Lea saß am Küchentisch und malte einen großen ovalen Bauch. Links oben
kam ein Viereck auf den Bauch und darauf ein kreisrunder Kopf. Dem Kopf malte
sie ein Gesicht und zwei Ohren.
„Wie viele Beine muss ich malen?“, überlegte Lea und zählte leise: 1, 2, 3, 4.
„Was malst du denn?“, fragte Mama und sah ihrer Tochter vom Herd aus zu.
„Siehst du doch“, war Leas patzige Antwort.
Doch Mama konnte es noch nicht erkennen. Als Lea dem Tier dann noch eine
Mähne und einen langen Schweif malte, war es klar.
„Ach, du malst ein Pferd“, sagte Mama. „Das ist aber schön geworden.“
Unter dem Tisch lag Pelle. Er hatte geschlafen und kam jetzt langsam
hervor gekrochen. Er gähnte, streckte zuerst seine Vorder- und dann seine
Hinterbeine aus und ging mit hoch erhobener Schnauze schnüffelnd auf Mama zu.
„Na, mein kleiner krummbeiniger Dackel“, sagte Mama, „du riechst wohl
die Kochwurst, die auf dem Küchenschrank liegt. Nein, nein, die ist nicht für
dich. Die kommt gleich in den Linseneintopf.“
‚Piep, piep, piep, piep.’ Der Trockner meldete sich.
„Kommst du mit Lea, und hilfst mir?“, fragte Mama.
Mit ihrer Tochter und dem Hund im Schlepptau ging Mama in die
Waschküche. Lea half ihr, die Strümpfe zusammenzulegen. Schwupps – der Dackel
schnappte sich eine Socke und rannte durch die Wohnung.
„Pelle, gib mir sofort den Strumpf zurück“, rief Lea und rannte hinter
dem Hund her. Der lief immer im Kreis und hielt die Socke dabei wie eine
Trophäe in der Schnauze. Immer wieder sah er sich nach Lea um und fand Gefallen
daran, verfolgt zu werden. Irgendwann holte Lea Pelle dann ein und nahm ihm die
Socke aus der Schnauze.
Lea ging zu Mama, die die Wäsche in die Schränke räumte. Keinem fiel
auf, dass der Hund in die Küche ging.
Pelle erinnerte sich daran, dass es dort so wunderbar gerochen hatte.
Deshalb lief er schnurstracks dorthin. Es musste doch eine Möglichkeit geben,
an die leckere Wurst zu kommen. Er schaute sich kurz um, sprang auf den Stuhl,
ging über den Tisch und gelangte zu der Wurst.
„Na, wer sagt es denn“, dachte sich Pelle, „die lasse ich mir jetzt erst
einmal schmecken“.
Er saß noch schmatzend und kauend auf der Arbeitsplatte, als Mama und
Lea die Küche betraten.
Als Mama sah, was geschehen war, schimpfte sie wie ein Rohrspatz mit dem
Hund. Pelle kniff seinen Schwanz zwischen die Hinterbeine, denn er wusste, dass
er etwas Verbotenes getan hatte. Mama schnappte sich die Zeitung und der Hund
bekam damit einen Klaps auf den Po. Jetzt war er beleidigt.
„Ab in dein Körbchen - sofort“, schimpfte Mama, „und da bleibst du.“
Mama half dem Dackel vom Schrank. Er hatte die gesamte Wurst verputzt
und sein Bauch hing fast bis zum Boden.
„O weh, hoffentlich bekommt er jetzt kein Bauchweh“, sagte Lea.
„Das würde ihm recht geschehen“, sagte Mama - meinte es aber gar nicht
so.
Pelle verzog sich in sein Körbchen und wurde für eine lange Zeit nicht
mehr gesehen.
Mama holte eine Dose Wiener Würstchen aus dem Vorratsschrank. Als Papa
nach Hause kam, erzählten sie ihm die Geschichte von Pelle und wie er in
Windeseile die Wurst verspeist hatte. Dann lachten sie über den kleinen Dieb
und aßen gemeinsam den Eintopf. Nur Pelle nicht. Der bekam an dem Tag nichts
mehr zu fressen.
© Martina
Pfannenschmidt, 2014