunderbar geschrieben, so ist es. In sich hineinhorchen, entschleunigen, alles bewusster wahrnehmen. Das geht erst wieder wenn man älter wird. Ich finde das lLeben baut sich bei jungen Leuten unter Druck auf, es ist hektischer und alles wird oberflächlicher wahr genommen was um einen herum ist. Da stürmt zuviel von allen Seiten ein und alles ist auf Leistung ausgerichtet. Du musst gut sein, sonst wird nichts aus Dir, aber gab es das früher in unserer Jugend nicht auch. Man hatte wenig Unterstützung im Elternhaus, jedenfalls mekien Eltern konnten mir nicht helfen.heute werden die Kinder überall hingefahren, früher musste ich 3km zur Schule laufen, manchmal noch mehr.So blieb auch weniger Zeit zum Spielen und lernen, genau wie heute, nur eben der Lehrstoff ist heute imens und in der Freizeit wird nicht gespielt sondern verplant Sport getrieben.Heute Kind sein möchte ich manchmal auch nicht, wenn es nicht Oma und Opa gäbe.
AntwortenLöschenSei gegrüsst, Du Liebe, Klärchen
Hallo Klärchen, leider sehe ich gerade erst, dass du einen Kommentar hinterlassen hast. Warum auch immer, ich werde nicht mehr benachrichtigt, wenn jemand etwas geschrieben hat. Nun, ich hab es ja entdeckt. :-)
LöschenJa, es ist sehr hektisch und alles wurde durch Corona abrupt abgebremst und die Menschen bekamen plötzlich viiieel Zeit, um nachzudenken. - Sonnige Grüße zu dir! Martina