In ein paar Tagen hatte Lukas Geburtstag. Schon lange wünschte er sich
einen Hamster. Papa hatte gesagt, er sei noch zu jung für ein lebendes Tier,
aber wenn er 8 Jahre alt würde, dann dürfte er einen Hamster haben.
Lukas war sehr gespannt, ob sich sein Vater noch daran erinnern würde
und ob er zu seinem achten Geburtstag einen Hamster geschenkt bekäme.
Der Junge hatte vor lauter Aufregung ganz schlecht geschlafen. Endlich
war der Geburtstag da. Lukas war schon früh wach geworden und schlich Richtung
Wohnzimmer. Seine Eltern waren auch schon aufgestanden und gratulierten ihm.
Doch wo waren die Geschenke? Er konnte kein einziges Päckchen erblicken. Sein
Vater sah ihm die Enttäuschung an und beruhigte Lukas sogleich:
„Keine Angst“, meinte er, „wir haben das Geschenk für dich nicht
vergessen. Aber es ist nicht hier. Du musst mitkommen.“
Auf der Werkbank in Papas Werkstatt stand ein großer Hamsterkäfig. Darin
war dick Holzstreu ausgelegt und ein Hamsterrad war darin und auch Röhren aus
Pappe. Lukas freute sich. Sein Vater hatte es nicht vergessen. Er hatte für ihn
einen Hamster gekauft. Doch konnte er den Kleinen nirgendwo entdecken.
Papa erklärte ihm, dass ein Hamster nachts aktiv ist und tagsüber
schläft. Aber das wusste Lukas natürlich längst.
Langsam öffnete er den Deckel, hob das kleine Häuschen, das in der Ecke
des Käfigs stand, hoch und sah den kleinen Hamster. Er hatte ein goldbraunes
Fell und sein Bauch war weiß. Er schlummerte dort wie in einem Bett mit einem
eigenen Dach über dem Kopf. Sehr vorsichtig nahm er den Kleinen auf seine Hand.
Da öffnete der Hamster seine Augen und sah Lukas an. Da ihn die kleinen runden
Kulleraugen an seine Murmeln erinnerten, nannte er den Hamster ‚Murmel’.
„Was für ein toller Name“, meinte sein Vater. „Und vergiss nicht, du
musst jetzt immer gut auf ihn achten. Musst ihn füttern, für Wasser sorgen und
den Käfig sauber halten“.
Es vergingen zwei fröhliche Jahre. Lukas und Murmel waren gute Freunde
geworden. Am allerliebsten krabbelte Murmel unter den Pulli von Lukas. Manchmal
robbte er in den Ärmel des Pullis oder schaute oben heraus. Das war drollig.
Heute kam Oma zum Kaffeetrinken. Lukas mochte seine Oma. Als er noch ein
kleiner Junge gewesen war, hatte sie ihm immer Geschichten vorgelesen.
Nach dem Kaffeetrinken wollte Oma Murmel besuchen. Gemeinsam gingen sie
in das Zimmer von Lukas. Murmel war wie immer nicht zu entdecken. Lukas hob das
Häuschen an und da lag sein Hamster – wie immer.
Nein, nicht wie immer. Er hatte sich nicht wie sonst eingerollt, sondern
lag der Länge nach auf dem Rücken. Das war sehr merkwürdig und Lukas bekam ein
mulmiges Gefühl. Er nahm Murmel in seine Hand und dicke Tränen liefen über
seine Wangen. Sein kleiner Hamster war gestorben. Einfach so.
Oma nahm Lukas in die Arme und tröstete ihn.
„Ja, so ist das Leben“, sagte sie dann. „Wir werden alle geboren, leben eine
Weile hier, doch wir bleiben nicht hier. Unser eigentliches Zuhause ist dort,
wo dein Murmel jetzt ist.“
Damals, als Lukas noch im Kindergarten war,
da war er manchmal traurig gewesen, weil er dachte, seine Mami würde ihn nicht
wieder abholen. Doch jetzt war er noch viel, viel trauriger, als damals.
Sein Vater grub im Garten ein kleines Loch.
Dann legte er Murmel in einen Schuhkarton. Er hatte ihn mit Moos weich
gepolstert und Lukas legte seinen toten Hamster hinein. Dann brachten sie den
Karton in den Garten. Sie stellten auch noch ein Holzkreuz auf. ‚Murmel’ stand
darauf und Lukas hatte ein rotes Herz daneben gemalt.
Es dauerte noch lange, bis Lukas wieder fröhlich sein konnte. Einen
neuen Hamster wollte er erst einmal nicht haben und der würde auch niemals
seinen ‚Murmel’ ersetzen.
© Martina
Pfannenschmidt, 2014